Exodus 48
 
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Exodus 48

Rezension von Marianne Labisch

 

Etwas mehr als nur eine Rezension

 

Cover: African Space, digital mit KI von Lothar Bauer

 

Eine hübsche Alienfrau im Profil mit Kopf- und Halsschmuck vor warmem Hintergrund. Ich kann nicht beurteilen, was vom Künstler und was von der KI stammt, aber ich kann sagen, dass mir dieses Bild als Cover sehr gefällt. Als Frau habe ich auch nichts dagegen, dass Frauen, Aliens, Androiden und sonstige Wesen weiblich dargestellt werden. Ich fände es sehr langweilig, wenn wir ab jetzt nur noch Männer zu sehen bekämen. (Wobei die Kritik daran dann wahrscheinlich auch nicht lange auf sich warten ließe. Da müssten dann wohl auch auf Teufel komm raus Kleine, Große, Dicke, Dünne und sonstige dabei sein, damit nur ja nicht alle schön sind.)

 

Seite 3

Der Spruch von Huxley kommt mir vor, wie eine wahr gewordene Prophezeiung.

 

Editorial

Zuerst wird auf die KLP hingewiesen, die Beiträge aus Exodus gewinnen konnten. Dann wird einmal mehr nach Personen gesucht, die die Nachfolge der aktuellen Herausgeber antreten könnten. Dieter Korger wird als neues Redaktionsmitglied vorgestellt. Das aktuelle Thema Kunst und KI wird angesprochen und im Heft (oberflächlich) besprochen. Für folgende Ausgaben werden Künstler für die Galerie gesucht und es wird darauf hingewiesen, dass es ab der nächsten Ausgabe ein Seitenhonorar geben wird. Das ist doch eine tolle Nachricht!

 

Wichtig ist nur, was die Leute glauben von Christian Endres

Eine Ich-Erzählerin verdient ihr Geld als Fahrradkurierin und transportiert nebenher illegale Wallets, die Kryptowährung enthalten. Beim aktuellen Auftrag geht alles schief. Ihre Kontaktleute werden erschossen und es sieht so aus, als wären die Mörder staatliche Angestellte.

Sie wird von einer Drohne verfolgt, der sie entkommen kann. Die Idee, sich mit dem Wallet aus dem Staub zu machen, verwirft sie, weil sie sich nicht so mächtige Feinde machen will. Trotzdem ist ihre Neugierde geweckt, weshalb sie den Empfänger des Wallets verfolgt. Der bemerkt das, stellt ihr eine Falle und bedroht sie mit der Waffe.

Nachdem die Mörder schon Staatsdiener waren, überrascht das Ende nicht.

Achtung Spoiler: Die Regierung versucht, zu verheimlichen, dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist, weil sie eine Panik befürchten, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Ich fand dieses Ende nicht überraschend, aber die Idee, dass alle Regierungen dieser Welt längst wissen, dass sie einen todgeweihten Planeten verwalten nicht uninteressant, weil an der Idee etwas dran ist. Wenn das stimmte, würden Klimaaktivisten unter Garantie noch viel drastischere Maßnahmen ergreifen und ich schätze, es gäbe eine höhere Selbstmordrate.

 

Ich fand die Story gut geschrieben, unterhaltsam und inspirierend.

 

Grafik zur Story von Frank G. Gerigk

Eine Frau, die auf dem Fahrrad vor einer Drohne flieht. Ich fand die Illustration gut und passend. Im SF-Netzwerk wurde hier auf diverse Mängel hingewiesen, die beim Bearbeiten entstanden sind. Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, habe ich sie auch gesehen, aber von alleine hätte ich sie wohl kaum entdeckt. Ich habe mich an der Stelle gefragt, ob ich bei den Illustrationen so ins Detail gehen möchte oder ob das nur die Grafiker tun, die sich mit der Materie weit besser auskennen als der herkömmliche Konsument. Ich für mich persönlich betrachte lieber das große Ganze, als mich an Kleinigkeiten aufzuhängen. Wenn ich einen Pulli stricke, bei dem ich versehentlich eine falsche Masche gestrickt habe, gefällt mir der Pulli deshalb nicht weniger. (Ja, ja, er wäre ohne Fehler schöner, aber ich würde ihn deshalb nicht verbannen.)

