Zurück nach Mittelerde – Eine lang erwartete Reise (Teil 1)
Ein Reisebericht nach Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde
von Holger M. Pohl
Vorbemerkungen
»Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen« heißt es so schön. Und von meiner diesjährigen Reise nach Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde … kann ich euch viel erzählen. Im Grunde mehr, als ich mir hier Platz gönne.
Nach 2011 und 2016 ging es also erneut in das Land der langen weißen Wolke – wie das Maori-Wort Aotearoa übersetzt heißt – und es war sicher nicht das letzte Mal. Nicht ausschließlich, aber auch weil …
… in Neuseeland die Der Herr der Ringe- und Die Hobbit-Trilogien entstanden. So viel zum phantastischen Aspekt einer Reise in ein phantastisches Land. 2011 war es die Silberhochzeitsreise und sie stand in der Tat fast ausschließlich unter dem Mittelerde-Stern. Ein heute nicht mehr existierendes Reiseunternehmen bot eine Reise zu den Drehorten der Ring-Trilogie an. Dieses Jahr schenkte ich mir die Reise zu meinem runden Geburtstag. Geträumt hatte ich davon, diesen mit meinen Gästen im Grünen Drachen zu feiern … aber aus sicher verständlichen Gründen, habe ich dann doch umdisponiert. Die Anreise wäre etwas weit für eine Geburtstagsfeier und auch ein wenig teuer. Doch ich versichere euch: Wir haben gefeiert in Aotearoa!
Gebucht hatten wir die Reise (und ich gebe zu, ich mache an dieser Stelle ein wenig Werbung) wie schon 2016 über Boomerang Reisen Wir fühlen uns dort einfach gut aufgehoben, nicht zuletzt wegen des auf die persönliche Reise abgestimmten Tourenmanuals und dem dazu buchbaren und entsprechend programmierten Navi. Einfach toll!
Wir hatten uns vorgenommen, dieses Mal vor allem Gegenden aufzusuchen, die wir noch nicht kannten. Natürlich ließ es sich dennoch nicht vermeiden, dass wir die eine oder andere Region durchquerten, die uns bereits vertraut war. Sofern man nach zwei Besuchen schon von vertraut reden kann. Neuseeland hat noch so viel zu bieten, dass wir sicher nicht das letzte Mal dort waren.
Wie auch schon die ersten beiden Mal wollten wir unseren Aufenthalt je etwa zur Hälfte auf die Nord- und Südinsel verteilen. Entsprechend verliefen unsere Reiseplanung und die Vorbereitungen. Natürlich kam uns dabei zu Gute, dass wir unseren Veranstalter schon kannten und wussten wie wir vorgehen mussten. Eckdaten unserer Reise an Boomerang – Erstes Angebot zurück – Korrektur und Änderung der Eckdaten an Boomerang – Zweites Angebot zurück – Angenommen und gebucht. So einfach geht das, wenn man beim Reiseveranstalter seines Vertrauens bucht. Alles in allem dauerte das drei Monate und im Januar 2019 – sozusagen zu meinem 60. Geburtstag – war es in trockenen Tüchern.
Danach begannen die weiteren Vorbereitungen. Und ich begegnete etwas völlig Neuem! Für Neuseeland braucht man seit 1. Oktober 2019, wie auch schon für andere Länder, eine elektronische Einreisegenehmigung. Ist nicht wirklich schwer zu bewerkstelligen, allerdings war es erst am August 2019 möglich das zu beantragen, da das Online-Formular (und das ganze weitere Prozedere) noch nicht fertig war. Dann aber ging es recht flott. Wobei dieses flott relativ zu sehen ist. Meine Einreisegenehmigung kam vier Minuten nachdem ich den Antrag weggeschickt hatte mit einem »issued« zurück. Die meiner Frau dauerte 36 Stunden. Manchmal malen auch elektronische Mühlen langsam.
Nachdem alles erledigt, vorbereitet, eingekauft, zusammengesucht war, begann das lange Warten bis es denn endlich soweit war. Aber ich bin ja geduldig … meistens jedenfalls.
Unsere lang erwartete Reise nach Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde startete schließlich am 1. November 2019. Mit der Anreise möchte ich Euch nicht groß langweilen. Sie ging von Frankfurt über Hongkong nach Auckland und war ein wenig beschwerlich. In Hongkong hatten wir 11 Stunden Aufenthalt und so ein Tag am Flughafen kann sich endlos hinziehen. Wir waren froh, als wir endlich den Flieger nach Auckland besteigen konnten. Dort bekamen wir problemlos unseren Mietwagen, einen weißen Toyota RAV4 AWD, den wir auf den Namen »Sam« tauften. Unser treuer Gefährte auf unserer Reise. Und auch das Navi bekam seinen Namen ab. Wir nannten es »Moana«. Das ist Maori für Meer, Ozean, große Wasserfläche. Ich sagte ja schon mehrfach: Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde. Alles eins und wunderschön …
Unser erstes Ziel war Thames, eineinhalb Stunden vom Flughafen Auckland entfernt.
