Dritter Virtueller Literaturcon vom 12. bis 13. Oktober 2019
Bericht von Ralf Steinberg
Nun schon zum dritten Mal luden Thorsten Küper und die Brennenden Buchstaben ein zum Virtuellen Literaturcon in Second Life.
Den VeranstalterInnen steht der Sinn nach Feiern, denn nun schon sein zehn Jahren organisieren sie virtuelle Lesungen im Cyberspace. Hier haben sich auch Kirsten Riehl aka Zauselina Rieko und Thorsten kennengelernt und ihr Fünfter Hochzeitstag gibt weiteren Anlass zum Feiern. Zudem wird der Kueperpunk am Montag nach dem Con 50. Mit vielen Lesungen, grandiosen Bühnenbildern, die wieder fast alle von Barlok Barbosa stammen, und Musik soll der »Dritte Virtuelle Literaturcon« diese Jubiläen würdigen.
Völlig zu Recht, wie ich finde! Das sahen auch die Abstimmungsberechtigten zum Kurd Laßwitz Preis so, die das heuer mit 92 Stimmen und dem sechsten Platz würdigten.
Eröffnung und Lesung von BukTom Bloch
Nach der Begrüßung der HörerInnen des Radios Rote Dora und der Beseitigung kleiner technischer Probleme dankte Thorsten Küper den Beteiligten und übergab an BukTom Bloch.
BukTom ist ein Second-Life-Urgestein, politischer Aktivist und Lyriker. Für die Eröffnung des Cons präsentierte er uns Texte aus seinem Buch Scherz, Satire, Ironie und zynische Bedeutung. Ridiküle Reime, wahre Witze, gute Glossen und zotteliger Zynismus. Trotz stimmlicher Probleme, die er einer bösartigen Krankheit verdankt, stellte er sich der Herausforderung, Witze aus der IT-und Nerdszene vorzutragen.
Er eröffnete ganz nebenbei den Wettbewerb zum unpassendsten Hochzeitstagswitz und endete mit einem furiosen Sinnlosgedicht. Ganz untypisch für seine Avatare, zeigte er sich aus Anlass der feierlichen Eröffnung des Cons in einem Anzug.
Achim Stößer liest »Quecksilberding« aus »Rebellion in Sirius City«
Die Anthologie Rebellion in Sirius City wird die 2020er SF-Anthologie des Verlages für Moderne Phantastik und als Themenschwerpunkt nannte Achim Stößer »Retro-SF«, also Storys, die sich in den 40er bis 60er Jahren bewegen.
Seine Geschichte Quecksilber spielt in den USA der Fünfziger.
Die Hauptfigur ist ein übler Bursche, Rassist und einiges anderes – um genau zu sein: ein alter Nazi. Der deutsche Erfinder hat ständig technische Neuerungen im Kopf, kann sie aber nicht umsetzen, da ihm die Ressourcen dazu fehlen. Da wird er von Leuten im Anzug zum Mitfahren aufgefordert und erlebt ein grausames Experiment …
Eine tolle Story.
Jens Gehres liest »Hroswitha Knibbel und die gestohlenen Schokoladenkekse« aus »Keks-Geschichten«
Jens Gehres ist Stammgast der Lesungen in Second Life und nicht zu bremsen, wenn es darum geht, über sich und seine Geschichten zu berichten.
Keks-Geschichten ist eine von zwei Anthologien des Chaospony Verlages, zu denen Jens Beiträge lieferte. In der anderen wird es um Plotbunnies und untote Plotbunnies gehen, was ihm hörbar riesiges Vergnügen bereitete, weil er an dieser Idee wohl nicht ganz unschuldig war.
Für die Lesung von Hroswitha Knibbel und die gestohlenen Schokoladenkekse stellte sich der Kueperpunk als Stimme des Kommissars zur Verfügung.
Bei Hroswitha Knibbel wurde eingebrochen. Gestohlen wurden Kekse. In der Befragung durch Kommissar Helmfried Huber, der sogar im selben Haus wohnt, weist Hroswitha darauf hin, dass die gestohlenen Backwaren für den Gustl bestimmt gewesen waren und die Diebe ja nun selbst dran Schuld seien. Verstopfung durch Schokolade, beruhigt die 80jährige den irritierten Ermittler.