 

Der Zähler und der Monolith von Wolf Welling

Der Zähler soll herausfinden, was aus den Siedlern auf einem fernen Planeten geworden ist. Sie scheinen von jetzt auf sofort verschwunden zu sein. Er findet keine Spur von ihnen, vermutet aber, dass einer der Monolithen, die dort verstreut stehen, etwas damit zu tun haben könnte. Diese sind vor langer Zeit mit unterschiedlichsten Verfahren ohne Ergebnis untersucht worden.

Spoiler: Er gelangt letztendlich in den Monolithen und durch ihn in eine bessere Welt.

 

Der Zähler heißt so, weil er alles zählt. Er macht sich nichts mehr daraus, obwohl es für andere wohl sonderbar wirken mag. Ich hatte den Eindruck, dass er sich damit abgefunden hat und sich nicht mehr dagegen wehrt. In der neuen Welt ist er seinen Zwang plötzlich los.

Im SF-Netzwerk ist eine Debatte darüber entbrannt, ob es gut ist, dass der Mann im »Paradies« von seinem Zwang befreit wird. Da wird das Ende sogar als übergriffig dargestellt. Dem Autor wird böser Wille unterstellt, dabei wollte der nur unterhalten und hat das meiner Meinung nach auch getan. Es gibt durchaus »harmlose« Zwänge, mit denen man sich arrangieren kann, ohne regelrecht darunter zu leiden, und von diesen Zwängen kann man sich befreien lassen.

 

Mich hat dieses souverän geschriebene Märchen gut unterhalten. Warum Märchen mit Happy End nicht mehr gefragt zu sein scheinen, verstehe ich nicht.

Mir stellte sich hier – nicht zum ersten Mal – die Frage, warum wir alle – ja ich nehme mich da nicht aus – die schöne, heile Welt immer als eine Welt darstellen, die vor der Industrialisierung stattgefunden hat. Wir entwerfen das Bild des heilen Landlebens und vergessen zu erwähnen, wie hart es in Wirklichkeit gewesen ist. Aber das nur nebenbei.

 

Die Illustration von Gerd Frey zeigt eine fremde Landschaft mit einem Monolithen und passt daher für mich perfekt zur Story. Mich stört es nicht, dass der Monolith in der Abbildung ein wenig anders aussieht, als er in der Story beschrieben wird. Ich denke, es ist zu viel verlangt, wenn man erwartet, dass jedes kleinste Detail perfekt übereinstimmt.

 

Kostas Koufogiorgos: Akku leer

Landen Roboter durch den Sensenmann auf dem Müll?

 

Geisterbahn von Roland Grohs

Ein Mann hat durch Operation einen neuen Körper erhalten. Noch kann er damit nicht viel anfangen, aber das soll innerhalb der nächsten sechs Wochen behoben sein. Sein Arzt stellt ihm, neben anderen Wesen, »Die Unsterbliche« vor. Eine Frau, die nur als Kopf in einem Glas lebt und sich eine virtuelle Welt geschaffen hat, in der sie mit Angreifern kämpft, diese besiegt und tötet. Der Mann ist geschockt und meint, man solle die Frau töten.

 

Meiner Meinung nach stellt diese Geschichte mehr Fragen, als sie beantwortet.

Haben virtuelle Wesen Rechte? Darf man menschliche Hirne digitalisieren? Ist alles, was technisch machbar ist, auch zu tolerieren? Wo fängt Fortschritt an und wo sollte er besser aufhören?

Es erstaunt mich immer wieder, wie manche Leser sich an Nebensächlichkeiten abarbeiten, ohne den Kern einer Geschichte überhaupt zu streifen.

