Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit (Autor: Michael Marrak)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit von Michael Marrak

Eine Kanon-Novelle

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Jenseits der Grenzen der Schöpfung, im Mittelpunkt der Zeit, liegt, so steht es geschrieben, das sagenumwobene Land Tamuria. Unbedarfte Reisende behaupten, es sei nicht mehr als ein ephemeres Trugbild, und sein Name lediglich ein ausgeschmücktes Anagramm des Wortes »Traum«. Meta-Somnambulisten, Wachkoma-Automaten und Zwölfschläfer wissen jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

 

Wenn Menschen, Mechanoide oder Neuronenglänzer bezeugen, sie hätten einen wunderbaren, einen aufregenden oder gar einen furchterregenden Traum geträumt, waren sie womöglich zu Besuch in jenem Land, das so fern aller Länder und Welten liegt - und doch so nah, dass jeder es bei Tag und Nacht zu bereisen vermag. Wenn Traumwandler behaupten, sie hätten geträumt, dann waren sie womöglich über Tamurias Flure gewandelt; mit Freude, Entzücken und Lust - oder auch mit Grauen, Schauder und Schrecken, denn der Mittelpunkt der Zeit wahrt für jeden, der seine Gestade erreicht, ein eigenes Gesicht.

 

Rezension:

Am Ende des Kanons mechanischer Seelen rettet Aris Ninive, indem er seine Wandlerfähigkeit opfert, um sie zu heilen. Dabei erfährt er, dass diese Fähigkeit auf ein Wesen beruht, dessen Teile in den Wandlern existieren. Sein »Quantum« verschmolz mit dem Ninives und ist für ihn somit verloren. Um herauszufinden, was es mit diesem Wesen auf sich und ob es mit dem Goldenen Zeitalter und dem einstigen Mond der Erde zu tun hat, beschließt Aris, in den Stadtarchiven nach Hinweisen zu suchen.

Acht Monate später versucht er eine Lizenz für eine Forschungsreise zu erhalten. Über die Arbeit kann man schon mal vergessen, seiner Freundin Bescheid zu geben. Doch wer Ninive kennt, wird ahnen, dass dieser Fokusverlust beim Äonenkind keine große Freude auslöst.

So steht Ninive mit reichlich negativen Gefühlen vor der Stadt der Mechas …

 

Das Goethe-Institut in Dublin suchte zur Feier der Wiedereröffnung seiner Bibliothek ein literarisches Highlight und verfiel dabei auf die Idee, Michael Marrak um eine exklusive Kanon-Novelle zu bitten. Nach der limitierten Edition in englisch veröffentlicht der Amrûn-Verlag zum BuchmesseCon die deutschsprachige Ausgabe.

Erneut fertigte Michael Marrak Cover und Innenillustrationen hierfür selbst an und optisch passend zum viel gepriesenen Hauptwerk.

 

Ninive und Aris finden nicht nur wieder zusammen, sie durchstreifen eine uralte Stadt, deren mechanische Bewohner so schrullig und kunterbunt sind, wie man es von der feinsinnigen Fantasie des Autors gewohnt ist. Aufmärsche, skurrile Moden, arabeske Basarszenen, geheimnisvolle Orte und Bürokratielegenden prägen das kleine Reiseabenteuer zum Mittelpunkt der Zeit.

 

Gerahmt werden die einzelnen Kapitel der Reise durch Teile aus der »Chronik der temporalen Zeitmaschine Aeon Alumni« übersetzt und transkribiert von der »Maschine, die alle Probleme löst und unsere Sprache spricht«. Eine sagenumwobene Maschine, die Ratspräsident Velocipedior erwähnt, um die Unmöglichkeit der Reise zum Mittelpunkt der Zeit zu verdeutlichen und eine schöne Hommage an Lems Robotermärchen.

Doch wie es sich für eine standesgemäße Geschichte zur Wiedereröffnung einer Bibliothek gehört, gibt es einen völlig glasklaren Zugang nach Tamuria, dem Land der Träume: Zunächst fragt man eine postgloriole Grimoirewächterin, die mit ihrem literarischen Substrat verwachsen ist und im Libriversum des Instituts für tertiäre Ankerzeitarchivierung steht, einem Gefängnis für brisante Schriften. Und der weitere Weg ist ähnlich marrakinesk, eine fröhlich mit Worten spielende, Metaebenwanderung, kurz, ein glücklichmachender Besuch eines Universums an Ideen. Bibliothek halt.

 

Wem die abgefahrene Weltenrettung im »Kanon« gefiel, dürfte auch hier auf ihre oder seine Kosten kommen, trotz der Abwesenheit bestimmter Haushaltsgegenstände. Und was auf der Insel vor der Ewigkeit im Angesicht Lunas geschah, sollte doch für ein paar Konsequenzen gut sein und nicht dort bleiben …

 

Fazit:

»Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit« von Michael Marrak ist eine kleine, zuckersüße Wiederkehr in die Welt des Kanons. Melancholisch, Fantasie-sprühend und angefüllt mit der Präsenz liebevoll gestalteter Figuren: Michael Marrak schreibt, wovon wir am liebsten träumen.

Nach oben

Platzhalter

Buch:

Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit

Eine Kanon-Novelle

Autor: Michael Marrak

Taschenbuch, 109 Seiten

Amrûn Verlag, 14. Oktober 2018

Cover und Illustrationen: Michael Marrak

 

ISBN-10: 3958693776

ISBN-13: 978-3958693777

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07L5K8193

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 07.12.2018, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 17170