Hroswitha backt wie wild und hütet ihre Rezepte. All ihre Backwaren sind in der Nachbarschaft und sogar auf dem Polizeirevier sehr beliebt. Es gibt da wohl eine geheime Zutat, die ihr Gebäck besonders lecker macht. Als Hubers Assistent im Gewächshaus Hanf entdeckt, wird schnell klar, worin das Besondere in Hroswithas Keksen besteht …
Eine ausnehmend böse kleine Story, die die beiden sehr genüsslich vortrugen.
Axel Kruse liest aus »Derolia«
Axel Kruse musste zunächst über seinen Auftritt in der Aktuellen Stunde des WDR berichten, in der es um eine interessante Ausstellung in Essen ging.
Für die Lesung brachte er uns das erste Kapitel aus Derolia mit, dem dritten Teil einer Space Opera über Samuel Kors.
Der ist Frachterkapitän in einem Universum, in dem es Spannungen zwischen dem faschistischen Erdreich und einer absoluten Monarchie gibt.
Kapitän Kors versucht, ein wertvolles Samenkorn zu verkaufen. Sein Geschäftspartner will ihn jedoch übers Ohr hauen. Die unerwartete Rettung aus der brenzlichen Situation bringt einen neuen Auftrag mit sich.
Für Axel stellte die Lesung eine Premiere in Second Life dar und mit 22 anwesenden Avataren war Barloks beeindruckende Weltraumkulisse samt Kneipe sehr gut besucht.
In der zweiten Story ging es nach Essen-Kettwig, Achims Heimat. Dort nämlich spielt der Beginn seines Romans LVDOWIGVS von Lüttelnau
Christin Hartwig sitzt 2013 in einem Café, bestellt sich einen Früchteeisbecher und betrachtet die Reste der Burgruine gegenüber. Gerade wurde ihm die Genehmigung weitreichender Grabungen in der Gegend verweigert. Da sieht er einen Mann in Schwarz in der Ruine und beschließt spontan, ihm zu folgen.
Der Thriller führt bis zum Vatikan und erklärt einige historische Ereignisse komplett neu, so Axels Zusammenfassung.
Galax Giordano Acheronian liest »Punkolution« aus »Xeno-Punk«
Die Anthologie Xeno-Punk befasst sich mit: Xeno-Punk. Nach Aussage von Galax Giordano definiert das die Kombination von Außerirdisch und Punk. Wobei Punk für ihn bunte Leute mit Bier am Bahnhof und die 80er Jahre sind, also nicht seine Zeit. Er berichtete dann, wie es dazu kam, dass er in der Anthologie als Herausgeber fungiert.
Vor einem Jahr meldete sich Sven Klöpping bei ihm, dass er das Projekt allein nicht schaffe. So dachte sich Galax: Gut, ein Cover ohne Bezahlung kann ich ja machen. Dann artete es aber in richtige Verlagsarbeit aus. Zur Zusammenarbeit mit Sven gefragt, antwortete er: »Ich lüg jetzt mal: Es war phantastisch.«
Galax ist Einzelgänger und ein schlechtes Team-Mate wie Sven, aber trotz dieser Schwierigkeiten klappte es dann doch.
Seinen eigenen Beitrag wollte er nicht vorlesen, da er ihm ungeeignet schien, dafür trug er die Geschichte von Tobias Lagemann vor, der via Discord sogar selbst lauschen konnte, was sein Verleger damit trieb. Für Galax spiegelt Punkolution sehr gut den Geist der Anthologie wider.
Ein Punker erzählt von alten Tagen und einem seltsamen Typen, der bei ihnen nur Der Kosmonaut hieß, weil er wenig mehr sagte, als dass er Kosmonaut und von hier sei. Für die Punker bedeutete das »von drüben«, also Osten.
Der Kosmonaut ging bei Konzerten immer tierisch ab und übertraf mit seinem Bariton bald die Sänger.
