Interview: Florian Wendland - Autor von "Walgret"
 
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Interview mit Florian Wendland, dem Autor von Walgret

Redakteur: Christoph Weidler

 

Florian Wendland zeigt mit seinem Erstlingswerk "Walgret - Die Waffen der Götter", dass Fantasy aus Federn deutscher Autoren immer wieder für positive Überraschungen gut sind. Mit "Walgret - Die Waffen der Götter" ist ihm ein äußerst gelungenes Fantasywerk über ungewöhnliche Freundschaften, Abenteuerlust, und Glauben an die eigene Kraft gelungen.

Der alternde Abenteurer Aht nimmt aus finanzieller Not seinen letzten großen Auftrag an, in dem er die Tochter eines Händlers aus den Klauen des Eroberers Arbot befreien soll. Schon schnell kristallisiert sich aus diesen anfangs "kleinen" Auftrag eine Aufgabe heraus welche die gesamte freie Welt beeinflussen soll.

 

 

Hier nun ein paar Antworten von Florian Wendland auf unsere Fragen:

 

FantasyGuide: Florian, mit Walgret ist dir ein sehr interessantes und gutes Fantasywerk gelungen. Wie bist du auf die Idee zu diesem Buch gekommen und wie entstand die Welt Walgret?

 

Florian Wendland: Die Idee für ein Fantasyroman geisterte eigentlich schon lange in meinem Kopf umher. Ich hatte auch, bevor ich mich schließlich Walgret widmete, eine Fantasystory angefangen, diese jedoch nach 50 Seiten rasch wieder verworfen. Den Anstoß zu Walgret gab es, als ich mit meinem Bruder und meinem Hund eine Runde durch den Seeburger Wald drehte. Sowohl ich als auch mein Bruder haben früher ab und an "Das Schwarze Auge" gespielt und seit jeher Fantasy-Anhänger. So dachten wir uns in diesen 2 Stunden eigentlich die Geschichte- jedenfalls den groben Kern- gemeinsam aus. Zuhause angekommen setzte ich mich direkt an den PC und begann das soeben erdachte zunächst auf Papier zu bringen. Danach nahm ich einen DIN-A3 blanko Blatt zur Hand und kreierte das Land Walgret, wie ich es schließlich nannte.

Kaum drei Tage nach dieser Unterredung mit meinem Bruder schrieb ich die ersten Sätze. Und von dort an war der Roman eigentlich ein Selbstläufer, jedenfalls in Bezug auf meine Ideen. Ich hatte nur zeitweise Probleme weiterzuschreiben. Das war zum Beispiel das fünfte Kapitel, an dem ich mich ein knappes halbes Jahr aufhielt. Fast schien es so, als hätten die shârak nicht nur Aht, Binch und Toman, sondern auch mich in ihren Verliesen eingekerkert. Aber gemeinsam mit meinen Helden schlug ich mich aus dem Berg, an die Freiheit bzw. zum nächsten Kapitel.

Den zweiten Tiefpunkt hatte ich während des Abiturs. Doch kaum war die letzte Klausur geschrieben, ging es voller Inbrunst weiter.

 

 

FantasyGuide: Mit Aht verwendest du einen ungewöhnlichen Hauptcharakter. Anstatt einen junger strahlender Held ist Aht eher der vom Schicksal gebeutelte, alternder Zwerg, welcher sich aus der Not heraus zu seinem letzten Abenteuer begibt. Was hat dich dazu bewogen?

 

Florian Wendland: Mir war es wichtig eine Art Oberhaupt zu erschaffen, ein Held, der vieles erlebt hat, der sich seiner Fähigkeiten doch schon beinahe nicht mehr bewusst ist. Ich wollte meinen Held mit seiner Aufgabe wachsen lassen. Je mehr er über die Vergangenheit des Landes und seine eigene, wichtige Bedeutung erfuhr, desto ernster nahm er seine Mission, die sich zunächst wie eine ganz einfache Rettung anhörte. Außerdem hatte ich von Anfang an die Idee diesem Held einen unerfahrenen Mann (Junge) zur Seite zustellen, um dessen Leben er sich kümmern sollte. Und zwei jungenhafte Helden hätten einfach nicht gepasst.

Außerdem hat mir Ahts Weisheit und seine Kampfeskunst imponiert. Und beides kann ein Zwerg nur besitzen, wenn er sich im fortgeschrittenen Teil seines Lebens befindet.

 

 

FantasyGuide: Sehr gut gefiel mir in deinem Buch die Mischung der Gemeinschaft von Zwerg, Mensch, Magier, Echsenmensch, Arachiden und Elf. In ihnen spiegelten sich die verschiedenen Wesensfacetten wieder. Sie kämpfen untereinander gegen Vorurteile und Misstrauen um im Laufe der Zeit zu einer verschworenen Gemeinschaft zu werden.

Wie kamst du auf die Idee dieser gemischten Reisegruppe?

