Interview: Brett McBean
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Interview: Brett McBean

Redakteur: Torsten Scheib



 

 

Die Bestien galt für viele Horror-Fans als der meist erwartete Horror-Thriller des Jahres 2011.

Die Hoffnungen an den australischen Newcomer und Senkrechtstarter Brett McBean waren extrem hoch. Kunststück, wenn man bedenkt, welcher Kracher sein deutschsprachiges Debüt war. Die Mutter schlug 2100 ein wie der sprichwörtliche Blitz und sorgte für ziemlich hohe Wellen. Gute Gelegenheit, den Meister selbst zu Wort kommen zu lassen:







 

Fantasyguide: Hi, Brett – und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner zweiten deutschen Veröffentlichung, Die Bestien. Doch wie fing alles bei dir an; woher kam der zündende Funke?

 

Brett McBean: Ich habe schon immer gerne gelesen und mich zunächst an kleinere Schreibversuche gewagt, doch ernsthaft ins Auge gefasst habe ich die schriftstellerische Tätigkeit erst mit Anfang Zwanzig. Damals hatte ich gerade einen dreijährigen Musik-Leistungskurs abgeschlossen. Allerdings stellten mich die Musik und die Musikindustrie im Allgemeinen nicht zufrieden. Also legte ich eine Pause vom Schlagzeugspielen ein und wandte meine Aufmerksamkeit dem Schreiben zu. Von jenem Moment an, an dem ich hinter dem Computer Platz genommen und begonnen hatte, den mir vorschwebenden Roman niederzuschreiben, wusste ich, dass ich meine wahre Bestimmung gefunden hatte.

 

Fantasyguide: Du bist ein ausgewiesener Bewunderer von Richard Laymons Werken. Und wie dein Vorbild scheinst du so gut wie nichts hinterm Berg zu halten. Gibt es dennoch etwas, über das du nicht schreiben würdest? Existiert eine Grenze, die du bewusst nicht übertreten würdest?

 

Brett McBean: Kurz gesagt: nein. So lange es der Geschichte dient und nicht dem reinen Selbstzweck ist für mich alles erlaubt. Schließlich sprechen wir hier über Horror und da soll es ja um Furcht und schreckliche Dinge gehen. Ich glaube, dass Horror am besten funktioniert, wenn keine Einschränkungen existieren. Horror muss gefährlich sein; er muss heiße Eisen anfassen. Nur so kann er uns wirklich verängstigen und aus der Fassung bringen. Worin liegt der Sinn, wenn man sich als Horror-Schriftsteller eine Grenze auferlegt?

 

Fantasyguide: Was macht dir Angst?

 

Brett McBean: Spinnen machen mir Angst. Ich weiß, dass es reichlich irrational ist, aber alles an ihnen jagt mir einen Heidenschreck ein: ihr Aussehen, ihre Bewegungen, dass sie praktisch überall auftauchen können …

Das Thema »Hausfriedensbruch« (Home Invasion) lässt mich auch paranoid werden. Dein Zuhause sollte ein sicherer Ort sein; eine Zuflucht. Die Vorstellung, dass jemand in mein Heim einbrechen und den Frieden zerstören kann, verunsichert mich total. Darum überprüfe ich die Schlösser auch stets zweimal, bevor ich schlafen gehe.

 

Fantasyguide: Es gibt nicht wenige Genre-Autoren, die mit dem steigenden Erfolg scheinbar immer mehr von ihrem einstigen »Biss« verloren zu haben scheinen. Freilich lockt solch ein Vorgehen auch mehr Leser aus dem Mainstream-Bereich an. Könntest du dir vorstellen, dich in ähnlichem Maße zurückzuhalten bzw. gibt es für dich einen Schreibstil, bei dem solch eine Vorgehensweise unerlässlich erscheint?

 

Brett McBean: Ich glaube daran, dass man sich selbst stets treu bleiben und ausschließlich Geschichten schreiben sollte, die einen selbst interessieren und emotional bewegen; ganz gleich, was der Markt diktiert (oder auch nicht, wie in manchen Fällen). Ich sehe keinen Sinn darin, Geschichten schreiben, um dadurch eine größtmögliche und breit gefächerte Leserschaft zu erreichen – das hat keine Seele und ist letzten Endes nichts anderes als schlechte Literatur. Darum schreibe ich nur dass, was ich auch erzählen möchte und jeder, der es lesen will, ist herzlich willkommen; ganz gleich ob es sich dabei um zehn oder zehntausend Leute handelt. Meiner Meinung zieht eine authentische Schreibe die Leser von selbst an und letzten Endes werden sie dies auch zu schätzen wissen.

 

Fantasyguide: Der Festa-Verlag hat vor kurzem die Veröffentlichungen von Die Sünder (erscheint August 2012) und Das Motel (erscheint März 2012) angekündigt. Kannst du uns ein wenig über die beiden Bücher erzählen?

 

Brett McBean: »Die Sünder« (Tales of Sin and Madness) ist eine Kurzgeschichtensammlung. Überwiegend werden darin sämtliche veröffentlichten sowie ein paar unveröffentlichte Stories enthalten sein. Insgesamt enthält das Buch einundzwanzig Beiträge.