Die Punker stellten die These auf, er sei Gagarin, zudem wollten sie gern die Marsianer anlocken, was aber nur durch gute Mucke ginge und dafür bräuchte es eine echte Revolution, eben die Punkolution. Dann zieht ein von Hass gequälter Sänger dem Kosmonauten die Gitarre über den Schädel.
Trotz einiger Hinweise kam der finale Plottwist für mich überraschend.
Galax erklärte dann noch, dass er in der Anthologie überhaupt nur deshalb vertreten sei, weil er dieses Jahr einen Rekord aufstellen will: Zehn Veröffentlichungen in einem Jahr. Darum griff er zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Wenn alles klappt, macht er den Sack Ende Dezember zu.
Rael Wissdorf liest aus »Das Vermächtnis des Drachenfürsten«
Bereits zweimal stellte uns Rael Wissdorf sein Prequel zur Höhlenwelt-Saga von Harald Evers vor. Er kam zu dem Projekt, da er für den Trivocum Verlag Evers ersten Höhlenband neu lektorierte. Als Promotion für den Relaunch der Saga wünschte sich dann der Verlag von Rael ein kürzeres Prequel – knapp 450 Seiten wurden es. Zum Jahresende wird Das Vermächtnis des Drachenfürsten auf Deutsch, Anfang nächsten Jahres auf Englisch erscheinen.
Der junge Magier Munuel ist immer noch mit Prinzessin Linora und dem geheimen magischen Büchlein unterwegs. Bei einem Überfall durch finstre Gestalten werden sie von einer Schar Kriegerinnen gerettet und kommen zunächst bei ihnen unter. In einer Taverne des Kriegerinnenstammes wird zünftig und mit vollem Körpereinsatz gefeiert.
Küper las voller Erfahrung für betrunkenes Kauderwelsch und mit Inbrunst den besoffen Pfadfinder Flausig, der über den Verlust seiner Eier berichtet. Im Laufe des Buches folgen weitere Storys darüber, die echte aber wird uns aus den Socken hauen, versprach Rael.
Judith und Christian Vogt lesen aus »Wasteland«
Für die Lesung von Judith und Christian Vogt schuf Barlok einen riesigen Schaufelradbagger als Kulisse. Der spielt in in ihrem postapokalyptischen Roman Wasteland eine tragende Rolle und trug während der Lesung das Second-Life-Publikum.
24.01.2064 auf einem Markt im Rheinland. Es gab eine kleine Apokalypse. Klimawandel, Insektensterben, Kriege, Mauern – quasi Mad Max in Deutschland. Anstelle der Wüste gibt es Steppe, die großen Städte sind verschwunden. Zwischen verseuchten Wastelands leben Leute.
Darunter eine Gang, die sich Brokes nennt und auf einem Schaufelradbagger aus dem Bergbau am Hambacher Forst lebt.
Der Handgebundenmarkt wird von einer Gemeinschaft betrieben, die sich hier im Ödland eine Anarcho-Hippie-Kommune aufgebaut hat und sich der Brokes durchaus zu erwehren weiß.
Doch dann findet einer der ihren, Zeeto, ein Baby in der verseuchten Zone, deren Wald von den Brokes abgefackelt wird. Das Baby scheint gegen das Virus resistent zu sein, Zeeto leider nicht.
Die Auszüge aus der dystopischen Utopie wirkten in der genialen Kulisse besonders lebendig und die Vögte genossen ihren Auftritt dort hörbar.
Tobias Bachmann liest aus »Gynoid«
Für Tobias Bachmann ging das Con-Publikum in die Kanalisation.
Gynoid ist ein Steampunk-Roman, der eigentlich als SF konzipiert worden war, erklärte Tobias. Allerdings funktionierte es so nicht. Er musste Logikbrüche überbrücken und das gelang einfach nur durch Steampunk in einer alternativen Zukunft, die es so nicht geben wird.
Wir hörten einen Auszug aus dem erstem Kapitel.
