Artikel: Zurück nach Mittelerde – Eine lang erwartete Reise (Teil 4)
 
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Zurück nach Mittelerde – Eine lang erwartete Reise (Teil 4)

Ein Reisebericht nach Neuseeland … Aotearoa … Mittelerde

von Holger M. Pohl

 

7. bis 10. November 2019:

New Plymouth und der Taranaki

 

New Plymouth liegt knapp 30 Kilometer nördlich des Taranaki und hat fast 45.000 Einwohner. Also schon eine etwas größere Stadt. Sie ist die bedeutendste Siedlung der Taranaki-Region. Nur gab es von dem Vulkan-Kegel am Morgen des 8. November 2019 leider nicht viel zu sehen. Trübes, nebliges Wetter. Eigentlich ein Tag, um das Zimmer nicht zu verlassen. Aber da wir nun schon mal in der Gegend waren, wollten wir das natürlich nicht tun. Bei schönem Wetter kann jeder etwas unternehmen! Also beschlossen wir, die Stadt an dem Tag Stadt sein zu lassen und mit unserem treuen Gefährten Sam eine Ausfahrt zu machen. Vielleicht war ja irgendwo besseres Wetter.

Doch zunächst einmal leider nicht. Eher das Gegenteil! Es wurde immer trüber und feuchter. Aber umdrehen kam nicht in Frage, also weiter!

 

Auf engen Straßen ging es unserem ersten Ziel entgegen: dem Pukeiti Rhododendron Garten. Unser Reiseführer hatte diesen Ausflug empfohlen, so man sich für Pflanzen interessiert. Der Garten – oder eher Park – ist wirklich sehr schön angelegt und auch wenn das Wetter nicht das Beste war, bot er doch viel fürs Auge. Vielleicht kamen die Farben sogar ein wenig besser heraus, als sie das bei strahlendem Sonnenschein und damit großer Helligkeit getan hätten. Jedenfalls ist der Park von mehreren Wander- und Spazierwegen durchzogen, die wir hätten nutzen können: von etwa einem kurzen, dreißig minütigem Walk bis zu einem mehrere Stunden dauernden Komplettrundgang. Wir entschieden uns für ein Mittelmaß und verfolgten einen Rundgang, für den man etwa zwei Stunden brauchen sollte.

 

Eine kleine Übersicht über Rhododendren-Arten und ein paar Informationen findet Ihr hier. Sind nur ein paar wenige, wie Ihr sehen werdet. Und ein paar davon wachsen im Pukeiti Rhododendron Garten. Es finden sich alle möglichen Farben und Größen, von weiß über rosa und rot zu dunklem lila, von kleinen Sträuchern bis hin zu richtig großen Bäumen. Gartenfreunde unter Euch hätten ihre helle Freude daran.

 

Nach etwa drei Stunden inklusive Pause verließen wir den Park. Das Wetter war immer noch nicht besser geworden und wir hatten keine große Hoffnung, an diesem Tag einen Blick auf den Taranaki zu erhaschen. Aber noch war ja nicht aller Tage Abend. Pukeiti liegt nämlich etwa am nordwestlichen Fuß des Vulkans. Unser nächstes Ziel lag auf der gegenüberliegenden Seite. Und der Berg ist mit zweieinhalbtausend Metern ganz schön hoch. Hoch genug auf alle Fälle, damit er auf der einen Seite Wolken festhalten und auf der anderen Seite wolkenfrei (oder zumindest weitgehend) sein kann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! Also nahmen wir Sam und ließen uns von ihm mit Hilfe unseres Navis Moana zu den Dawson Falls bringen. Wir wollten dort einen kleinen Spaziergang unternehmen und eben diese Wasserfälle besuchen.

 

Und in der Tat war es dann auch so, dass auf der Südost-Seite des Taranaki das Wetter besser wurde. Sehr viel besser! Blauer Himmel, wo in und um New Plymouth herum nur grau in grau war! Wir bekamen einen ersten, einigermaßen freien Blick auf den Vulkan!

 

Im Visitor Center der Dawson Fall verschafften wir uns erst einmal einen Überblick, welche für uns geeignete Touren es so gibt. Wir entschieden uns für zwei kurze Touren: Eine, die in wenigen Minuten zu dem eigentlichen Wasserfall führt und eine zweite, die uns zu den Wilkies Pools bringen sollte. Etwa zwei Stunden würden wir damit beschäftigt sein.

 

Der Weg zum Wasserfall führte über eine steile, stellenweise recht glatte Treppe hinab. Der Wasserfall selbst ist nicht sonderlich spektakulär, aber durchaus schön anzuschauen. Und der Weg dahin und zurück führt durch einen Wald, der – ich sage es immer wieder gerne – einen an die Wälder Mittelerdes erinnert mit all den Moosen, Farnen und sonstigen Gewächsen.

 

Die Wanderung zu den Wilkies Pools dauerte dann etwa eineinhalb Stunden hin und zurück. Es geht über schön angelegte Wege und Hängebrücken, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind (wenn auch sicher etwas beschwerlich) ein ganzes Stück ein Flussbett entlang hinauf und dann wieder zurück. Schön, gemütlich und durch eine wunderbare Landschaft. Nur vom Taranaki bekamen wir nichts zu sehen. Noch nicht!

