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Das Werk von J.R.R. Tolkien

 

_Am Anfang gab es nur Iluvatar („Vater des Alls“, auch Eru „Der Eine“ genannt). Er erschuf die Ainur und lehrte Sie die Musik. Er gab ihnen ein Thema vor, für ein großes Musikstück. Doch er beschrieb mit Absicht nicht jedes Detail, sondern bat sie darum, jene Räume, die er in dem Gerüst des Werkes leer gelassen hatte, mit ihren Ideen auszufüllen. Und so begannen sie mit der großen Musik. Einer unter ihnen jedoch spielte nicht im Einklang mit den anderen. Sein Name war Melkor, und von allen Ainur war er der Begabteste. Er verbrachte viel Zeit in den dunklen Räumen am Rande von Iluvatars Schöpfung, dort wo kein anderer hinging. Und dort waren in ihm Neid und Ehrgeiz gewachsen. Er wollte nicht mehr nach dem Schema Iluvatars Musizieren, sondern etwas Eigenes erschaffen. Und so suchte er überall nach dem schöpferischen Feuer, aber er fand es nicht, denn es ruht in Iluvatar selbst. Melkors Musik schlug Wurzeln, denn schon bald waren die Ainur, welche neben ihm musizierten, so verwirrt, dass sie von dem Plan Iluvatars abkamen und in die Musik Melkors einstimmten. Die beiden Themen kämpften musikalisch bis Iluvatar den Gesang beendete. Er offenbarte den Ainur, dass sie mit ihrer Musik eine Welt und deren gesamtes Schicksal erschaffen haben. Er erklärte ihnen auch, dass egal wie sehr sich die Ainur bemühen würden, es ihnen nicht gelingen würde ein Thema zu spielen, welches nicht tief in ihm, Iluvatar, seinen Ursprung hat. Und sollte es einer Melkor gleich doch versuchen, so würde er am Ende sich nur als ein Werkzeug erweisen um noch Herrlicheres zu schaffen. Durch Melkor sind Übel, Leid und Elend über die Welt gekommen, aber diese haben sie noch schöner gemacht. Durch Melkor ist bittere Kälte und Hitze ohne Maß entstanden, doch in Verbindung mit dem lebensspendenden Wasser ist Schnee und Regen entstanden. Und das Wasser war schöner als zuvor. Nun als die Ainur die Welt erblickten erflehten einige von ihnen von Iluvatar diese betreten zu dürfen. Fortan waren sie als Valar bekannt. Auch Melkor war unter ihnen. Er gab vor, die Hitze die er erschaffen hat, bändigen zu wollen, doch in Wahrheit sann er darauf die Macht der anderen Ainur an sich zu reißen und einen Krieg gegen die Eldar (Elfen) und vor allem gegen die Menschen zu entfesseln. Denn er war neidisch auf die Gaben, welche Iluvatar ihnen verlieh. Iluvatar hatte nämlich die beiden Rassen ganz alleine geschaffen, ohne die Mitwirkung der anderen Ainur. Und er gab den Menschen die Freiheit.

 

So wird im „Silmarillion“ die Erschaffung der Welt beschrieben. Es wird weiterhin davon berichtet, wie sie nach und nach mit Elfen und Menschen bevölkert wird. Es wird die Geschichte um Feanor, den kunstfertigsten aller Elfen, erzählt, welchem es gelingt das Licht der beiden Bäume Laurelin und Telperion, die heiligen Lichtquellen von Valinor, in drei Edelsteine, die Silmarlli, einzufangen. Melkor (auch Morgoth genannt) hingegen schafft es Unfrieden zwischen den Elfen und den Valar zu stiften und beide Bäume zu verderben. Feanor verweigert den Valar die Silmarilli, mit deren Hilfe die Bäume gerettet werden können. Als Morgoth die Silmarilli stielt, schwören Feanor und seine Söhne alle umzubringen, die sie daran hindern die kostbaren Steine wiederzubeschaffen, was ihnen letztlich zum Verhängnis wird ...

 

Das „Silmarillion“ beschreibt die ersten Zeitalter. Es ist sowohl in der Hinsicht auf die chronologische Ordnung der fiktiven Ereignisse als auch auf den Zeitpunkt der Entstehung des Manuskripts das erste Werk von Tolkien in der Welt von Mittelerde, wenn man das 1977 veröffentlichte Buch als eine knappe Version des bereits 1917 niedergeschriebenen „Book of Lost Tales“ ansieht. Der Erzählstil des „Silmarillion“ ist weniger der eines Romans, sondern der eines Sagen- oder sogar Geschichtsbuchs. Es gilt im allgemeinen als eher schwieriger Lesestoff, bietet dem geneigten Leser aber jede menge höchst interessanter Hintergrundinformationen. Man muss beim Lesen des „Silmarillion“ bedenken, dass all dies ein Teil, wenn nicht Nebenprodukt, Tolkiens linguistischer Studien ist. Er schrieb die Erzählungen des „Silmarillion“ ursprünglich als ein Hobby für sich selbst und vielleicht ein paar ausgewählte Freunde. Die Idee der Veröffentlichung kam erst viel später. Sein Hauptinteresse galt stets den Sprachen, die er erfunden hatte. Die Geschichten und die Völker erfand er erst hinterher zu den Sprachen dazu.

