Interview: Volker Sassenberg
 
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Spezial zur Hörspielreihe Gabriel Burns

Redakteurin: Tanja Elskamp

 

Volker Sassenberg ist der Kopf von Deciscion Products und damit zugleich der Kopf der Serien „Point Whitmark“, „Gabriel Burns“ und „Abseits der Wege“. 1969 in Dortmund geboren, entwickelte sich Sassenberg zu einem passionierten Musiker, Komponisten und Produzenten.

 

Im persönlichen Gespräch zeigte sich Volker Sassenberg aufgeschlossen, humorvoll und sogar multitaskfähig, da er stets ganz Ohr für unsere Fragen war, zugleich jedoch auch seine umher schwirrenden Kinder beschäftigte und genau im Auge behielt.


Volker Sassenberg im Interview

Fantasyguide: Herr Sassenberg, mit Gabriel Burns haben Sie bislang einen riesigen Erfolg verzeichnen können. Dabei ist es doch im Grunde sehr mutig gewesen, eine Serie mit von vornherein offenem Ende zu kreieren – wie kamen Sie darauf?

 

Volker Sassenberg: Das ist im Grunde ganz einfach: eine Serie, bei der jede Folge für sich abgeschlossen ist, die haben wir ja schon. Abgesehen davon wollten wir sowieso mal was anderes machen, etwas, was es eigentlich so noch nicht gab, mal ganz davon abgesehen, dass ich selbst der Meinung bin, dass sich gewisse Handlungsstränge überhaupt nicht dazu eignen, mal eben in sechzig Minuten erzählt zu werden

 

Fantasyguide: Besteht für die Fangemeinde die Gefahr, dass „Gabriel Burns“ irgendwann einmal – was wir natürlich nicht hoffen wollen – eingestampft wird, vielleicht wirtschaftlichen Gründen? Oder gibt es für die Produktion und insbesondere für Sie eine Art ungeschriebenes Gesetz, das beinhaltet, die angefangenen Fäden in jedem Fall zu einem Ende zu führen?

 

Volker Sassenberg: Natürlich besteht die wirtschaftliche Gefahr immer bei solchen Projekten, aber wir werden das Ganze in jedem Fall zu Ende führen. Ganz sicher!

 

Fantasyguide: Apropos Boom: Waren Sie auf die Resonanz, die die Serie erhielt, vorbereitet, haben sie angestrebt oder hatten Sie vielleicht sogar noch mehr erhofft? Oder hat Sie das Feedback eher überrascht?

 

Volker Sassenberg: Haben wir eine gute Resonanz? Ich weiß das nicht, wir haben hier ja so ein langsames Internet … Nein, ernsthaft: Wenn die Resonanz gut ist, freut mich das. Es ist ja aber nun auch nicht so, als würde man über die Straße gehen und jeder hätte eine Gabriel-Burns-Folge in der Hand … Das kommt ja erst alles noch (grinst).

 

Fantasyguide: Sie sind dafür bekannt, größten Wert auf cineastische Hörspiele zu setzen und entsprechend höchste Qualität bieten zu wollen. Aus diesem Grund arbeiten Sie bevorzugt mit Schauspielern, die die Rollen auch über die rein auditiven Möglichkeiten hinaus verkörpern und ihnen Leben einhauchen können. Wie bringen Sie diesen Anspruch mit den Gast-Stars, die ja nicht alle aus dem schauspielerischen Segment kommen, überein? Ergeben sich die Gäste aus Bekanntschaften, von deren Fähigkeiten man schon eine Vorstellung hat, verlässt man sich auf das Bauchgefühl oder bemüht man sich schlicht darum, diese Gastauftritte möglichst kurz und „ungefährlich“ für die Produktion zu halten?

 

Volker Sassenberg: Im Grunde alles zugleich.

Mit Promi-Gästen zu arbeiten ist natürlich aufwändiger als mit den ausgebildeten Synchronsprechern. Wenn es anders wäre, dann wären die Prominenten wohl auch alle ausgebildete Synchronsprecher und nicht in dem Bereich tätig, in dem sie bekannt sind. Sicherlich ist das auch ein Grund für eher kurze Rollen, aber das ist ja auch überhaupt kein Problem. Alfred Hitchcock spielte in seinen Filmen schließlich auch immer nur kleine Rollen.

 

Fantasyguide: Dieser Qualitätsanspruch von Ihnen: Bezieht der sich spezifisch auf ihre Arbeit oder würden Sie sich generell als Perfektionisten betrachten?

 

Volker Sassenberg: Ich bin in vielen Sachen Perfektionist, nur leider nicht in Dingen, die Ordnung betreffen. Ich bemühe mich eben, andere Dinge besonders gut zu machen. Daher kommt sicherlich auch mein Spitzname „Volter“ Sassenberg. Ich kann andere mit meinem Anspruch schon ziemlich nerven.

 

Fantasyguide: Sie selbst haben ja auch einige Sprecherrollen besetzt – aus welchen Motiven? Wollten Sie der Serie quasi auch „von innen heraus“ ein Stück weit eine persönliche Marke geben? Haben Sie die Rollen besonders angesprochen oder fehlte es gar ganz schlicht an anderer Besetzung?

 

Volker Sassenberg: Nö, dass ich selbst als Sprecher dabei sein wollte, spielte überhaupt keine Rolle.

Bei Po aus Abseits der Wege kam vor allem zum Tragen, dass es sich bei ihm um eine extreme Kunstrolle handelt. Ich hatte Spaß, so lange daran zu arbeiten, allerdings ist diese Rolle für die Stimme auch sehr anstrengend. Diese Besetzung hatte also in erster Linie praktische Gründe.

