Artikel: Zurück nach Mittelerde – Eine lang erwartete Reise (Teil 5)
 
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Zurück nach Mittelerde – Eine lang erwartete Reise (Teil 5)

Ein Reisebericht nach Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde

von Holger M. Pohl

 

10. bis 13. November 2019:

Auf nach NAPIER, Art Déco Capital oft he World

 

Von New Plymouth nach Napier ist ein ganzes Stück des Weges. Einmal quer durch die Nordinsel. Es gibt mehrere Routen, die wir hätten nehmen können, doch im Vorfeld hatten wir uns für eine besondere entschieden: Den SH 43 von Stratford nach Taumarunui, besser bekannt als Forgotten World Highway. Was würde besser zu unserer Reise nach Mittelerde passen, als so eine Straße zu benutzen.

 

Der Forgotten World Highway führt abseits der üblichen Touristenstecken durch eine weitgehend unberührte Gegend. Richtige Städte sucht man vergebens, es gibt den einen oder anderen kleinen Ort unterwegs. Dafür aber wunderbare Ausblicke und Stopps, denn die Straße führt über vier Bergsattel, immer schön kurvig und schmal. Etwas mehr als zehn Kilometer davon sind außerdem nicht asphaltiert, sondern Schotterstrecke. Wir hatten uns schlau gemacht und wussten, dass man für die Strecke zwischen Stratford und Taumarunui etwa drei Stunden einplanen sollte. Für knappe 160 Kilometer. Natürlich wussten wir auch, dass wir unsere größte Fahrstrecke in unserem Urlaub an diesem Tag hatten. Denn gleichgültig wie man fährt, von New Plymouth nach Napier sind es über 400 Kilometer und für jede Route sollte man mit fünf, eher sechs Stunden (plus Pausen) einplanen – wenn sie nicht über den SH 43 führt. Aber egal, wir wollten einfach …

 

… doch zwischen Wollen und wirklich Können ist oft ein Unterschied. Die Strecke soll nur bei schönem Wetter richtig schön sein. Bei Regen oder diesigem Wetter sieht man wenig bis nichts und die Straße ist zudem nicht ganz einfach. Besonders der nicht asphaltierte Abschnitt nicht. Und ich sagte ja schon im Teil 4 meines Reiseberichtes am Ende: »Und leider ließ der Regen auch am Folgetag nicht wirklich nach ….«

 

Es regnete also am Morgen des 10. November. Nicht heftig, aber andauernd und der Blick in den Himmel verhieß keine baldige Besserung. Es war sehr diesig und die Sicht ziemlich eingeschränkt. Ein Tankwart gab uns den Rat, uns auf der offiziellen Seite der neuseeländischen Verkehrsbehörde nach dem Straßenzustand der SH43 zu erkundigen. Er selbst würde sie jedoch an diesem Tag nicht empfehlen, es könne sehr, sehr rutschig sein. Ich mache das Endergebnis kurz: Wir verzichteten auf den Forgotten World Highway und nahmen lieber eine sicherere Route. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass wir einen langen Weg vor uns hatten.

 

Wir wählten eine nördliche Route und fuhren über Ahiti und Ohura nach Taumarunui. Viel zu sehen gab es wegen des schlechten Wetters nicht, daher legten wir unseren ersten Stopp in der Stadt ein, die wir eigentlich über den Forgotten World Highway hatten erreichen wollen. Die Stadt Taumarunui besitzt eine gewisse geschichtliche Bedeutung. Sie ist mit knapp 5.000 Einwohner nicht sonderlich groß und bietet ansonsten wenig für das Auge. Wir unternahmen daher lediglich einen kurzen Rundgang und setzten uns zu einer Kaffeepause ein Straßencafé, dann ging es weiter.

 

Die Fahrt führte durch eine landschaftlich schöne Landschaft und wenig befahrene Strecke Richtung Lake Taupo, an Turangi vorbei und entlang des Sees zur Stadt Taupo. Wir hielten uns allerdings nicht lange auf, sondern tankten nur voll. Was durchaus ratsam ist, denn die SH5 führt zwar durch eine sehr reizvolle Landschaft und überwindet dabei etliche Höhenmeter. Allerdings gibt es auf den etwa 150 km allenfalls kleine Weiler und Gehöfte. Jedoch keine größere Gemeinde geschweige denn eine Stadt. Und vor allem eines nicht: eine Tankstelle! Es gibt unterwegs nur ein zwar schön gelegenes, ansonsten jedoch recht einsames Café, wo für den Notfall Benzin angeboten wird. Natürlich zu Notfall-Preisen.

 

Nach etwas mehr als sechs Stunden reiner Fahrzeit, fast 450 km und mit Pausen fast acht Stunden kamen wir schließlich am späten Nachmittag in unserem Domizil für die nächsten drei Nächte an: dem Harbour View Motel in Napier. Den Abend ließen wir dann bei einem leckeren Steak ausklingen.

 

Napier, der 1. Tag

Napier liegt an der Ostküste der Nordinsel an der Hawke’s Bay und ist Sitz des Rats der gleichnamigen Region. Die Stadt hat einen wichtigen Hafen, über den besonders Holz verschifft wird und wird von knapp 60.000 Einwohnern belebt. Also eine schon recht ansehnliche Anzahl von Menschen.

