Moon Knight alias Marc Spector ist alles andere als ein gewöhnlicher (Super-)Held. Nun hat es den Kämpfer der altägyptischen Mondgottheit Khonshu auch noch nach Los Angeles verschlagen. Hier dreht er als Produzent eine Serie, die ausgerechnet von seiner Initiation als Mondritter handelt. Doch anscheinend will ein neuer Oberschurke die Macht an der Westküste übernehmen. Wegen eines mächtigen Artefakts droht sogar eine globale Katastrophe. Gut, dass er Unterstützung von gleich mehreren Avengers hat – oder doch nicht?
Der Band Vollmond über Los Angeles vereint die zwölf Einzelbände des Moon Knight-Runs von Brian Michael Bendis, die ab 2011 erschienen. Der vielseitige Autor hat unter anderem mit den Serien Daredevil, Guardians Of The Galaxy sowie speziell mit dem Event Civil War II für Furore gesorgt. Hier gelingt es ihm, dem ungewöhnlichen Verbrechensbekämpfer eine neue Facette abzugewinnen, ohne sich dabei zu weit von dessen Wurzeln zu entfernen. Dabei ist der Einstieg fast schon genial. Was eine nicht besonders originelle und etwas klischeebeladene Origin-Story zu sein scheint, entpuppt sich schließlich als cleverer Opener. Zudem variiert Bendis die Geisteskrankheit seines Heroen geschickt. Das sorgt für eine andere Art der Vielstimmigkeit und verleiht der Story immer wieder neue Impulse. Als Sahnehäubchen bietet die Geschichte noch eine interessante Mitstreiterin, die fast ebenso ungewöhnlich wie der Mondritter ist. Zudem gibt es als Kirsche auf der Sahne etwas wohldosiertes Comic-Relief – etwa kleine Seitenhiebe in Richtung Hollywood. Etwas sehr kurz kommen bei Bendis’ Vision allerdings die verschiedenen Persönlichkeiten bzw. Identitäten von Moon Knight. Zudem fehlt die mystische Aura, die den Helden als Faust von Khonshu eigentlich zu einem guten Teil ausmacht.
Für die zeichnerische Gestaltung ist Alex Maleev (Batman: Niemandsland) verantwortlich. Der Bulgare hat einen besonderen Stil, der oft etwas grob, düster und dreckig wirkt. Das mag nicht jedem gefallen, passt aber richtig gut zu Bendis’ Vision und seiner Interpretation des Mondritters. Bei einigen Actionsequenzen glänzt Maleev zudem durch eine unkonvetionelle Panelgestaltung, die dem Geschehen zusätzliche Dynamik verleiht. An anderen Stellen mögen Teile des Lesepublikums allerdings eine etwas filigranere Gestaltung oder detaillierter ausgearbeitete Hintergründe vermissen.
Maleev lenkt aber lieber den Fokus auf seine Figuren, wobei es ihm vor allem um Expressivität und Stimmung geht. Und hier leistet der Bulgare einfach richtig gute Arbeit. Sehr gelungen ist auch das von ihm gestaltete Cover, auch wenn dieses bei genauer Betrachtung fast schon zu viel verrät.