 

Der Einfluss des „Silmarillion“ und der „Verschollenen Geschichten“ auf die nachfolgenden Bücher ist sehr groß. Es ist das Fundament, der Rahmen in dem sich alle späteren Ereignisse abspielen. Tolkien selbst konnte sich von der Mythologie, die er geschaffen hatte, nicht lösen, so dass sie es sogar schaffte sich in sein nächstes Buch einzuschleichen, ohne dass er es ursprünglich beabsichtigt hatte.

 

Das zweite Buch aus Tolkiens Feder, welches uns nach Mittelerde entführt, ist „Der kleine Hobbit“. Es ist eigentlich ein Kinderbuch. Tolkien erzählte die Geschichte seinen Kindern und schrieb sie später nieder. Allerdings nur bis zu der Stelle wo der Drache getötet werden soll. Elaine Griffith, eine ehemalige Studentin von Tolkien, bat ihn um die Erlaubnis das Buch den Lektoren des Verlages Allen & Unwin zu zeigen. Erst als man dort Interesse zeigte rang er sich dazu durch das Buch beenden.

 

Es handelt von einem Hobbit, der eigentlich nichts lieber möchte als sein ruhiges bürgerliches Leben mit allen seinen Bequemlichkeiten so weiter zu leben wie bisher. Doch dann taucht der Zauberer Gandalf, der Zwergenkönig Thorin und sein Gefolge auf und heuern den Hobbit als „Dieb“ an, um den Arkenstein, ein kostbares Erbe des Zwergenreiches, aus den Klauen des Drachen Smaug zu entwenden. Aber dies, ist erst der Anfang einer sehr abenteuerlichen Reise.

 

Wie schon bereits erwähnt ist „Der kleine Hobbit“ ein Kinderbuch. Es ist in dem Stil eines Märchens geschrieben und war erst während seiner Entstehung in die Welt von Mittelerde verlegt worden. Auch seine Bedeutung für den Herr der Ringe ist erst im nachhinein entstanden, als sich Tolkien etwas mehr Gedanken über die Natur des Zauberrings, den der Hobbit in einem seiner Abenteuer findet, gemacht hatte. Trotzdem ist die charmante Geschichte auch für einen erwachsenen Leser durchaus geeignet und sehr empfehlenswert, vor allem für jene, die sich etwas mehr mit Tolkiens Werken beschäftigen wollen, aber sich davor scheuen zum Silmarillion zu greifen

 

 

„Der Herr der Ringe“ ist wohl das berühmteste Werk von Tolkien und gleichzeitig das erfolgreichste Buch des 20. Jahrhunderts. Der Inhalt dürfte den meisten bekannt sein. Durch Zufall und Fügung des Schicksals gerät der Eine Ring der Macht, das Einzige was dem großen Feind Sauron noch fehlt um die Welt in ewige Finsternis zu stürzen, in die Hände eines jungen Hobbits, Frodo. Und so ergibt es sich, dass ausgerechnet ihm die Aufgabe zukommt diesen Ring nach Mordor zu tragen, dem weit entfernten und gefährlichen Ort wo der Ring vernichtet werden kann. Ihm zur Seite stehen die Hobbits Merry, Pippin und Sam, der Elf Legolas, der Zwerg Gimli, der Zauberer Gandalf sowie die Menschen Aragorn und Boromir. Doch Gefahren lauern nicht nur von Außen in der Gestalt von Orks, Trollen und den Nazgul, sondern auch von innen, denn der Ring hat seinen eigenen Willen und wer kann schon auf längere Zeit den Verlockungen der Macht, die er verspricht, wiederstehen?

 

Tolkiens Meisterwerk ist das erste Fantasy-Buch, das es jemals gab. Vielen ist nicht bewusst, dass Orks, Elfen und Hobbits so wie wir sie heute kennen eine reine Erfindung von Tolkien sind. Keiner dieser inzwischen berühmt gewordenen Rassen hat seine Wurzeln in den Mythen alter Völker, so wie es bei Zwergen und Goblins der Fall ist. Zugegeben es gab den Alp (Alb oder auch Elb). Doch dieser Namensgeber des Alptraums war aber von ganz anderer Gestalt und Mentalität als die Elfen aus Mittelerde, deren Wesen eher an die Feen, so wie man sie sich im altertümlichen Südengland vorstellte, erinnert. Es ist also keine Übertreibung, wenn man behauptet: Tolkien hätte das Fantasy-Genre ins Leben gerufen. In dieser Hinsicht ist dieses Buch absolute Pflichtlektüre.

 

Auch wenn es immer wieder jemanden gibt, der den „Herr der Ringe“ trocken und langweilig findet, erfreut sich das Buch im allgemeinen an großer Beliebtheit. Das war nicht immer so. Vor allem 1954 waren einige Kritiker alles andere als begeistert, und einigen geht es heute noch nicht anders. Wunderschöne, gutgebaute Elfen, klang so sehr nach Herrenrasse. Stolze, blonde, blauäugige Männer Rohans erinnerte zu sehr an den deutschen Faschismus. Das die bösen Orks auch noch hässlich waren und das man sie so bedenkenlos abschlachten kann, ließ antisemitisches Gedankengut vermuten. Und das die Östlinge und die Südlinge mit Mordor im Bunde waren, machte in den Augen der Kritiker die Vermutung zur Tatsache.