 

Ein sehr einschneidendes Ereignis der Stadt war das Erdbeben vom 3. Februar 1931. Die Stadt wurde nahezu vollständig zerstört, 258 Menschen fanden den Tod, rund 3.000 Einwohnen wurden verletzt. Aus dem ganzen Land kamen Architekturstudenten und Arbeitslose, um beim Wiederaufbau zu helfen. Und die Verantwortlichen entschieden sich, die zerstörte Stadt nicht einfach wieder nur aufzubauen, sondern ihr auch gleich ein neues Gesicht zu verpassen. Damals gab es den Begriff so noch nicht, doch heute …

 

… nennt Napier sich gerne selbst The Capital of Art Déco, also die Hauptstadt des Art Déco. Was das genau ist, da musste ich mich selbst erst einmal schlau machen. Im Wesentlichen geht es dabei darum, soweit ich das verstanden habe, dass einfache, nicht überbordende dekorative Elemente den Stil prägen. Einfachheit ist eine der Devisen. Und im Zeichen des Neuaufbaus und der damit einhergehenden enormen Kosten wurde versucht zu sparen, wo man nur sparen konnte.

 

Entsprechend ist das Stadtbild geprägt von Gebäudefronten mit den unterschiedlichsten Ornamenten, zumeist in Beton oder Stein und alles in Pastellfarben. Wirklich bunte oder grelle Farben findet man eher selten.

Das Wetter meinte es an dem Tag überraschend gut mit uns (nach dem vorangegangen nassen Reisetag) und wir unternahmen einen langen Rundgang durch die Stadt. Dabei verzichteten wir auf eine der geführten Touren, wie sie überall angeboten werden. Frauen und Männer in Kostümen der 1920er oder 1930er Jahren chauffierten in Oldtimern die Sehenswürdigkeitsüchtigen durch die Stadt und erklärten dabei die einzelnen Bauten, von denen manche durchaus Bekanntheit haben, wie etwa das Art Déco Masonic Hotel, das nicht nur außen sondern auch im Inneren voll auf Art Déco setzt. Oder eine Stadtrundfahrt in einem sehr eigentümlich erscheinenden Bus. Auch die ließen wir links liegen. Laufen war angenehmer und da das Wetter ja mitspielte …

 

Nach unserem Rundgang machten wir noch einen kleinen Spaziergang entlang der Strandpromenade. Wie auch schon in der Stadt wurden wir immer wieder angesprochen, ob wir auch von der Sea Princess seien. Was wir erst nicht verstanden und dann natürlich auch verneinten. Erst im Nachhinein haben wir begriffen, worum es ging und warum so viele Menschen, bei denen es sich ganz offensichtlich nicht um Einwohner der Stadt handelte, unterwegs waren. Alle mit Bändchen mit verschieden farbigen Anhängern um den Hals: Die Sea Princess ist ein Kreuzfahrtschiff, aus Australien kommend und zu einer Fahrt rund um die beiden Inseln unterwegs. Und an unserem Besuchstag hatte das Schiff gerade in Napier angelegt und seine Massen in die Straßen der Stadt entlassen.

 

Wir zogen es dann vor, der Menschenmenge ein wenig zu entgehen und machten uns auf zum National Aquarium of New Zealand. Unterwasserwelt ist immer schön.

 

Napier, der 2. Tag

Am Vortag hatten wir von einer Neuseeländerin, die in einem der zahlreichen Art-Déco-Shops arbeitete, den Tipp bekommen, uns einmal auf dem Te Mata Peak umzuschauen, einem Hügel, von dem aus wir eine wunderbare Aussicht auf die Gegend um Napier haben würden.

 

Nun, das wäre sicherlich so gewesen, aber das Wetter sagte sich wahrscheinlich, dass ein schöner Tag in Napier reicht. Denn außer Regen und Dunst haben wir auf dem Hügel leider nicht sehr viel mitbekommen. Die Fahrt auf den Hügel hinauf ist dabei nicht ganz ohne, denn die Straße ist schmal und stellenweise recht steil. Aber zumindest sind wir kurz ausgestiegen, haben uns umgesehen und gesehen, dass es nichts zu sehen gibt, ehe wir uns wieder abwärts auf den Weg gemacht haben.

 

Wir fuhren zurück in die Stadt und hatten dann doch ein wenig Glück mit dem Wetter, denn es klarte auf, der Regen versiegte und wir hatten vom Bluff Hill Lookout einen schönen Blick auf den Hafen. Wie schon weiter oben gesagt, wird in Napier hauptsächlich Holz verschifft, das aus näherer und weiterer Umgebung angeliefert wird. Auf der Fahrt zum Te Mata Peak und zurück, ebenso wie später zu einem kleinen See in der Umgebung, begegneten uns zahlreiche Holztransporter auf den Straßen. Wir fragten uns, wo all das Holz herkommt.

 

Da das Wetter nun doch ein wenig mitspielte, ließen wir uns von unserem treuen Gefährten Sam ein wenig durch die Gegend fahren und machten am Ende noch eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall.

 

Der insgesamt doch schöne Tag endete bei einem leckeren Abendessen. Am nächsten Tag führte unser Weg in Richtung Wellington. Doch das ist eine andere Geschichte.

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Bilder aus Neuseeland und Mittelerde

Eindrücke einer neuen Reise


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Erstellt: 08.02.2020, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 18269