Krasse Kurze 2 von Sascha Dinse
Bizarre Geschichten
Rezension von Marianne Labisch
Sascha Dinse macht in diesem Band gerade so weiter, wie er im ersten begonnen hat. Er schmeißt den Leser mitten in ein Geschehen, das häufig befremdlich, manchmal surreal ist. Er spielt mir uralten Ängsten und verleitet den Leser dazu, sich vorzustellen, seine Ängste seien real, zu glauben, hinterm Spiegel könne womöglich echt ein anderes Ich lauern, das Blitzen im Augenwinkel könnte eine Gestalt sein, die sich gerade in unserer Welt materialisiert hat, Musik könnte ebenso verzaubern, wie Unheil anrichten, alle Monster unterm Bett oder im Kleiderschrank, die uns als Kindern Schrecken einflößten, existierten immer noch. Dazu braucht dieser Autor nicht viele Worte. Innerhalb von nur wenigen Seiten baut er eine Spannung auf und verblüfft nicht selten mit unvorhergesehen Wendungen.
Gut, nicht jede Geschichte mag für jeden Leser geeignet sein, aber ich schätze, wer Horror mag, der mag auch die Krassen Kurzen.
Obwohl der vernunftbegabte Mensch weiß, dass viele der Szenarien, viele Ängste nur der Fantasie des Autors entspringen, schafft er es, den Leser denken zu lassen: »Und, wenn es doch so wäre ...«.
Ich habe es schon einmal woanders gesagt und ich wiederhole mich hier gerne:
Für mich ist Sascha Dinse der Poe unserer Zeit. Er eifert Poe nicht nach, indem er seinen alten Stil kopiert, sondern er nimmt den Leser bei der Hand und führt ihn in die dunkelsten Abgründe, wie Poe das seinerzeit auch ganz wunderbar beherrschte.
Ich habe diesen zweiten Band wirklich gerne gelesen und ich spreche eine klare Kaufempfehlung aus. Fünf von fünf Sternen.
Wer mag, kann gerne auch das Interview lesen, dass ich mit Sascha führte.
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