Artikel: Zweiter Virtueller Literaturcon vom 20. bis 21. Oktober 2018
 
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Zweiter Virtueller Literaturcon vom 20. bis 21. Oktober 2018

Bericht von Ralf Steinberg

 

Seit Jahren gehören die Veranstaltungen und Lesungen im Second Life zu den festen Bestandteilen der deutschsprachigen Phantastik-Szene. Nach dem Erfolg des Ersten Virtuellen Literaturcons im letzten Jahr stand es außer Frage, dass SL-Urgestein Thorsten Küper, alias Kueperpunk, auch die Fortsetzung in diesem Jahr organisierte und nun zur festen Tradition werden ließ.

 

Leider war es mir erneut nur möglich, den zweiten und letzten Tag des Zweiten Virtuellen Literaturcons zu besuchen, doch auch der hatte es in sich.

BukTom Bloch – QR-Code-Lyrik

Zur Einstimmung präsentierte BukTom Bloch seine QR-Code-Lyrik.

Dabei handelt es sich um kurze lyrische Texte, die er in QR-Codes umwandelt.

 

Die Idee dahinter erklärte BukTom Bloch dem Publikum. So dachte er sich: QR-Bücher verkaufen sich genauso schlecht wie Lyrik, also könnte man aus zweimal Minus ein Plus machen.

 

Dem war aber bisher noch nicht so.

Aber letztlich geht es darum, Lyrik anderen näher bringen. Die Verwendung von QR-Codes ist generell Lizenz- und kostenfrei, sie dienen aber meistens nur Links auf Internet-Seiten. Seine QR-Codes-Gedichte sind reine Texte. Eine Seite ist ein Code, ist ein Gedicht. Der Platz reicht nur für kurze Texte umso prägnanter wird die Verdichtung. In SL präsentiert er er sie als begehbare Texte auf einem Lyrikwalk. Selbstverständlich gibt es sie auch als digitales Buch direkt beim Verlag epubli / neopubli

 

BukTom unterstützt seit Jahren die Brennenden Buchstaben, arbeitet beständig an interessanten Projekte und stemmt als großes Nebenprojekt die Freie Bibliothek Pegasus.

 

Uwe Hermann – Das Geheimnis des Sahnetörtchens

Die nächste halbe Stunde gehörte Uwe Hermann.

Uwe hat dieses Jahr einen ungeheuren Lauf, alle mögen ihn und seine charmant-witzigen SF-Kurzgeschichten. Für den heutigen Abend konnte er Gabriele und Arno Behrend und Thorsten Küper als Mitvorlesende gewinnen. Sie transformierten sich dazu in quirlige Mäuschen.

 

Barlok Barbosa übertraf sich mit dem SF-Bühnenbild wieder einmal selbst und ermöglichte es jedem Gast, sich ebenfalls ein Mausgesicht zu verpassen.

 

Das Geheimnis des Sahnetörtchens wird nächstes Jahr im neuesten Story-Band Uwes zu finden sein, wie er stolz verkündete.

 

In ihr geht es um eine uralte Alienrasse, die Lücken im ständig expandierenden Universum füllen. Auf Dauer nicht so toll wie es klingt. Boll und Kranich langweilen sich fürchterlich und werden von Ordnungssympatisantin Lehmann beim Nichtstun erwischt. Wie sie dann dennoch Fortschritte im Projekt erreichen und was das mit uns zu tun hat, ergibt eine typisch fröhlich Satire auf unser nettes Universum.

 

Tom Finn – Lost Souls

Mit Horror-Mysterien unterhielt im Anschluss Tom Finn das Publikum.

 

Lost Souls beruht auf der Sage vom Rattenfänger, die ihn schon seit 20 Jahren wegen ihrer Eindringlichkeit verfolgt. Die Ereignisse des Jahres 1284 in Hameln finden sich in der Doktorarbeit von Heinrich Spanuth ausführlich gewürdigt, Tom nutzt den Stoff auf seine Weise.

 

Jessika Rabke ist Archäologin für ein privates Architekturbüro. Als in einer Kirche bei Bauarbeiten ein Bauarbeiter von Ratten zerfleischt wird muss sie sich bald mit einer seltsamen Merkwürdigkeit auseinandersetzen: eine uralte Heiligenstatue mit ihrem Gesicht.

Und dann gibt es noch die fünfzehnjährige Leonie Goth, die ein Haus in der Mittelgebirgsgegend geerbt hat, das von allen nur Rattenfängerhütte genannt. wird. Passenderweise hat das Mädchen eine Ratte als Haustier.

 

Tom ist eine alter Leseprofi und hatte sein Publikum stets fest im Flötengriff.

 

Sabine Osman – Ein Horn macht noch kein Märchen

Sabine Osman las schon einmal beim Festival der Liebe im Second Life und damals gab es mittendrin eine Soundpanne. Diesmal fehlte ein Avatar. Irgendwas ist immer. Die Lesung fand im Theater der Brennenden Buchstaben statt und erwies sich als quietschbuntes Einhornvergnügen.

 

Das Thema Einhörner ist gerade omnipräsent, aber warum beschäftigt sie sich damit?

Das ganze entstand aus einem Quatschthread in dem es um Zutaten für eine Buchbackmaschine ging und da hatte sie plötzlich eine Szene im Kopf: Alle Fantasyklischees in einem Buch versammelt, aber in lustig und All Age.