 

Obgleich niemand mit Sicherheit sagen kann was Tolkien sich beim schreiben dieses Buches gedacht hat, glaube ich, dass man diese Interpretation ausschließen kann. Denn warum sollte Tolkien ausgerechnet den kleinen machtlosen (und wenn wir ehrlich sind etwas faulen) Hobbits den Ring der Macht anvertrauen, wenn er an die Existenz einer Herrenrasse glaubte? Warum lies er die Freunde Aragorn, Legolas und Gimli dort gemeinsam Siegen wo andere allein versagten, wenn er ein Rassist war? Warum lies er den Nationalstolz von Rohan und Gondor fast den Untergang der beiden Länder herbeiführen? Erst in der Gemeinschaft waren die Protagonisten des Buches stark. Nein ich glaube dieses Buch appelliert gerade an die Menschlichen Werte in uns. Zeigt uns das jeder von uns das Potential zum Guten und zum Schlechten besitzt, sowie den freien Willen sich zwischen den beiden Seiten zu entscheiden.

 

Später sollte sich die Form der Kritik komplett umdrehen. Man interpretierte nun Mittelerde als ein verklärtes Europa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. In den gemütlichen Hobbits sah man eine Selbstdarstellung der Engländer. In Mordor erkannte man das Dritte Reich. So weiter interpretierend machte man aus den Östlingen Japaner, aus Isengard Italien, aus dem Ring der Macht eine Atombombe usw. Nun machte man Tolkien eine Verallgemeinerung der anderen Art zum Vorwurf. Er habe ganze Nationen als böse gebrandmarkt.

 

Zugegeben es ist schwer sich dieser Interpretation ganz zu entziehen. Wenn man die Entstehungszeit des Buches bedenkt fällt es schwer sich vorzustellen, Tolkien hätte seine eigenen Erlebnisse im Ersten Weltkrieg und den Zeitgeist des Zweiten nicht in den „Herr der Ringe“ einfließen lassen. Aber eine solch konkrete Interpretation finde ich übertrieben. Ich glaube, dass wenn Tolkien das Buch heute Veröffentlicht hätte, man es genauso gut als eine Darstellung des Irakkriegs interpretieren könnte. Und letztendlich ist es ja auch ein Merkmal von wirklich großer Literatur, so wie Shakespeares „Hamlet“, dass jede Generation sie aufs neue für sich interpretiert. Ich bin der Überzeugung, das „Der Herr der Ringe“ ein solches Jahrhundertwerk ist, welches noch viele Generationen von Lesern in seinen Bann ziehen und die ewigen Fragen des Lebens nach Gut und Böse, Recht und Unrecht, Liebe, Tod und Menschlichkeit immer aufs neue aufwerfen und den Menschen selbst ein Spiegel der Zeit sein wird.

 

Ein Hinweis darauf, dass „Der Herr der Ringe“ diese Qualität aufzeigt, könnte auch die neuste Kritik sein, die mir zu Ohren gekommen ist. In letzter Zeit hörte ich immer wieder Beschwerden darüber, dass es so wenig Frauen im „Herr der Ringe“ gibt. Und selbst jene Frauen die dort vorkommen, scheinen nicht so richtig dem Idealbild der Frau von heute zu entsprechen. Schnell hat man sich geeinigt: Tolkien war Sexist.

 

Um den Professor in Schutz zu nehmen, möchte ich daran erinnern, dass „Herr der Ringe“ in einer Welt spielt, die in etwa unser Mittelalter wiederspiegeln soll, eine Epoche in der die Frauen leider nicht sehr viel zu sagen hatten. Eine andere Darstellung wäre schlicht und ergreifend unrealistisch gewesen. Ganz abgesehen davon, dass wir hier von einem Menschen sprechen, dessen Vorstellungen von der Beziehung zwischen Mann und Frau wahrscheinlich in seiner Jugend um die Jahrhundertwende entstanden sind, also vor fast hundert Jahren. Wenn man dann Bedenkt, welche entscheidende Rolle er Eowyn zukommen lies, wage ich sogar das Gegenteil zu behaupten: Tolkien war was die Emanzipation angeht seiner Zeit weit voraus.

 

Tolkien hat mit seiner Liebe zu den Sprachen, mit seinem sturem Perfektionismus und seinem Verlangen danach etwas zu schaffen, dass dem Innersten seiner Seele Ausdruck verleiht, die Mythen und Sagen der alten Zeit zu einer Wiedergeburt im 20. Jahrhundert verholfen und damit ein Feuer der Inspiration und Fantasie in den Herzen Tausender von Träumern entfacht, dass noch Generationen überdauern wird.

 

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Erstellt: 13.11.2005, zuletzt aktualisiert: 28.01.2015 01:51, 1561