Wenn wir virtuellen Wesen Recht zuerkennen würden, müssten Ballerspiele nicht sofort verboten werden? Die Idee mit den digitalisierten Hirnen ist nicht neu, aber doch immer wieder interessant. Was, wenn Hirne nicht mehr nur digitalisiert werden, sondern eines Tages als Speichermedium genutzt werden?

 

Illustration von Oliver Engelhardt

Passt nur bedingt zum Text und trifft meinen Geschmack nicht.

 

Das weiße Zelt von Michael Schneiberg

Eine sehr einfühlsam geschriebene Geschichte, in der es um eine Pandemie geht, die einem Jungen die Schwester raubt.

 

Hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich finde, dass man jedem Autor seine ureigene Erzählstimme lassen sollte, auch wenn die vielleicht einmal gemächlich daher kommt.

 

Die Illustration Dirk Bergers passt für mich ganz hervorragend zur Story. Obwohl man das Gesicht des Jungen nicht sieht, erkennt man, dass ihn das Zelt fasziniert. Ganz toll eingefangen.

 

Besuch der Astronautin von Yvonne Tunnat

Eine Pflegerin in einem Altersheim in der Zukunft mag eine Bewohnerin besonders gerne, die nie Besuch erhält. Als diese Frau nun doch Besuch bekommt, möchte sie gerne herausfinden, um wen es sich dabei handelt, und sucht sie auf. Irritiert ist sie, als sie erfährt, dass die Besucherin die Bewohnerin mit zu sich nach Hause nehmen möchte.

 

Obwohl es dieses Mal nicht direkt um den Tod geht, steht er dennoch gleich nebenan, wie so häufig bei Yvonne Tunnat. Es geht um Verlust und den Umgang damit. Um Liebe und Zuneigung und das ist ihr hier wieder sehr gut gelungen.

 

Die Illustration von Uli Bendick passt für mich perfekt zur Story. Mir persönlich ist dabei völlig egal, mit welchen Filtern und Werkzeugen der Künstler gearbeitet hat. Das Bild gefällt mir.

 

Ein Stückchen Erinnerung von Uwe Hermann

Ich gebe zu, dass ich einen humorigen Text erwartet habe, aber dieses Mal hat Uwe Hermann sich mit einem ernsten Thema beschäftigt. Ein Astronaut treibt nach einem Unfall im All und erkennt, dass es für ihn kein Überleben geben wird. Er erinnert sich wehmütig an Frau und Kinder.

 

Achtung Spoiler: Wir erfahren, dass sein Hirn extrahiert wird, um eventuelle Überlebende orten und bergen zu können. Insofern geht die Story in scheinbarer Endlosschleife weiter.

 

Illustration von Nicole Erxleben

Astronaut, Frau und Kinder passen sehr gut zur Story.

 

Stones: Ich mag diese Steine wirklich gerne, für mich sind die fast so niedlich wie die Minions. ;-)

Da es in der Galerie ebenfalls um KIs geht, fand ich diesen Cartoon ausgesprochen passend.

 

Schöne neue Welt?! Kunst und KI von Olaf Kemmler (ja, der wird im Editorial als Verfasser genannt).

Olaf Kemmler nimmt uns mit auf die Reise durch die Illustrations- und Coverkünste, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Wo früher oft vorgeschrieben wurde, wie ein Cover auszusehen hatte, nahmen sich die Künstler später Freiheiten heraus und produzierten Kunst mithilfe von Grafikprogrammen. Jetzt wird verstärkt KI eingesetzt und er Aufschrei ist groß. Danach lässt er Lothar Bauer selbst zu Wort kommen. Der gibt zu, dass es ihn gereizt hat, KI bei der Erstellung von Grafiken auszuprobieren und ich weiß von mindestens einem weiteren Künstler, dem es ebenso ergangen ist. Ich schätzte, man sieht es einfach als neues Medium an, so wie man statt mit Öl auch mal mit Acryl arbeitet.