»Also eine Fantasypersiflage?«, hinterfragte der Kueperpunk. Eher eine ganz, ganz tiefe Verbeugung vor der Scheibenwelt, aber dennoch eine vollwertige Geschichte in der alle über irgendetwas lachen können werden, lautete die Antwort.

 

Zauberer und Drachen, Einhörner und Magie – für Igby gibt es das volle Helden-Programm. Blöd nur, dass er kein Held ist.

Glücklicherweise muss er nicht alleine in dieses Abenteuer aufbrechen.

Crisy – seine beste Freundin – begleitet ihn und sorgt dafür, dass sich Igby unterwegs nicht verläuft. Aber Mast-Einhörner füttern ist keine leichte Aufgabe …

 

26 ZuhörerInnen lauschten den beiden Szenen aus dem funtastischen Roman.

 

Rael Wissdorf – Das Vermächtnis des Drachenfürsten

Rael Wissdorf stellte uns bereits im Frühjahr beim BBE das Projekt vor. Dabei handelt es sich um die Vorgeschichte zur achtbändigen Höhlenwelt-Saga von Harald Evers.

 

Rael war guter Freund des jung verstorbenen Harald Evers. Er wurde vom Verlag beauftragt, das Prequel zu schreiben und am liebsten wäre es ihnen, er würde die Saga beenden. Das hängt aber auch vom Erfolg in den USA ab. Er fühlte sich beim Schreiben so ähnlich wie sich wohl Sprague du Camp beim Fortführen der Conan-Geschichten gefühlt haben musste.

 

Die Eigenständige Geschichte spielt 30 Jahre vorher und stellt den Magier Munuel ins Zentrum des Geschehens. Da der Roman langsam aufbaut, hörten wir etwas Action aus dem Mittelteil. Munuel wird gezwungen, eine Heldenreise zu unternehmen und muss eine Prinzessin, Tochter des Shabibs, mitnehmen. Doch sie wird unterwegs wird entführt. Linora denkt sie kann zaubern, ist aber nicht so …

 

Thorsten Küper durfte wieder mitlesen und so ergab sich ein sehr dynamischer Vortrag.

 

Michael Marrak – Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit

Auch Michael Marrak hat ein sehr erfolgreichen Jahr hinter sich gebracht. Der Kanon mechanischer Seelen heimste Preise ein und brachte Michael Marrak sogar als Gast des Goethe-Instituts nach Dublin. Die für dies Zweck extra übersetzte nigelnagelneue Kanon-Novelle Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit stellte er uns nun vor. Aus technischen Gründen konnte er seinen Avatar nur kurz laden, was das aufmerksame Publikum aber nicht störte.

 

Das Problem, die Soundübertragung via Discord mittels Push to Talk zu bewältigen und trotzdem den Text vorlesen zu können, bezwang er mittels eines Meteoritenpopels, den er auf die Tastatur legte.

 

Die Dubliner hatten ihn sogar gefragt, ob er nicht gleich auch noch ein Computerspiel dazu machen könne. Da haate wohl jemand keine Ahnung von Entwicklungszyklen in der Spielebranche.

 

Die Novelle spielt acht Monate nach dem Kanon und ist eine Hommage an Lems Robotermärchen. Das veranlasste Barlok zu einem sehr witzigen Bühnenbild mit Retro-Robotern.

 

Jens Gehres – Himmelsgötter

Vor dem musikalischen Ausklang des Abends präsentierte Jens Gehres Ausschnitte aus einem Buch, das er während des NaNoWriMo schrieb.

Das hat er schon zweimal gemacht und dabei auch zwei Romane geschrieben. Beide sind aber noch nicht fertig.

 

Diesmal gibt es zumindest das Prequel zum Buch bereits. Grundlage ist eine Ausschreibung der PhantaNews von Stefan Holzhauer für die Anthologie Reiseziel Utopie.

Es geht also um eine Zukunft, in der nicht alles mies ist.

 

Der Aufbruch spielt in der selben Welt wie die Kurzgeschichte Der Elter, die Jens Gehres in SL schon gelesen hat, aber zwei Jahr später.

Wichtigster Unterschied zu anderen Space Operas ist die Unterlicht Ausbreitung der Menschheit. Seit 800 Jahren schicken die Menschen Schiffe ins all, doch niemand weiß, ob die Exoschiffe ankamen.

Nun aber fanden die Eries heraus, wie das mit dem Überlicht funktioniert und wollen nach der Erde sehen und geraten dabei in einen Krieg zwischen zwei Kolonien.

Barlok schuf für die Lesung wieder eine riesige Raumschiff-Szenerie mit sehr vielen liebevoll eingefügten Details. Ein grandioses Finale für den Zweiten Virtuellen Literaturcon. Michael Iwoleit entließ das Publikum dann mit seiner Ambient-Musik in die Nacht.

 

Einen großen Dank an die Autorinnen und Autoren, dem Organisatsteam und den so fleißig-kreativen Bühnenbildkünstlerinnen und Bühnenbildkünstlerinnen. Ein toller Con!

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Erstellt: 16.11.2018, zuletzt aktualisiert: 11.07.2024 19:06, 17123