Fantasyguide: Was kann so ein Branchentreffen bewirken? Wie verhindert man Nabelschau und fröhliches Aufdieschulterklopfen?
Diana Menschig: Neue Denkansätze geben, Autoren und Autorinnen informieren, die noch am Anfang ihres literarischen Wegs stehen, fremde Meinungen einholen, seinen ganzen Blickwinkel ändern … und natürlich Netzwerken! Kontakte knüpfen, alte Bekannte wieder sehen, mit Freunden über eine der schönsten Sachen auf der Welt diskutieren – die literarische Phantastik. Was ist gegen Nabelschau und fröhliches Aufdieschulterklopfen einzuwenden? Wir sind keine Gegner oder eiskalte Geschäftspartner – wir freuen uns auf eine gute Zeit mit klugen Köpfen und netten Menschen!
Fantasyguide: Kaum eine Schriftstellerin und kaum ein Schriftsteller kann heute vom Schreiben allein leben. Wie sieht es mit politischen Aktionen und Forderungen aus? Kulturflatrate, bedingungsloses Grundeinkommen, Urheberecht …
Diana Menschig: Höchste Priorität haben jetzt erstmal die Etablierung des Vereins und das Branchentreffen im April. – Und dann ändern wir die Welt!
Nein, im Ernst: nur Minuten, nachdem PAN das Licht der Welt erblickt hat, hat die Zusammenarbeit zu solchen Fragestellungen begonnen. Initiiert von Nina George sind wir an einer Aktion zur Stärkung des stationären Buchhandels beteiligt. Die ganze Sache wird am 19. März auf der Buchmesse gelauncht. Daran werden wir anknüpfen, das ist gar keine Frage.
Fantasyguide: Was habe ich als Leser von eurem Verein? Werden die phantastischen Werke nun besser, billiger und hübscher?
Diana Menschig: Ich als Leserin erfahre hoffentlich bald weit mehr über phantastische Werke in den »herkömmlichen« Medien, in denen das Thema noch immer stiefmütterlich behandelt wird.
Und vielleicht erblicken zukünftig Romane das Licht der Welt, die es nicht gegeben hätte, weil der Autor oder die Autorin einfach die Möglichkeiten einer weitreichenden Vernetzung nicht gehabt hat?
Fantasyguide: Eins eurer Themen ist auch Social Reading, sagst Du im Interview mit der Buchkolumne. Ist das nicht eher alter Wein in neuen Schläuchen? Was macht dieses Thema für euch so interessant?
Diana Menschig: Online findet heute alles statt – von Konferenzen über persönliche Interaktion. Wer da nicht am Ball bleibt, hat verloren. Davor kann man nicht die Augen verschließen. Und es gibt täglich neue Entwicklungen. Ein Beispiel: Ich warte nur noch darauf, dass der erste Autor eine Lesung über Periscope (eine Video-App Anm. d. Red) hält und prophezeie bei Regelmäßigkeit in die Höhe schießende Zuschauerzahlen. Wer kriegt nicht gerne vorgelesen? Und wenn das gut ist, was vorgelesen wird, wollen die Zuschauer natürlich auch kaufen, was sie hören. Die Idee ist vielleicht also alter Wein – aber die Möglichkeiten, die jeden Tag hinzu kommen, auf keinen Fall!
Fantasyguide: Die Erwähnung von Periscope erinnert mich an die Live-Lesungen in Second Life, deren Qualitäten ich in den letzten Jahren zu schätzen gelernt habe. Doch ergeben sich mit neuen Techniken nicht auch neue Abhängigkeiten und neue Einstiegshürden?
Diana Menschig: Hier sind wir wieder bei der Frage, welche Anforderungen zukünftig auf uns zukommen. Neue Techniken können eine Herausforderung sein, und das Angebot an unsere Mitglieder, sie bei Bedarf zu unterstützen wird sicherlich ein Thema werden. Ich bin gespannt, was uns da alle erwartet.
Fantasyguide: Die Anerkennung der Phantastik als literarisches Genre liegt euch ebenfalls am Herzen. Viele Autorinnen und Autoren schreiben wie Du auch unter verschiedenen Namen, um nicht durch das Genre belastet zu sein. Ist das nicht vielleicht eine Legende, die von Verlagen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung geschwungen und von den AutorInnen in vorauseilendem Gehorsam unterstützt wird?
Diana Menschig: Ich kann nicht für andere Autoren sprechen, aber in meinem Fall hat das nichts mit »Belastung« zu tun, was nach negativem Beigeschmack klingt. Es geht bei der Entscheidung zum Pseudonym darum, keinen bunten Bauchladen aufzumachen, Ordnung in das zu bringen, was man der Öffentlichkeit präsentiert. Viele Leser, die Phantastik mögen, mögen vielleicht keine Krimis oder Liebesromane oder, oder, oder. Man selbst ist eine Marke und die möchte auf eine gewisse Art und Weise dargestellt werden. Deshalb wähle ich für verschiedene Geschichten verschiedene Pseudonyme.
Fantasyguide: Welche Autorinnen und Autoren hättet ihr gerne noch in eurem Verein, welche Stimmen und Nuancen fehlen?
Diana Menschig: Das kann man nicht beantworten. Uns geht es nicht um das Prestige, das Namen mit sich bringt. Wir freuen uns über jeden Autoren und jede Autorin, die Teil unseres Vereins sein möchte.
Fantasyguide: Vielen Dank für das Interview und vor allem viel Erfolg!