Lassahn ist Projektleiter und nach dem Tod seines Abteilungsleiters Wagner verantwortlich für das Projekt Gynoid. Er muss nun seinem Chef, Professor Silver, beichten, welches Privatprojekt Wagner verfolgte. Gynoide sind Androiden mit weiblichem Körper. Der Mann ist nur der Prototyp …
Sex dient ihnen als Grundlage biologischer Erneuerung, oder ein Bad im Fluss, oder das Trinken von Blut. Ein Homunculus, halb Mensch, halb Maschine, noch nicht serienreif. Leider verschwand die Gynoid nach Wagners Tod.
In einer zweiten Szene geht es einem Psychologen um das Verschwinden des Kindermädchens Stella. Tobias hatte sich hierfür als Sprecherin Judith Vogt gewünscht und sie erfüllte ihm ihn mit großer Präsenz.
Konzert mit Psi Quence
Den Ausklang des Abends gestalteten Psi Quence.
Das Konzert bestand aus elegischer elektronischer Musik und einer sagenhaften Lichtshow, die sich bis an die Grenzen des grafisch Möglichen in Second Life wagte. Man konnte gar nicht so viele Ausdrücke des Entzückens in den Chat tippen, weil ständig noch coolere Effekte zu bestaunen waren.
Dazu ein Alien-DJ und bezaubernd tanzende Space-Girls auf der Bühne – genau so muss ein Konzert in dreihundert Jahren klingen und aussehen.
Ein passender und zauberhafter Abschluss des prallvollen Con-Tages.
Mike Krzywik-Groß liest aus »Alter Ego«
Den ersten Programmpunkt am Sonntag bestritt Mike Krzywik-Groß. Er zeigte sich sogleich erfreut von der stimmungsvollen Umsetzung von Berts Burger Laden durch Barlok. Den falschen und fehlerhaften Apostroph im Screenshot denkt euch einfach weg, den schmuggelte ein Elf hinein.
Mike plauderte zunächst über Shadowrun, da sein Roman Alter Ego in jenem Rollenspiel-Universum angesiedelt ist.
Die shared world entstand zunächst für ein Pen & Paper Rollenspiel und existiert inzwischen für fast alle Medien, ein riesiges Franchise, darunter eben auch Romane. »Shadowrun« ist ganz klassischer Cyberpunk mit starkem Fantasytouch.
Der Roman spielt 2076 in Berlin. Paul ist ein Hardboiled Detektiv und im ersten Textauszug sinniert er über die Stadt und die Stimmung der Leute nach.
Die nächste Szene spielt dann in Berts Burger Laden. Er will hier eigentlich nur in Ruhe essen, da taucht seine punkige, junge Assistentin auf. Agi erinnert ihn an ein Jobangebot in seinem Posteingang: Für drei Riesen soll er für die Datenanalystin von Zeta-ImpChem, Mailin Nowak, einen unbedeutenden, kleinen Lokalpolitiker finden. Agi kann keine Zusammenhänge zwischen den beiden erkennen. Paul hingegen tippt instinktiv auf etwas Persönliches.
Im Anschluss an die Szene verkündete Mike ganz stolz und weltexklusiv, dass Pegasus Spiele in einem Jahr einen zweiten Teil veröffentlichen wird.
Küper setzte den Feierlichkeiten die Krone auf, indem er verkündete, dass Mike gerade der 175. erschienene Schriftsteller bzw. Schriftstellerin ihrer virtuellen Lesungen gewesen sei. Das ist schon eine Hausnummer!
Gabriele Behrend liest »Partition« aus »Gegen Unendlich 15«
Die wie immer grundlos und abgrundtief nervöse Gabriele Behrend erschien mit ihrer Geschichte Partition aus dem aktuellen Band 15 der Anthologiereihe Gegen Unendlich. Wie sie erzählte, stammte die Idee bereits aus dem Jahr 2007. In einem Zeichenworkshop auf dem Dortcon sollten zu Planeten mit außergewöhnlichen Lebensbedingungen Wesen gezeichnet werden, die dort existieren können. Sie zeichnete Silikatpolypode. Das Bild gibt es leider nicht mehr, doch über die Jahre reifte die Idee zu einer Herzblutgeschichte über polypode Silikatungetüme.