Ich persönlich halte es eher mit Ken Liu, der beim Podcast von Yvonne Tunnat seine Meinung zum Thema zum Besten gegeben hat. Hier kann man es hören.

Vereinfacht wiedergegeben: Es ist Stand der Technik, wird sich nicht aufhalten oder verbieten lassen. Finden wir uns damit ab und versuchen der Sache positive Seiten abzugewinnen, denn es wird nicht das Ende jeder Kunst sein, ebenso wenig wie die Fotografie die Malerei ersetzt hat.

 

Auch wenn die Galerie unter dem Plagiatsvorwurf leidet, haben mir die Bilder dennoch gut gefallen, aber ich gebe zu, dass die Frage, ob Lothar Bauer sich womöglich beim einen oder anderen Bild auch bei anderen Künstlern »bedient« hat, auch bei mir im Hinterkopf stand.

 

Slide Maschine von Maria Orlovskaya

(Vorab stellte sich mir die Frage, warum es nicht Slide Machine heißt.)

Es gibt nicht nur unsere Welt, in der wir verpassten Chancen nachtrauern, sondern Parallelwelten, die wir durch wenige verbliebene Portale besuchen können. Eine Frau durchschreitet ein Portal und landet in einer anderen Welt, in der sie sich erst einmal zurechtfinden muss, denn vieles ist hier anders.

 

Mir hat die gekonnt erzählte Geschichte gut gefallen. Ich fand es nett, dass nicht einfach so die Träume der Protagonistin mit dem Übertritt wahr geworden sind, sondern sie auch hier aktiv an deren Umsetzung mitarbeiten muss. Das Ende hat mir auch gefallen, aber ich mag Happy Ends auch hin und wieder ganz gerne.

Für mich hat die Geschichte weit mehr ausgesagt, als dass die Frau nur auf der Suche nach dem perfekten Mann zum Heiraten ist. Ich kenne einige Personen, die im Nachhinein meinen, an einigen Weichen den falschen Weg eingeschlagen zu haben, und es interessant fänden, wenn sie mal ausprobieren könnten, wo dieser andere Weg sie denn tatsächlich hingeführt hätte. Dieses Gedankenmodell gefällt mir und ich finde es interessant, auch wenn es nicht ganz neu ist, aber die Autorin hat mich gut an die Hand genommen und durch den Text geführt.

 

Illustrationen von Jan Hoffmann

Wie bei einem Traum werden hier verschiedene Bilder/Elemente miteinander verknüpft. Mir gefallt es gut, wenn wir unterschiedliche Stilrichtungen zu sehen bekommen, und für mich passen die Illustrationen gut zum Text.

 

37er und 42er von Olaf Lahayne

Lily ist angestellt in einem Werk, das CO2 in den Boden presst und bekommt einen neuen Chef. Der stellt sich als Terrorist heraus, der das Werk sabotieren will. Er ist nämlich genetisch an die sich erwärmende Erde angepasst worden und kann somit höhere Temperaturen gut vertragen.

 

Mir hat die Idee gefallen, dass wir versuchen, uns genetisch verändert den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ich fand, das ist ein interessanter Ansatz und wer weiß, auf was wir nicht noch alles kommen können. Ich fand allerdings auch, dass mir die Welt zu sehr durch Dialoge erklärt wurde.

 

Illustration von Detlef Klewer

Eine Frau in einem futuristischen Labor und hinter ihr kommt der neue »Schnöselchef« in den Raum. Passt sehr gut.

 

Noch mal Stones: Mit einer verblüffenden Erkenntnis zum Geheimnis um Stonehenge. ;-)

 

Wann treffen wir wieder zusamm’? von Scipio Rodenbücher

Mir hat diese Geschichte nicht gefallen, ich musste mich durchkämpfen und fürchte, nicht das Zielpublikum zu sein.

