Lore of Nén (Elane)
 
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Lore of Nén von Elane

Rezension von Ralf Steinberg

 

Elane stammte lange Zeit aus dem Ruhrpott, kamen dann aus dem Saarland, sind aber Sauerländer. Soweit jedenfalls die Legende.

Und mit Legenden sind Elane auch auf ihrem zweiten Longseller schwanger gegangen. Die Darkfolk Band mit ihrer schönen Sängerin Joran wandeln erneut in uralten Wäldern um sich dem sehnsuchtsvollen Suchen hinzugeben. Dabei kleiden sie ihr Album in verschiedenste Farben.

Lore of Nén bedeutet soviel wie Sage des Wassers und in gewisser Hinsicht ist das Fließen und Dahintreiben eines der grundlegenden Themen des Albums.

 

Wer sich unter Darkfolk vor allem Mittelaltermusik vorstellt oder keltische Gesänge, muss seine Vorstellungen bei Elane schnell korrigieren. Die von Skaldir professionell abgemischten Songs weisen jede Menge elektronischer Zutaten auf, die den Sound deutlich modernisieren. Ihre musikalischen Wurzeln spürt man aber immer noch. Ganz deutlich in den rein instrumentalen Stücken, die dem Mittelteil des Albums ein eher klassisches Flair geben. Teilweise sind die musikalischen Bilder so deutlich, dass man meint, den Score eines Films zu hören, den man besonders mag.

 

Lore of Nén ist auf jeden Fall eine Platte für eine ruhige Stunde, in der man mit Kopfhörern oder aufgedrehten Lautsprechern der Magie der Musik eine Chance gibt, zu verzaubern.

 

Bereits das eröffnende Journey bietet mit seinen sphärischen Frauenchor einen sanften Anfang, der den Hörer bereit macht, für die Reise mit den Künstlern in ihre eigene Welt.

 

Jorans The night I left ist eine flotte Fantasyballade, in der ihre leicht rauchige Stimme von moderner Instrumentalisierung begleitet wird.

 

Das setzt sich in On and on fort. Hier wird eine besondere Dramatik produziert, indem die Kontraste zwischen Skaldirs und Jorans Stimme in einem schönen Duett von treibendem Rhythmus und sogar Pferdegewieher umrandet werden. Thematisch klingt das Intro wieder an.

 

Licht hingegen ist ein klassischer Folksong, sparsam begleitet. Katrin singt diesen Song nicht nur mit hohem Ernst, sie spielt auch den Violinenpart selbst. Ohne Zweifel ein sehr schönes Lied. Es ist auch der einzige deutschsprachige Song des Albums.

 

Ein weiterer Höhepunkt ist Nen ar tasar (You see), das die Beziehung einer Weide zum Wasser besingt. Besonders der von Neniel im Sopran vorgetragene Elbengesang gibt dem Lied eine eigene Schönheit. Erstaunlich wie unterschiedlich dieselben Zeilen klingen, wenn sie nicht in Englisch gesungen werden. Mit ihrer Gastsängerin haben Elane einen sehr guten Griff getan und bestimmt wird diese Zusammenarbeit nicht ihre letzte gewesen sein.

 

Ein weiterer Song mit Jorans immer tiefer klingender Stimme ist Half past you, der sehr getragen gesungen wird. Hier stört etwas der elektronische Percussion-Hintergrund. Das merkt man besonders, wenn dazu die Geige zu hören ist.

 

Open Arms (for the unseen) erinnert an Alphaville und ist ein sehr eingängiger Song, der kaum noch an Folk oder Mittelalter denken lässt.

 

Celeste und Levitation entführen in die Bilderwelten, die der Hörer selbst erschafft. Die Kompositionen sind wie leise Begleiter. Sie erzählen unaufdringlich uralte Geschichten.

 

Mit Love can't wait schließt sich eine weitere Ballade an, etwas bombastischer und rockiger, was wohl auch an der E-Gitarre liegt, die hier den Gesang von Joran untermalt und sich ihrer Klage anschließt.

 

Der Tanz ist genau das. Wie schon Licht zeigt, hat Katrin eine Vorliebe für klassischen Folk. Ihre Bratsche trägt natürlich viel dazu bei, dass man sich sehr gut eine mittelalterliche Dorffestgesellschaft vorstellt. Schade nur, das sie nicht dazu singt.

 

Nach diesem kurzen Intermezzo zieht Skaldirs The night has come eine Art Fazit, kommt nach dem Tanz die Nacht. Zwischen sanfter Strophe und kraftvollem Refrain entsteht durch den Kontrast dabei eine reizvolle Dynamik.

 

Sehr lyrisch hingegen ist Nicos Eyes of a Stranger. Die verschiedenen Sichten auf sich selbst, die jeweils die Augen des Anderen ermöglichen und die damit verbundene Öffnung für die Anderen werden unterlegt durch stimmlich verschiedene Gesänge. Neniels Sopran gibt dem "open your eyes, open your arms" eine Eindringlichkeit, die unter die Haut geht.

 

Bei Black is the colour fehlt dann zunächst diese Brillanz. Der Song ist sehr ruhig, Joran zwingt ihre Stimme in neue Tiefen und alles in allem verspürt man große Traurigkeit, die mit einer Portion Gelassenheit getragen wird.

 

In My brightest Star geht es um eine fast überirdische Liebe. Der ferne Stern als Symbol des Geliebten, der irgendwo in der Ferne weilt. Jorans Gesang wirkt sphärisch verklärt, sodass man beim Hören eher dazu neigt zu glauben, hier wird die Sehnsucht nach einer Idee besungen, als nach dem Liebsten.

 

Ein Abgesang auf den Winter mit der erwartungsvollen Freude auf den Frühling bestimmt Skaldirs Golden Lace. Feierlich scheint man durch einen Wald voller Sonnenstrahlen und Blütenstaub zu schweben.

 

Nach dem Schweben ist erneut Zeit zum Tanzen. One with lunnight bringt altes Mike Oldfield Feeling zurück. Lagerfeuer und im Rhythmus stampfende und sich drehende Paare.

 

Calad vallen beschließt das Album ähnlich wie es begann. Sphärischer "Elbengesang", der sich zeitlos zu den Grauen Anfurthen hin verabschiedet.

 

Fazit:

Elane gelingt mit ihren zweiten Album eine sowohl musikalisch als auch gesanglich überzeugende Arbeit, die einfach nur schön anzuhören ist und ein phantastisches Erlebnis bietet für alle, die beim Musikhören träumen können.

 

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Lore of Nén

Künstler: Elane

Musikrichtung: Dark-Folk

Spielzeit: 1:07

Audio CD (22. September 2006)

Anzahl Disks/Tonträger: 1

Label: Distinct (CMS)

ASIN: B000ICL48W

Erhältlich bei: Amazon

 

Playlist

  • 1. Journey

  • 2. The night I left

  • 3 On and on

  • 4. Licht

  • 5. Nen ar Tasar (You see)

  • 6. Half past you

  • 7. Open Arms (For the unseen)

  • 8. Celeste

  • 9. Levitation

  • 10. Love can't wait

  • 11. Tanz

  • 12.The night has come

  • 13. Pale sea

  • 14. Eyes of a stranger

  • 15. Black is the colour

  • 16. My brightest star

  • 17. Golden lace

  • 18. One with lunnight

  • 19. Calad vallen


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Erstellt: 17.10.2006, zuletzt aktualisiert: 22.12.2022 20:39, 2917