NOVA 21
 
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NOVA 21

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Mit der Nummer 20 ging das Kurzgeschichten-Magazin Nova mit neuer Aufmachung in den Bahnhofsbuchhandel. Die Herausgeber Olaf G. Hilscher und Michael K. Iwoleit berichten in ihrem Vorwort zur Nummer 21 von neuen Lesern und hoffen auf eine Fortsetzung des Erfolgs.

 

Das umlaufende Titelbild von Michael Marrak ist ein wunderschöner Hingucker und nimmt den Leser vorab positiv für das Magazin ein. Doch im Zentrum stehen natürlich die Geschichten.

 

Den Beginn macht Uwe Post. In Witzlos nach Talanta versucht der Autor zwei Dinge. Zum einen bringt er mehr Drama unter, das er nicht gleich wieder durch eine Pointe torpediert und zum anderen macht er genau sein Thema zum Thema: Den Humor. Er stellt als Hauptfiguren zwei deutsche Oberdramatiker auf die Abschussliste (man beachte ihre Namen) und zeigt etwas Hoffnung für die weltoffenere Tochter, ohne deutschen Namen. Alles garniert mit postchem Blinkblink und rosa Tütü samt Elefant. Ein neuer Post vielleicht?

 

Mit den Auswirkungen der Überalterung Deutschlands beschäftigt sich Marcus Hammerschmitt in seiner Geschichte Im Krankenparlament.

Die Idee vom Krankenparlament trägt trotz leicht satirischer Töne die Büroromanze nicht.

 

Cyberpunk-Urgestein Michael K. Iwoleit präsentiert mit Arkadia in Transit eine Welt jenseits des Meeresspiegelanstiegs durch die Klimaerwärmung. Sein Londoner Setting ist sehr reizvoll, aber es passiert wenig darin. Die eigentliche Handlungsebene löst sich eher eindruckslos auf. Der berühmte Konflikt zwischen Schöpfer und Geschöpf hätte auch ein Sturm sein können. Iwoleit gleitet aber sanft darüber hinweg und hält es in Schwebe. »Ich lieb Dich doch so, gib mir bitte noch eine Chance …« Da fragt man sich wozu der ganze Weltenbau gut war, als ob man nur das letzte Kapitel eines Romans zu lesen bekam.

 

Steffen König wandelt mit Albatros auf den Spuren Jules Vernes. Die flott geschriebene Story um ein technisches Artefakt wirkt teilweise etwas unausgegoren und zu gewollt. Sie hinterlässt zudem das Gefühl, von der eigentlichen Geschichte zu wenig bekommen zu haben.

 

Sorgen um die Zukunft ausgemusterter Haushaltsroboter macht sich Norbert Stöbe in Rette mich. Ihm gelingt eine teilweise sehr sensible Auseinandersetzung mit diesem speziellen Problem.

 

Bereits in Nova 20 begeisterte Michael Marrak mit seiner inzwischen für den KLP Nominierten Erzählung Der Kanon mechanischer Seelen die er nun mit »Coen Sloterdykes diametral levitierendes Chronoversum« fortsetzt.

Die Welt vor dem Wall wird weiter ausgebaut, einige Dinge erklärt und der Weg geebnet für die weitere Reise. Es gibt einiges an technischer Zauberei, mit Witz und Selbstironie garniert, sodass die eventuelle Unfähigkeit dem Technobubble zu folgen, nicht stört. Man kann gespannt sein, wie die von der Titelfigur behauptete Fehlentwicklung der Welt aufgelöst wird, bzw. ob überhaupt, und welche schrägen Figuren der Autor noch einbauen wird, denn oh Freude, in Nova 22 soll eine weitere Erzählung folgen. Es besteht die Hoffnung, dass Michael Marrak die bisherige Pracht und Opulenz weiterführt.

 

Unter der Rubrik Klassiker gibt es ein Wiederlesen mit Rainer Erler. Die Liebenden von Manhattan aus dem Jahr 1983 ist eine stimmungsvolle und sehr poetische Liebesgeschichte, mit einem Hauch Phantastik. Leider gibt es keine Aussage der Herausgeber, warum es gerade diese Geschichte in ein SF-Magazin verschlug.

 

Die internationale Gaststory stammt aus Kroatien und wurde von Tommi Brem übersetzt. Aleksandar Žiljaks Die Orgon-Ära ist ein schönes Beispiel für unverkrampfte Alternativwelthistorie. Fluffig geschrieben (oder übersetzt), wobei nicht die Idee der orgastischen Energie interessant ist, sondern die Einbeziehung historischer Persönlichkeiten wie etwa Stalin. Allerdings bleibt das Gefühl, wie bei vielen solcher Storys, dass der SF-Rahmen nur als Vehikel für die Sex-Szenen dient. Handlungstechnisch bietet die Geschichte darüber hinaus nicht viel.

 

Fazit:

Nova 21 bietet diesmal mit Michael Marraks »Coen Sloterdykes diametral levitierendes Chronoversum« nur eine wirklich herausragende Story. Der Rest ist gefälliger Durchschnitt. Grafiken und Cover gehören zu den Pluspunkten der Ausgabe.

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Magazin

Nova 21

Herausgeber: Olaf G. Hilscher und Michael K. Iwoleit

Titelbild: Michael Marrak

IlustratorInnen: Gloria Manderfeld, Susanne Jaja, Robert Porazik, Marco Schüller, Tim Eckhorst, Michael Marrak, Christoph Jaszczuk und Markus Bülow

Taschenbuch, 160 Seiten

Nova Verlag, 30.05.2013

 

ISSN: 1864-2829

 

Erhältlich bei Nova

 

Kindle-ASIN: B00CY0VYCW

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404200355143c7c1826
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Erstellt: 05.06.2013, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 13109