Die Geschichte ist ein Kracher, ganz tolle Science-Fiction, die man selbst lesen oder sich eben von Gabi atemlos um die Ohren hauen lassen sollte. Allein wegen dieser Geschichte lohnt der Kauf der Anthologie.
Barlok entwarf als Kulisse eine Art Innenleben eines Silikatwesens mit dahinhuschenden Informationen in Farbform – sehr, sehr stylisch.
Stella Delaney liest aus »Das Leuchten am Rande des Abgrunds«
Stella Delaney bekam letztes Jahr den Skoutz Award für ihre Kurzgeschichtensammlung Staub und Regenbogensplitter und dieses Jahr nun schaffte es der Roman Das Leuchten am Rande des Abgrunds auf die Shortlist des Seraph im Bereich Indi. Sie definierte ihr Werk als Roman im Grenzbereich, Phantastik wird tangiert, es geht um Dystopie, ist aber auch ein düsteres Märchen. Diese Durchmischung verwendet sie auch in ihren Kurzgeschichten sehr gern.
Second Life-Lesungen findet sie als Perfektionistin toll, da der Avatar immer perfekt gestylt ist. Nur das Lesen bleibt. Miara Lubitsch gestaltete für die Lesung die Bühne des Theaters der Brennenden Buchstaben entsprechend um und Stella war begeistert von den zum Roman passenden Details.
Der Kurzroman kommt mit knapp 180 Seiten daher und handelt von Sam. Er glaubt von sich, völlig normal zu sein, bis ihn seine Freundin verlässt und er aus der Widerstandsgruppe geworfen wird, in der die Mutter seiner Ex das Sagen hat. Sein trauriges Dasein ändert sich, als er eine Fremde aufnimmt, Alexis nennt er sie. Sie besitzt eine Leidenschaft für Geschichten, möchte nichts über ihre Vergangenheit erzählen und ist krank. Da erfährt er, dass der Welt eine Katastrophe droht und bekommt das Angebot, in die Widerstandsgruppe zurückzukehren. Ausgerechnet von seiner Ex!
Die erste von Stella ausgewählte Szene folgt direkt den beiden Szenen der Leseprobe.
Danach las sie eine spätere Episode, in der Sam auf dem Weg nach Hause auf die völlig entsetzte Alexis trifft. Rings um sie tote Insekten.
Da kann man sich fast denken, mit welchen Problemen Sams Landsleute zu kämpfen haben werden.
Markus Gersting liest aus »Hydorgol 4«
Als Second-Life-Veteran baute Markus Gersting die Kulisse seiner Lesung selbst. Sie stellt das Konglomerat aus seiner Space Opera dar, ein paar Raumschiffsmodelle staubte er dafür von Barlok ab. Im Wesentlichen ist der Ort ein Umbau der Kulisse aus der letzten Lesung, in der Markus aus Exil vorlas.
Markus plauderte auch gleich munter drauf los, um uns in die Welt von Hydorgol einzuführen.
Es geht darin um die Welt der Stürme. Die Space Opera teilt sich in drei Bücher. Jedes mit neuem Schauplatz und kompletter Story. Das dritte Buch wiederum besteht aus drei Bänden mit geplant insgesamt 1.500 Seiten. »Hydorgol 4« ist der Mittelband. Zur Zeit befindet sich die Rohfassung bei den Testlesern und Markus weiß schon, dass da Änderungen auf ihn zu kommen.
Die Verbindung der Bücher stellt eine Schlacht bei Epsilon Eridani dar, bei dem der so genannte Anker zerstört wurde. Die Kriegsflotten beider Kontrahenten stranden in der Folge auf der Welt der Hühnen, die dabei weitreichende Zerstörungen erleidet. Aus diesem Grund vermeiden es die Raumfahrer, sich den Einheimischen zu zeigen. Zudem erzwingt die Notlage, dass beide Kriegsparteien zusammen arbeiten müssen. Das Konglomerat ist eine Art Schrottplatz, der in der Atmosphäre treibt.