3. – 5. November 2019
Thames und ein wenig Ostküste der Nordinsel
Das beschauliche Städtchen Thames hat etwa 7.000 Einwohner und gilt als Eingangstor zur Coromandel-Halbinsel. Dorthin zog es uns dieses Jahr allerdings nicht, auch wenn die Halbinsel sicher noch einmal eine Reise wert ist. Wir waren 2016 dort und ein Tag war total verregnet. Erneuter Besuch daher wahrscheinlich… aber nicht dieses Mal. Wir zogen es vor, die ersten beiden Tage nach der Anreise relativ ruhig angehen zu lassen. Um uns einzugewöhnen und erst einmal richtig anzukommen.
Daher hatten wir unsere Unterkunft direkt durch unseren Reiseveranstalter buchen lassen und Boomerang hatte gut gewählt: Grafton Cottages & Chalets. Wunderbare Hanglage mit toller Aussicht von der Terrasse auf den Firth of Thames, eine Bucht, die die Coromandel-Halbinsel von der Nordinsel trennt und nördlich in die Hauraki-Bucht übergeht. Und wir hatten wunderbares Wetter: Sonnig und schöne 27 Grad warm. So kann Urlaub beginnen!
Der Tag endete mit dem ersten Abendessen unserer diesjährigen Reise nach Neuseeland. Es gab leckere Muscheln.
An unserem zweiten Tag gönnten wir uns bei herrlichem Wetter unsere erste Wanderung. Nun gut, für Geübte eher ein Spaziergang, aber da ich kein Geübter bin, war es eine Wanderung. Waiomu Kauri Walk heißt der kleine Rundgang, den wir wählten. Durch einen schönen Wald geht es zu einem großen Kauri-Baum.
Man möge mir an dieser Stelle (und auch später) verzeihen, wenn ich immer wieder einmal auf Mittelerde zu sprechen komme. Aber Neuseeland und Mittelerde sind halt irgendwie eins. Denn mit ein bisschen Phantasie denkt man, wenn man durch einen neuseeländischen Wald geht, dass man irgendwo in Düsterwald, Fangorn oder sonst einem der Wälder Mittelerdes ist. Daher hat mir die kleine Wanderung auch so gefallen. Vorbei an großen Farn-Bäumen ging unser Weg und schließlich etliche Stufen hinauf, bis wir an dem Kauri-Baum ankamen.
Kauri-Bäume sind die größte in Neuseeland beheimatete Baumart. Doch Rodung und Schädlinge haben dem Bestand in den letzten Jahren schwer zugesetzt. Gegen Rodung aus wirtschaftlichen Gründen gibt es mittlerweile Gesetze und Initiativen (und Proteste gegen diese, wie wir ihn Wellington miterleben konnten); gegen den Hauptschädling – Phytophthora taxon agathis, oder kurz PTA, einen Pilz, der zur Wurzelfäule führt – wird mehr schlecht als recht und recht ineffektiv vorgegangen. Auf der Wanderung kamen wir an eine Stelle, an der man sich die Schuhe desinfizieren konnte, da die Sporen des Pilzes häufig durch Wanderer eingeschleppt werden. Wir desinfizierten – doch ob das alle machen? Dann ging es zurück und wir genossen einen späten, sonnigen und warmen Nachmittag auf der Terrasse unserer Unterkunft. Den Tag ließen wir mit einem indischen Abendessen ausklingen.
Am nächsten Morgen hieß es dann schon Abschied nehmen von Thames. Über die SH 25a ging es an die Ostküste, der wir ein Stück entlangfuhren, ehe wir uns wieder dem Inland zuwandten. In Waihi legten wir einen Zwischenstopp ein. Der Ort ist geprägt vom Goldbergbau und ein Rundgang um die Martha Mine bei herrlichem Wetter verschaffte uns ein wenig Bewegung. Nach einer anschließenden Mittagspause (und einem leckeren Mince Pie) ging es weiter zum Tagesziel unserer Etappe: Matamata.
Wenn man sich einmal etwas näher mit den Filmen der Ring- und Hobbit-Trilogie beschäftigt hat (vor allem mit dem Drumherum der Dreharbeiten), der wird bei dem Namen Matamata sicher hellhörig. In der Nähe der Stadt mit etwa 7.000 Einwohnern gibt es die Schaffarm der Familie Alexander. An und für sich nichts Außergewöhnliches, solche Farmen gibt es in Neuseeland wie Sand am Meer. Doch auf dieser Farm gibt es etwas ganz Besonderes, das Hobbiton Movie Set. Besser auch bekannt unter dem Namen Hobbingen (oder in Englisch eben Hobbiton). Dort baute Peter Jackson das Auenland für seine Verfilmungen. Und wir hatten für den Abend die Evening Banquet Tour gebucht. Unser erstes, richtiges Mittelerde-Highlight der diesjährigen, lang erwarteten Reise.
Zum Teil 2 des Berichtes