Bei »Das Motel« (The Last Motel) handelt es sich um meinen allerersten Roman, der ursprünglich 2002 als limitierte Edition herausgekommen war. Es ist ein wildes, grusliges und rasantes Buch über eine Gruppe unterschiedlicher Menschen, die allesamt in einem ländlich gelegenen Hotel in den Bergen aufeinander treffen. Was folgt, sind jede Menge Garstigkeiten. Der Roman ist meine Verbeugung vor Richard Laymons Büchern und vor den grobkörnigen Low Budget-Horrorfilmen aus den Siebzigern wie beispielsweise Tourist Trap – Die Touristenfalle (1979), Motel Hell (1980) und Freitag der 13 (1980).

 

Fantasyguide: Dein Hauptaugenmerk scheint auf hartem, direktem Horror zu liegen. Könntest du dir vorstellen, dich auch in anderen Genres zu betätigen, etwa in der Science-Fiction?

 

Brett McBean: Im Grunde pendle ich zwischen Horror und Crime. Ein Großteil meiner Werke basiert entweder auf wahren Begebenheiten oder wurde von tatsächlichen Verbrechen inspiriert. Geradlinige Krimis zu schreiben könnte ich mir für die Zukunft vorstellen; sozusagen als Gegenstück zu Horror mit Krimi-Elementen. Ferner habe ich bereits ein paar Sachen mit Science Fiction-Anklängen geschrieben. In meiner, 2006 veröffentlichten Novelle The Familiar Stranger gibt es einen Engel, dessen Job darin bestand, die Seelen der Toten zu reinigen und meine Novellen-Trilogie Jungle kann durchaus als Öko-Science Fiction in der Tradition eines J.G. Ballard angesehen werden. Richtige Hard-SF“ habe ich noch nie geschrieben und werde dies wohl auch niemals tun. Meine Schwerpunkte bleiben Horror und Crime.

 

Fantasyguide: Du bist nicht der einzige erfolgreiche australische Horror-/Thriller-Schriftsteller. Steve Gerlach, Daniel I. Russell – die Liste ist lang. Zudem habt ihr sogar eine eigene Vereinigung, die Australian Horror Writers Association! Könntest du uns etwas mehr über eure hiesige »Szene« verraten? Ist Australien ein »Horror-Land«?

 

Brett McBean: Ich denke, dass wir nicht mehr ein »Horror-Land« sind wie andere Länder auch. Tatsächlich ist Horror bei uns sogar weniger populär als anderswo. Es gibt ein paar hervorragende Kleinverlage, allerdings keine großen Verlagshäuser, die sich auf das Publizieren von Horror spezialisiert haben. Ich denke, dass meine Landsleute weniger Horrorleser sind, dafür umso mehr Horrorfilme sehen. Doch falls du als Australier wirklich vorhast, Horror zu schreiben, dann ist es sehr ratsam, in Übersee nach einem Verleger Ausschau zu halten.

 

Fantasyguide: Hast du ein Rezept, wie man temporeiche, spannende und schonungslose Romane schreibt? Irgendeinen Ratschlag für etwaige Nachwuchs-Autoren?

 

Brett McBean: Man sollte auf jeden Fall sicher stellen, dass die Charaktere glaubwürdig und originell sind und man keine leeren Versprechungen macht. Ebenso sollte man bereit sein, Risiken einzugehen. Außerdem sollte man stets die Art von Geschichte schreiben, die man auch selbst gerne lesen würde.

 

Fantasyguide: Was sind deine Lieblings-Bücher/-Kurzgeschichten?

 

Brett McBean: Ein paar meiner Lieblingsbücher:

 

American PsychoBret Easton Ellis

Im Zeichen des Bösen – Richard Laymon

Früchte des ZornsJohn Steinbeck

Nach dem Ende der WeltRobert McCammon

EvilJack Ketchum

 

Ein paar meiner Lieblingskurzgeschichten:

 

Das verräterische HerzEdgar Allan Poe

SticksKarl Edward Wagner

The LotteryShirley Jackson

The Tub – Richard Laymon

Der Mitternachts-FleischzugClive Barker

 

Fantasyguide: Und abschließend: noch ein paar Worte für die deutschen Leser?

 

Brett McBean: Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank und meine Dankbarkeit aussprechen. Eure Unterstützung und Begeisterung bedeuten die Welt für mich. Hoffentlich werden meinen deutschen Lesern auch meine zukünftigen Werke gefallen.

 

Fantasyguide: Nochmals vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast – und alles Gute für die Zukunft!

 

Brett McBean: Danke fürs Interview.

Nach oben

Platzhalter

Buch:

Die Bestien

Originaltitel: Torment

Autor: Brett McBean

Übersetzerin: Doris Hummel

Taschenbuch, 352 Seiten

Festa-Verlag, August 2011

 

ISBN-10: 3865521320

ISBN-13: 978-3865521323

 

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 25.09.2011, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 12115