Für die Lesung wählte Markus zwei Kapitel, die bei den Einheimischen spielen. Sie leben in in nomadischen Horden, deren Untereinheit sie Feuerstelle nennen und von einer Mutter oder einem Vater angeführt wird. Wir lernen Mama Kochlöffels Feuer kennen. Der junge Kopolmi wird vom Onkel Kolika, einer Art Leutnant, mit einer Botschaft ins Reich der Toten gesendet und bekommt dort von einem fiesen Geist, prägnant gekrächzt vom Küper, eine Botschaft.
Im zweiten Kapitel gehen die Kochlöffelleute wie befohlen auf die Jagd nach der Senke der Verursacher.
Markus Idee hinter »Hydorgol« ist die Erschaffung einer far future Welt, in der Gesellschaften Zeit hatten, sich zu entwickeln. Nach seinen nächsten Plänen gefragt, wies Markus zunächst auf »Hydorgol 5« hin, der jetzt bei 27 von 60 Handlungsblöcken steht.
Danach wird er vielleicht etwas ganz anderes angehen, etwa einen Perry-Rhodan-Fanroman. Das wäre ein Ausflug in eine andere Umgebung, die er nicht selbst erschuf. Desweiteren hat er da noch eine Kurzgeschichte, aus der sich etwas Größeres basteln ließe. Aber danach geht es bestimmt wieder zurück zu »Hydorgol«. Dort gibt es noch bisher umschiffte Dinge, etwa die Zeitkriege.
Uwe Hermann liest aus »Userland – Berlin 2069«
Bereits zum vierten Mal weilt Uwe Hermann mit seinen Texten in Second Life. Aus seinem aktuellen Roman präsentierte er uns letztes Jahr beim E-Book Event der Brennenden Buchstaben das erste Kapitel.
2069. Berlin ist runtergekommen. Die Menschen leben lieber in der exakten virtuellen Kopie der Stadt – die Sphäre. Wer dahin wechselt, muss seinen Körper aufgeben. Weil zu viele Menschen lieber im digitalen Berlin leben wollten und die reale Stadt zu entvölkern drohte, wurde der Transfer verboten.
Protagonist Noah Lloyd hat ein Problem. Auf seine Firma Goliath, dem Betreiber der Sphäre, wird ein Anschlag verübt – mit seinem Passwort. Er flieht, um seine Unschuld zu beweisen, benötigt aber Hilfe seiner Frau, die jedoch in der Sphäre lebt.
Für die Lesung brachte Uwe einen leicht angepassten Auszug aus dem vierten Kapitel mit und Thorsten Küper griff erneut zum Mikrofon, um einen Part zu übernehmen.
Noah gönnt sich ein Bier im Fernsehturmcafé und schaut auf Berlin, da setzt sich ein Junge zu ihm. Er stellt sich als Mitarbeiter der IT-Sicherheitszentrale von Goliath vor. Ihm fiel beim Angriff auf, das jemand dabei Daten gelöscht hat, aber genau diese Daten befinden sich auf dem Stick in seiner Hand.
Im nächsten Kapitel besucht Noah ein Schnittstellencafé, um den Avatar seiner Frau zu treffen. Und die macht ihm klar, dass ein Eindringen bei Goliath nicht ganz so einfach werden wird.
Die Lesung im Fernsehturmcafé bot neben dem Lokalkolorit auch die von Uwe gewohnte Verbindung von Humor und Kaltschnäuzigkeit.
Auf aktuelle Projekt angesprochen, gab er an, gerade sechs Kurzgeschichten in der Pipeline zu haben und dass er sich danach erst einmal vier Wochen Pause genehmigen wird.
Alvar Borgan liest »Das glühende Auge« aus »Virtuelle Welten«
Für die Lesung von Alvar Borgan schuf Barlok eine ganz besondere Kulisse. Auf einem Stück Highway stehen etliche futuristische Autos im Stau. Ein Laster mit Totenkopfplane blockiert die Straße. Aber das coolste: Man konnte sich in die Autos setzen, um Teil der Szene zu werden.
Die Anthologie Virtuelle Welten erschien im MysticVerlag und wurde von Christoph Grimm herausgegeben, den Alvar bereits von einem anderen Anthologieprojekt her kannte.