Mir ist für die Besetzung von Po allerdings auch niemand eingefallen. Andreas Fröhlich kommt einem schnell in den Sinn, da er ja unter anderem den Gollum in „Der Herr der Ringe“ gesprochen hat, aber das wäre wohl ein bisschen viel gewesen. Immerhin haben wir mit Timmo Niesner als Gaston Glück in „Abseits der Wege“, der ja Frodo in der Verfilmung synchronisiert hat, schon mit „Der Herr der Ringe“ kokettiert, was allerdings augenzwinkernd zu verstehen ist.

 

Fantasyguide: Haben Sie nicht manchmal das Gefühl „Das hätte ich besser machen können.“?

 

Volker Sassenberg: Ja, natürlich habe ich das. Das Gefühl habe ich im Grunde, seit ich selbstständig bin. Man fragt sich ständig, ob man nicht irgendwas noch besser machen könnte. Das nervt natürlich. Aber deshalb arbeite ich ja auch mit Leuten zusammen, die in ihren Bereichen wirklich top sind. Ganz zu Anfang war das teilweise noch anders. Da fehlten noch die Kontakte und Erfahrungen.

 

Fantasyguide: Gibt es denn auch Leute, die Ihnen umgekehrt mal Grenzen setzen und sagen: „Jetzt ist es genug.“ oder „Jetzt haben wir genug gemacht.“?

 

Volker Sassenberg: Ja, natürlich!

 

Fantasyguide: Und bringt es etwas, Ihnen das zu sagen?

 

Volker Sassenberg: Nö. (lacht)

Bestimmte Diskussionen kann man mit mir nicht führen. Die Dinge sind dann fertig, wenn ich sage, dass sie fertig sind. Das klingt vielleicht ein bisschen arrogant, aber es ist doch letztlich so, dass man mit solchen Sachen gar nicht erst anfangen sollte. Wenn man einmal sagt „Ach, bleibt so, ist egal“, ist das im Grunde meist nicht schlimm. Aber am Ende einer Produktion hat man dann insgesamt vielleicht 130 Mal gesagt „Ist egal“, und das würde man dem Ergebnis sicherlich auch anmerken. Das ist nicht mein Ding.

 

Fantasyguide: Sie sind privat ein passionierter Hobbykoch. Wenn Sie Steven Burns, Bakerman und Luther Niles (getrennt voneinander) zum Abendessen einladen würden, was würden Sie Ihnen kochen und servieren, welche Zutaten oder welche Gerichte würden Sie mit diesen fiktiven Charakteren am ehesten verbinden, was passt zu ihnen?

 

Volker Sassenberg: Steven Burns habe ich letztens schon bekocht (den Sprecher). Ich denke, ich würde dem Charakter dasselbe servieren: Couscous mit gegrillter Dorade.

Bakerman bekäme ein großes Steak ohne jede Beilage. Der Mann hat totale Machtansprüche, das ist eine Einstellung, wo es etwas zu beißen braucht.

Bei Luther Niles passt grundsätzlich am besten ein Sieben-Gänge-Menü oder etwas in der Art. Der Charakter wird ja auch in mehreren Gängen serviert. Immer dann, wenn man meint, es kommt nichts mehr, wird doch noch mal nachgelegt. Das Menü käme wohl am ehesten aus der kulinarisch französischen Ecke.

 

Fantasyguide: Noch einmal abseits von „Gabriel Burns“: Mittlerweile ist die erste Folge Ihrer neuen Hörspielserie „Abseits der Wege“ erschienen. Stehen Sie da – trotz der unterschiedlichen Genres – nicht ein wenig in Konkurrenz mit sich selbst?

 

Volker Sassenberg: Nein, überhaupt nicht. „Abseits der Wege“ ist einfach – wie „Gabriel Burns“ – ein Projekt, das ich gern machen wollte. Es geht mir dabei darum, eine Märchengeschichte zu erzählen, das Ganze dann auch weiter zu entwickeln und mit der Zeit erwachsener werden zu lassen.

 

Fantasyguide: Denken Sie, dass der Bereich der Phantastik als Kulisse besonders für cineastisches Hörspiel geeignet ist?

 

Volker Sassenberg: Nicht unbedingt, nein. Der phantastische Bereich ist einfach der Bereich, in dem ich selbst gern arbeiten möchte. Wenn ich nun Arztromane toll fände und wollte gern eine Arztroman-Hörspielserie machen, dann wäre die wohl auf eine Art und Weise auch cineastisch. Aber ich steh ja nicht auf Arztromane.

 

Fantasyguide: „Gabriel Burns“ bedient vor allem den Horrorbereich, während „Abseits der Wege“ sich der Fantasy zuwendet. Tragen Sie sich womöglich schon mit Gedanken oder Ideen zu einer Science-Fiction-Reihe, die „die großen Drei“ der Phantastik dann komplettieren würde?

 

Volker Sassenberg: Nein, auf keinen Fall. Ich persönlich mag zwar Science-Fiction grundsätzlich, aber ich habe keinen wirklich Bezug zu diesem Genre.

Bei „Abseits der Wege“ ist der Begriff Fantasy allerdings in meinen Augen auch etwas missverständlich. Das ist viel eher ein Märchen.

 

Fantasyguide: Herr Sassenberg, ich danke Ihnen vielmals für dieses Interview!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426055507e30b6821
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Erstellt: 15.07.2007, zuletzt aktualisiert: 08.01.2015 05:48, 4466