 

Florian Wendland: So lange ich mich mit Fantasywerken beschäftigte gefielen mir die Geschichten am besten, in denen möglichst viele verschiedene Rassen und Wesen vorkommen. Ich finde, durch eine bunte Mischung an Charakteren, die alle unterschiedliche Stärken und Schwächen haben, wird eine Geschichte kurzweilig. Ich habe mir deshalb auch Mühe gegeben meine Helden auf ihrer Reise gegen möglichst vielen Rassen kämpfen zu lassen. Gegen Kobolde, die shârak, den Schwarzen Schergen, den Soldaten Mordeas und vielen anderen.

 

 

FantasyGuide: Der junge Zwerg Binch wandelt sich im Laufe des Buches von den rebellischen, der Gesellschaft verachteten Jüngling in einen Mann, der Werte wie Freundschaft und Gerechtigkeit für sich entdeckt und wichtig findet. Ist in Binch ein klein wenig Florian Wendland zu finden?

 

Florian Wendland: Na ja, wenn dann aber nur wirklich "ein kleines Bisschen". Und zwar hat er mein Alter bekommen. Laut den Gedanken von Aht wäre Binch etwa 17 Menschenjahre. Und als ich diesen Roman zu schreiben begann, war ich ebenfalls 17. Man könnte eher sagen, dass ich in Binch eine Charakterfigur gefunden habe, die ich in einer Fantasywelt selbst gerne wäre. Auf jeden Fall hat Binch seine Leidenschaft für Kaffee mit Milch und Zucker von mir geerbt. Umso länger musste ich mit mir kämpfen ihn sterben zu lassen. Durch seinen Tod jedoch (und das ist jetzt meine Meinung) wird man sich eher an ihn zurück erinnern als an den Hauptmann Crieh zum Beispiel.

 

 

FantasyGuide: Wird es zu Walgret eine Fortsetzung geben? Und welche weiteren Werke kann man in Zukunft von dir erwarten?

 

Florian Wendland: Sagen wir es mal so: ich habe konkrete Vorstellungen für eine Fortsetzung von Walgret. Jedoch wird die ganze Welt Palawan wohl in die Geschichte mit integriert, sprich, die Leser werden dann auch die anderen Ländereien und Kontinente kennen lernen. So wie die Aufzeichnungen bislang aussehen, wird der sterbende alte Nehund seinem Enkel Ahts Buch anvertrauen, in einer Zeit in der die Götter sich erneut bekämpfen. Auch wir der schreckliche Schwarzmagier, der in der bisherigen Geschichte nur angesprochen wurde, eine Hauptrolle spielen. Mal sehen, wann ich wieder nach Walgret reisen werden. Das wird aber sicher noch etwas dauern.

Momentan arbeite ich an einem Roman, den ich "Tecles-pharn" nennen werde. Dort geht es um eine Seele, einen Körper, einen Panther und eine Heilerin- mal sehen, ob dieser es auch in die Bücherregale schafft, wenngleich er düsterer als Walgret wird.

 

 

FantasyGuide: Gibt es in deinem Buch eine Passage die du im nachhinein anders schreiben würdest?

 

Florian Wendland: Ja, die gibt es. Und zwar ist das die Liebesszene zwischen Binch und Delémone. Gefällt mir jetzt nicht mehr ganz so gut wie damals, außerdem finde ich die Szene mittlerweile ein wenig unpassend für ein Fantasy-Buch. Aber das ist auch schon das einzige, den Rest würde ich nicht mehr verändern wollen.

 

 

FantasyGuide: Was treibt einen Florian Wendland zum Schreiben und woher nimmst du die Ideen und Anregungen zu deinen Geschichten?

 

Florian Wendland: Es ist unglaublich aber wahr, dass gerade die Schule mich zum Schreiben brachte. Damals war ich dreizehn, die Schule war verhasst (wie das so bei den meisten Jugendlichen in diesem Alter ist) und Deutsch nicht gerade mein Lieblingsfach. Damals bekamen wir eine Hausaufgabe zum Thema ‚Doppelgänger' auf. Eine Kurzgeschichte, freies Genre. Da habe ich mich zum ersten Mal mit Freude an den PC gesetzt und meine Geschichte geschrieben. Das hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich fortan mich im Geschichtenschreiben übte.

Und 1999 trug diese Übung zum ersten Mal Früchte, denn im damaligen November veröffentlichte ich meine erste Kurzgeschichte. Die Zweite folgte ein Viertel Jahr später beim EDFC. So kam ich zum Schreiben.

Meine Ideen für Walgret kamen von selbst. Ich wollte einfach einen Roman schreiben, den ich selber gerne lesen wollen würde und so kam mir eine Handlung nach der Anderen in den Kopf.

Die meisten Kurzgeschichten entstehen jedoch durch die Überlegung, was kann einen Menschen so richtig überraschen bzw. schockieren. Nicht wegen der Brutalität, sondern ganz einfach wegen der Atmosphäre. Und so wurden meine Geschichten immer unblutiger, dafür aber mit total unvorhersehbaren Enden. Meine Lieblingsgeschichte kann man ja bei dir lesen.

 

 

FantasyGuide: Florian, könntest du kurz abreißen wie der Weg deines Buches von der Idee bis zum gedruckten Werk war? War es schwer, dass Buch an einen Verlag zu bringen?