 

Illustration von Mario Franke

Ich finde die Elemente aus der Geschichte wieder und mir gefällt das Bild besser als die Story. ;-)

 

Grün von Christian Hornstein

Ein paar Leute wollen eine Droge freisetzen, die den Menschen daran hindern soll, die Welt weiter zu zerstören. Dabei handelt es sich um ein hochansteckendes Virus, das einmal freigesetzt, nicht wieder eingefangen werden kann. Weil das ein großer Einschnitt ist, beschließen die Personen, zuerst einmal selbst davon zu »kosten«. Die meisten bekommen nach dem Konsum Bedenken, ob sie das Richtige tun wollten, und sie führen den geplanten Anschlag nicht aus.

 

Was mir nicht so gefallen hat, war die Fäkalsprache und die vermeintliche Umgangssprache, die für meinen Geschmack nicht überzeugend umgesetzt wurde. Das kam mir zu gewollt rüber. Außerdem habe ich mich gefragt, ob die Protagonisten wirklich so blauäugig sein konnten, nicht zu wissen, dass es die Anschläge ja gar nicht mehr brauchte, wenn sie selbst infiziert sind und das Virus echt so ansteckend ist, wie es beschrieben wurde. Sie können ja nicht davon ausgehen, dass sie den Rest ihres Lebens in der Wohnung bleiben werden.

 

Die Illustration von David Steege passt vereinfacht dargestellt zur Story, auch wenn ich die Dame in Grün anders vor Augen hatte.

 

Die drei Stigmata des lila Panda von Uwe Post

Ein künstliches Wesen, ein Panda, der Lao heißt, begleitet Jana schon seit Jahren und hält sich in dem Moment für überflüssig, als Jana einen Freund hat. Er vermutet, dass der nun seine Position einnimmt und geht in die fremde Welt hinaus, in der er es gleich mit obdachlosen Rentnern zu tun bekommt, die ihn ausschlachten und zu Geld machen wollen.

 

Sehr, sehr böse!

Ich habe ja oft meine Probleme mit dem Humor von Uwe Post gehabt, aber hier, wo er ihn fein und gezielt einsetzt, gefällt er mir sehr gut. Für mich ist das ein ganz bezauberndes Märchen.

 

Illustration von Frauke Berger

Auch diese Illustration passt zur Story.

 

Noah, der Hammer und der Gott in der Maschine von Marie Meier

Hubert ist der Mensch, der gerade an der Reihe ist, das Kommando über das Raumschiff zu übernehmen, das auf der Suche nach bewohnbaren Planeten ist. Es werden immer wieder Männer erschaffen, die dann mit der KI zusammen das Schiff steuern. Nur einmal war es aus Versehen eine Frau geworden, aber das hat nicht funktioniert, weil das so nicht vorgesehen war. Hubert lässt das aber keine Ruhe, denn er mag die KI nicht besonders. Die ihn allerdings auch nicht. Er hat deshalb schon seit geraumer Zeit Programme manipuliert, um sich eine Lebensgefährtin zu erschaffen. Die KI kommt dahinter und greift zu drastischen Mitteln.

 

Diese Geschichte hat mich auch ganz hervorragend unterhalten.

 

Die Illustration von Chris Schlicht stellt Elemente aus der Story dar, aber die KI habe ich mir komplett anders vorgestellt. Aber die wird ja jeder Leser anders vor Augen haben.

 

Noch ein paar Anmerkungen zu den Kommentaren im SF-Netzwerk

Ich finde es gut, wenn wir unsere Texte gegenseitig lesen und uns wissen lassen, was gefallen hat und was nicht. Zu lange wurde beklagt, dass z. B. Mitautoren in Anthologien die Texte der Kollegen gar nicht lesen und man gar kein Feedback bekommt.