 

Dafür aber auf der Rückfahrt. In seiner vollen und ganzen Pracht. Wir wurden für das schlechte Wetter am Morgen entschädigt. Was wollten wir mehr?

 

Am Tag darauf war in New Plymouth das Wetter immer noch nicht sehr viel besser. Dennoch machten wir uns auf einen Stadtrundgang und besuchten den Pukekura Park, der mehr oder weniger mitten in der Stadt liegt. Ein großzügig angelegtes Naherholungsgebiet. Städte in Neuseeland besitzen oft eine oder sogar mehrere Grünanlagen innerhalb des Stadtgebietes.

 

New Plymouth wurde im Jahr 1841 gegründet. Sie war eine der ersten Städte des Landes, in der sich die ersten nicht einheimischen Siedler niederließen. Vorher lebten dort ausschließlich Maori. Als die Siedler kamen und Land in Besitz nahmen, machte sich nach und nach Unruhe unter den Maori ob der selbstgefälligen Art und Weise, wie dieses Land einfach vereinnahmt wurde, breit. Es kam zu Unruhen, die schließlich im 1. Taranaki-Krieg mündeten.

 

Es gab mehrere Kriege zwischen den Einheimischen, den Maori, und den Pakeha, den europäischen Siedlern. Zwar gab des den Vertrag von Waitangi, der 1840 geschlossen wurde, doch wie es nun einmal so ist bei Verträgen zwischen Einheimischen und Kolonialherren … der Vorteil liegt in aller Regel bei denen, die mehr davon haben. In diesem Fall war das die britische Krone respektive die Siedler. Die Übersetzung des englischen Originals in die Sprache der Maori entschärfte nämlich die eine oder andere Stelle, die im Original vorhanden war – und den Kolonialherren, zu denen die Briten durch den Vertrag wurden, nahezu uneingeschränkte Rechte einräumten. Hätten die Chiefs der Stämme das Original gekannt und verstanden, so hätten sie vermutlich nie unterschrieben. So aber kam es, wie es kommen musste: Irgendwann verstanden die Maori doch, dass man sie übervorteilt hatte, und sie versuchten ihr Recht mit der Waffe einzufordern. Nordamerika und andere Länder, in denen die Weißen ihre Überlegenheit schamlos ausnutzten, lassen grüßen. Erst durch das sogenannte Waitangi Tribunal, das 1975 ins Leben gerufen wurde, rückte die neuseeländische Regierung manches, aber noch lange nicht alles, was man den Maori angetan hatte, in das richtige Licht.

 

Den Waitangi Treaty Ground, also den historischen Ort, an dem der Vertrag 1840 unterzeichnet wurde, haben wir 2016 besucht. Er liegt ziemlich im Norden der Nordinsel und ist trotz allem, was aus dem Vertrag an Unfrieden entstand, ein von Maori wie Pakeha verehrter Ort. Durch Vertragsunterzeichnung am 6. Februar 1840 wurde Neuseeland offizielle britische Kolonie und der Tag gilt als Gründungstag der Nation Neuseeland.

 

Sehr viel an kulturellen, architektonischen oder kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten bietet New Plymouth außer diesen historischen Fakten selbst jedoch nicht. Zumindest nach meinen Maßstäben, aber man kann das natürlich auch anders sehen. Aber wenn wir schon einmal da waren, wollten wir uns wenigstens ein wenig umsehen. Entlang der Waterfront ging es Richtung Stadtzentrum und Visitor Center. Dabei stießen wir auf ein seltsames Kunstwerk, die sogenannte Wind Wand.

 

Danach machten wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, kamen an einem neu aufgebauten Glockenturm vorbei, an der einen oder anderen Kirche und historischen Gebäuden bis wir schließlich den Pukekura Park erreichten. Leider spielte bei allem das Wetter nicht so mit, andererseits hatte das den Vorteil, dass nicht so eine Masse an Leuten unterwegs war.

 

Der Park selbst ist etwa 52 Hektar groß und neben vielen seltenen Pflanzen steht dort auch ein 2000 Jahre alter Puriri Baum. Unser Rundgang führte an Bachläufen und künstlich angelegten Seen vorbei, zu einer Konzertmuschel und von dort aus zu dem dem Park angeschlossenen kleinen Brooklands-Zoo, in dem es durchaus das eine oder anderen interessante oder neugierige Tier gibt.

 

en Rückweg durch den Park wählten wir so, dass wir noch einem Wasserfalle, dem Teehaus und ein wenig Wildnis vorbeikamen. Insgesamt ein sehr großzügig und schön angelegter grüner Fleck inmitten der Stadt. Bei schönem Wetter hätte es sicher noch einmal mehr Spaß gemacht, aber wir waren es auch so zufrieden

 

Nach einem langen und leider stellenweisen regnerischen Tag ging es dann heimwärst zu unserer Unterkunft. Und leider ließ der Regen auch am Folgetag nicht wirklich nach … aber davon im nächsten Teil mehr!

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Bilder aus Neuseeland und Mittelerde

Eindrücke einer neuen Reise


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Erstellt: 18.01.2020, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 18198