 

Florian Wendland: Die Arbeitszeit an der Geschichte direkt war vom 16. Oktober 1997 bis zum 16. Juni 2000. Dann lag mir das fertige, zweifach überarbeitete Manuskript vor.

Kontakt mit dem Asaro Verlag hatte ich jedoch bereits Mitte 1999 aufgenommen. Ich versuchte zu jener Zeit mehrere Verlagen mittels einer Leseprobe und eines Exposés von meiner Geschichte zu überzeugen. Ich glaube das waren 6 an der Zahl. Zugesagt hat aber nur der Asaro Verlag.

Als der Roman schließlich 2000 an den Verlag ging, zog sich die Herstellung überdimensional hin, bis ich mich mit dem zuständigen Lektor ernsthaft über die Veröffentlichung unterhalten. Fakt war, dass der Roman zu dick war, um ein normales, gewöhnliches Format zu bekommen. So entschieden wir uns für dieses ungewöhnlich breite Format und den kompakten Satzspiegel. Dieses Telefonat war Ende September 2001. Und nach sechs Wochen war das Buch veröffentlicht.

Tja, und jetzt bin ich halt dabei mein Buch ein bisschen in dieser großen Welt bekannt zu machen. Mal sehen, ob es klappt.

 

 

FantasyGuide: Welche Empfehlung kannst du anderen Nachwuchsautoren in bezug auf Verlagshäuser geben?

 

Florian Wendland: Ich will mich jetzt nicht als absolute Shootingstar der Literaturbranche bezeichnen, aber auch ich hätte noch 1998 nicht geglaubt, dass es so gesehen relativ "leicht" ist sein Buch an irgend einen Verlag zu bringen. ES gibt momentan so viele neue, kleine, engagierte Verlage, gerade im Bereich der Phantastik, dass die Chancen echt gut für Nachwuchsautoren stehen. Natürlich muss das Manuskript, sprich die Schreibe, akzeptabel für eine Veröffentlichung sein, denn kein Verlag wird ein Buch veröffentlichen, nur weil er sich um die Nachwuchsautoren Deutschlands kümmern will. Trotz dieser regen Neugründung der Verlage ist eine gute Qualität der schriftstellerischen Tätigkeit noch immer Voraussetzung.

 

 

FantasyGuide: Fantasy ist in Deutschland leider ja immer noch ein "Nischenthema" und entsprechend gering ist auch der Buchanteil in Buchhandlungen. Hast du auch schon erlebt, dass man dich als Genreautor bezeichnet hat und wie bist oder würdest du damit umgehen?

 

Florian Wendland: Du meinst wohl, ob ich oft darauf angesprochen werde, dass ich mir einen guten Zeitpunkt für eine Fantasy-Story ausgesucht habe, weil ich auf der Tolkien-Welle mitschwimmen kann? Ja, mehr als es mir leider Gottes lieb ist. Ich meine, es ist ja schon toll, wenn die Leute sofort an die Atmosphäre von Tolkiens Romanen denken, denn das heißt ja nichts Anderes, als dass man die Gabe hat eine nicht fiktive Welt leben zu lassen. Allerdings kann ich es nicht mehr hören, wenn mir vorgehalten wird, ich hätte den Roman nur geschrieben, weil Tolkien momentan pop ist.

Niemand scheint es zu kümmern, dass ich kein Werk der Mittelerde-Saga gelesen habe, als ich 1997 meinen eigenen Roman anfing. Noch dazu war von der "Herr der Ringe"- Faszination damals noch nicht die Spur zu finden. Kaum jemand sprach damals über Tolkien, und jetzt, da er in aller Munde ist heißt es immer: schon wieder einer, der Tolkien nachäfft. Schon wieder einer der "Main-Stream" schreibt! Und solche Aussprüche finde ich einfach unfair, weil es nicht stimmt. Man kann sicherlich keinen eigenen Roman schreiben, der bei einem normalen Satzspiegel gute 450 Seiten hätte und komplett die Handlungen aus bereits bestehenden Romanen plagiieren. Und ich denke, ich habe in Walgret genug eigene Handlungsstränge und Wesen eingebaut, dass man solche Aussagen, wie sie vielerorts getroffen werden, gründlich überdenken sollte.

Und das man mich in ein bestimmtes Genre (Phantastik im allgemeinen) stecken will, damit kann ich gut umgehen. Es ist ja nun mal so, obgleich meine Geschichten wirklich verschiedenartig sind. "Eine Minute" zum Beispiel könnte auch ein modernes Liebesdrama sein, gehört für mich aber eindeutig in die Phantastik, weil am Ende die hammerharte Überraschung kommt. Trotz alledem, oder vielleicht gerade deshalb glaube ich, ein Talent habe wirklich vielseitig zu schreiben.

 

 

FantasyGuide: Florian, ich danke dir sehr für die Zeit die du dir für dieses Interview genommen hast und wünsche weiterhin viel Erfolg mit deinem Buch und deiner Homepage ( www.florianwendland.de )

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Erstellt: 21.05.2005, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 337