 

Aber: Ich finde es nicht gut, wenn alles zerpflückt werden muss, wenn den Autoren und neuerdings auch den Illustratoren nur Schlechtes unterstellt wird, wenn man seinen eigenen Geschmack zum Maß aller Dinge hochstilisiert, wenn man zugibt, Storys nur überflogen zu haben, sie aber trotzdem verreißt, wenn man als Schreibneuling erfahrenen Autoren Ratschläge erteilen muss, wenn man hinter jedem Frauenkörper Sexismus vermutet, wenn man jedem, der nicht mindestens einen queeren Charakter in der Story unterbringt, irgendeinen »-ismus« unterstellt, wenn man einfach ein gelungenes Heft so seziert, dass nichts mehr übrig bleibt als ein fahler Geschmack, der einen vermuten lässt, dass die Szene, die sich selbst so zerfleischt, völlig zu Recht keine Zukunft haben wird. Denn wer, bitte schön, soll sich durch so etwas angezogen fühlen, wer soll sich denn als Neuling freiwillig in so ein Haifischbecken begeben?

 

Muss denn alles schlechtgeredet werden? Kann man nicht wenigstens mal versuchen, zu verstehen, was der Autor oder Illustrator ausdrücken wollte? Kann man nicht auch mal positiv an eine Geschichte herangehen?

 

Ich kann den selbst ernannten Literaturpäpsten echt nichts abgewinnen, denn oft erkennt man durch ihre Aussagen, dass sie alles andere als das sind.

 

Was mich erschreckt hat, ist, dass nun auch vor den Illustratoren nicht halt gemacht wird. Auch die werden nach bester Kunst durch den Kakao gezogen, dabei sollten wir uns alle einig sein, dass Illustrationen ein Buch oder Magazin immer aufwerten. Das, was bei den Storys nun schon seit einiger Zeit um sich greift, wird nun auch auf die Illustratoren angewandt. Jeder, der einen Frauenkörper darstellt, ist einfallslos und sexistisch. Ich frage mich echt, wo das herkommt. Da werden Filter, Layer, Techniken unter die Lupe genommen und Fehler gekennzeichnet. Mir verdirbt das den Spaß. Ich will gar nicht wissen, mit welcher Technik gearbeitet wurde, ich entscheide selbst, ob mir ein Bild gefällt oder nicht.

 

Tut mir leid, wenn ich nun doch etwas mehr als nur eine Rezension der aktuellen Exodus-Ausgabe geliefert habe, aber das musste alles mal raus.

 

Wahrscheinlich werde ich Leserunden zukünftig meiden, denn solche »Kritiken« sorgen bei mir nur für einen hohen Blutdruck. Dann können die »Besserwisser« und »Besserkönner« auch gut weiter über alles und jeden herziehen, ohne dass ihnen jemand widerspricht.

Inhalt

Volker Dornemann: 11 Sekunden

Christian Endres: Wichtig ist nur, was die Leute glauben

Roland Grohs: Geisterbahn

Uwe Hermann: Ein Stückchen Erinnerung

Christian Hornstein: Grün

Olaf Lahayne: 37er und 42er

Marie Meier: Noah, der Hammer und der Gott in der Maschine

Maria Orlovskaya: Slide Machine

Uwe Post: Die drei Stigmata des lila Panda

Scipio Rodenbücher: Wann treffen wir wieder zusamm’?

Michael Schneiberg: Das weiße Zelt

Yvonne Tunnat: Besuch für die Astronautin

Wolf Welling: Der Zähler und der Monolith

»die Galerie« stellt vor: Lothar Bauer

Volker Dornemann: Volkertoons’ STEINE

Kostas Koufogiorgos: Akku leer

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Magazin:

Exodus 48

Herausgeber: René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler

Magazin, 116 Seiten

Exodus, Juni 2024

Cover: KI und Lothar Bauer

Illustrationen: Uli Bendick, Dirk Berger, Frauke Berger, Oliver Engelhard, Nicole Erxleben, Mario Franke, Gerd Frey, Frank G. Gerigk, Jan Hoffmann, Detlef Klewer, Christine Schlicht, Ralf H. Schneider und David Staege

 

ISSN: 1860-675X

 

Erhältlich bei: exodusmagazin.de


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Erstellt: 17.09.2024, zuletzt aktualisiert: 17.09.2024 20:19, 23600