Das Thema der Anthologie wird vom Titel bereits genannt. Dabei sollte es um eine vertiefende Form der Auseinandersetzung gehen. Wo verschwindet der Unterschied zwischen virtueller und realer Realität?
Alvar ordnete seine Story als nicht ganz so weit von aktueller Technik entfernt ein.
Der Protagonist und sein Freund Jack kämpfen sich durch ein VR-Spiel auf der Flucht vor Orkhorden. Jack setzt dabei sein berühmtes legendäres Schwert ein.
Kurz vor dem Sieg ruft die Freundin an. Jenny ist da gerade an einer Topstory live dran.
Also wechselt unser Prota in die Welt der VR-Nachrichten. Eine Rockerbande überfällt auf einer Autobahn eine Gruppe berühmter Spieler, die zu einem Event unterwegs sind und erpresst von ihnen die Herausgabe virtueller Schätze. Ein Wechsel in die reale Welt und unser Prota erkennt, dass er in einem der Autos dort sitzt.
Nach der tollen Lesung gestand Alvar, dass es seine allererste Lesung überhaupt war, was das Publikum umso mehr beeindruckte. Zwar ist er es aus seinem Job her gewohnt, vor Menschen zu sprechen, er bekam dennoch seinen verdienten und begeisterten Applaus.
Frederic Brake liest »Das Komprimat« aus »Schattenzeit«
Second-Life-Urgestein Frederic Brake brachte uns dieses Mal eine Dark-Fantasy-Story mit. Das Komprimat stellt die Zusammenfassung der sechsbändigen Reihe Schattenzeit dar.
Deren Protagonist Boregarde durfte bereits in einem Hörspiel sein Unwesen treiben.
Für die stimmliche Bandbreite der Lesung musste erneut der Kuperpunk herhalten.
Scheidämon Jannif wandert durch die Anderwelt auf der Suche nach dem Mörder seines Freundes, als er von einem Vatikan-Kardinal beschworen und einer Austreibung unterzogen wird. Heraus kommt Boregarde, der fortan für die Kirche Nocturnen jagen soll. Als Exdämon ist Boregarde zwar hart, hat aber Humor.
Im »Schattenzeit«-Sammelband wird noch mehr über den Charakter erklärt, wie Frederic uns verriet.
Peter Hohmann liest aus »Dunkle Echos«
Die letzte Lesung des Abends und des »Dritten Virtuellen Literaturcons« bestritt Peter Hohmann.
Dunkle Echos ist für ihn eher Urban Fantasy oder Mystery-Thriller. Die Szene, die er für uns herausgesucht hat, spielt in einer psychiatrischer Klinik.
Leo Falkenthals Leben gerät aus den Fugen, als er in seiner Küche eine seltsame Figur sieht. Es ist der Mottenmann, eine amerikanische Schauerfigur, die Unheil ankündigt.
Zufällig ist sein Bruder Professor an der Klinik – gelesen von Thorsten – und wir erfahren so einiges von ihm.
Peter bezeichnet sich selbst als einen Vielschreiber, der ständig zwischen Selbst- und Verlagsveröffentlichungen wechselt. »Dunkle Echos« dürfte mit seinen 800 Normseiten Verlage eher abschrecken. Aber demnächst erscheint ein Fantasyroman im Mantikore-Verlag.
Auch dieses Bühnenbild von Barlok passte wieder hervorragend zur Lesung und vermittelte das düstere Flair einer alten Nervenklinik.
Konzert mit Torben Asp
Zum Abschluss verzauberte uns der dänische Musiker Torben Asp mit seinen elektronischen Klangwelten und einer passend arrangierten Grafik-Installation.
Die futuristische Konzertkugel bot Raum zum Tanzen, verfügte aber auch über einen Außenring mit Plattformen zum gemütlichen Hinfläzen, Schauen und Lauschen.
Zwei phantastische Abende mit Literatur, virtuellen Welten und beeindruckenden Musikshows sind vorbei. Vielen Dank allen Beteiligten für das tolle Programm!