Interview mit Feder & Schwert
 
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Interview mit Feder & Schwert

Interview von Ralf Steinberg

 

Oliver Graute, verantwortlich in der Geschäftsleitung von Feder und Schwert für die Produktion, war bereit, uns einige Fragen zur deutschen Ausgabe von Der Krieg der Spinnenkönigin zu beantworten:

 

FantasyGuide: Wie kam es zu dieser lukrativen Lizenz von Wizard of the Coast?

 

Oliver Graute: Wizards of the Coast kam auf uns zu, da Sie noch einen weiteren Lizenzpartner in Deutschland für Ihre Romanreihen haben wollten. Blanvalet hattte sich bis zu diesem Zeitpunkt auf die Fahne geschrieben, ausschließlich Salvatore-Titel zu publizieren.

Wir dachten, daß sei eine gute Ergänzung zu unserem bisherigen Portfolio und

so entwickelte es sich dann auch. Innerhalb dieser Lizenz suchen wir uns

Titel aus, die wir für erfolgversprechend halten. So kamen wir an die Krieg

der Spinnenköngin-Reihe.

 

FantasyGuide: Gibt es darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit Wizard of the Coast?

 

Oliver Graute: Ja, durchaus. Neben zahlreichen Romanen aus den Vergessenen Reichen und demnächst auch zu Eberron, der neuen Kampagnenwelt im D&D-Multiversum, sind wir seit Juli 2004 Rechteinhaber der D&D-Rollenspiellizenz.

 

FantasyGuide: Gibt es ein spezielles Team für die Bücher der Vergessenen Reiche?

 

Oliver Graute: Wir haben eine Reihe freier Mitarbeiter und inhausige Lektoren, die über die doch sehr komplexe Terminologie wachen. Denn anders als bei anderen belletristischen Titeln, greifen die Romane zu D&D und anderer spielbezogener Romane ja auf einen reichen Schatz an Begrifflichkeiten aus den jeweiligen Rollen- und Erzählspielen zurück. Die Fans der Spiele gehören ja zum großen Teil der Hauptzielgruppe für die Romane an und diese wollen gerne einen Wiedererkennungseffekt erleben. Blanvalet hält sich leider nicht an diese Terminologie und ist somit bei den Spielern eher unbeliebt.

 

FantasyGuide: Wie muss man sich das Herausgeben einer solchen Reihe vorstellen?

 

Oliver Graute: Nun, nachdem die Rechte erst einmal erworben sind, wird eine Veröffentlichungsplanung erstellt und dann ein Übersetzer ausgewählt, der freie Zeit hat und bestenfalls Ahnung von der Materie hat. Kommt die Rohfassung dann wieder bei uns an, wird sie lektoriert, gesetzt, korrigiert, gedruckt und versandt. Das war es dann auch schon.

 

FantasyGuide: Gab es was Gestaltung und Präsentation betrifft Auflagen, immerhin präsentiert sich die deutsche Ausgabe im Original-Look der Taschenbuchausgabe?

 

Oliver Graute: Es gibt immer Auflagen, die es zu erfüllen gibt. Wir hätten eigene Covergestaltungen wählen können, sehen aber keinen Anlaß dazu, da wir die Optik der Originale in 90% der Fälle für sehr gelungen halten. Abgesehen davon, bildet das vorhandene Design ja auch einen guten Brückenschlag zu den Rollenspielprodukten und so ist der Wiedererkennungseffekt auch hier gegeben.

 

FantasyGuide: Forgotton Realms hat in Deutschland sehr viele Fans, besonders natürlich die Geschichten um Dunkelelfen. Hat sich die Aufnahme der Reihe in Ihrem Verlagsprogramm auch positiv auf Ihre anderen Produkte ausgewirkt, nehmen Sie jetzt mehr Fantasy-Fans wahr? Oder haben die Vergessenen Reichen gar keine so große Zugkraft?

 

Oliver Graute: Ich glaube, der Umstand, daß die Dunkelelfen-Romane sich so großer Beliebtheit erfreuen, liegt nicht zuletzt an der Tatsache, daß es lange keine Alternative gab. Wir sind mit unseren "Nicht-Dunkelelfen"-Romanen jedenfalls sehr zufrieden. Die Vergessenen Reiche haben schon eine große Zugkraft, daß kann man nicht leugnen.

 

FantasyGuide: Ich bin letztendlich auf die Serie aufmerksam geworden, da sie 2004 plötzlich im Fantasy-Regal meiner Thalia-Buchhandlung stand. Wie schwer ist es für einen der weniger bekannten Verlage, dort Fuß zu fassen? Haben Ihnen die Vergessenen Reiche dabei geholfen?

 

Oliver Graute: Ja. Viele Buchhandlungen waren überrascht, wie gut sich die Reihe um die Spinnenkönigin verkauft und da sind viele Firmen hellhörig geworden und haben nach dem sonstigen Verlagsprogramm gefragt. Dennoch muß man ständig interessant bleiben, denn die Verlagsszene ist riesig und unübersichtlich - selbst für die Buchhändler. Titel wie "Die Chroniken der Hüter" oder die Reihe um die bezaubernde Sookie Stackhouse von Charlaine Harris haben großes Potential, obwohl keine Spielwelt dahinter steht. Manchmal kann ein ausufernder Hintergrund auch hinderlich sein.

 

FantasyGuide: Welche der bisherigen Serien aus den Vergessenen Reichen die Sie herausgebracht haben, ist Ihre erfolgreichste?

 

Oliver Graute: Der Krieg der Spinnenkönigin steht schon ganz vorne.

 

FantasyGuide: Mit Jutta Swietlinski hat in Band 5 der Übersetzer gewechselt. Wie gestaltete sich der Wechsel, gab es eine Zusammenarbeit mit Ralph Sander?

 

Oliver Graute: Ralph Sander war krank und geriet so in Zeitnot. Jutta Swietlinski arbeitete schon häufiger mit Ralph Sander zusammen und wurde uns von ihm vorgeschlagen. Ich denke, man sieht kaum einen Unterschied, vor allem, weil unsere Lektoren am Feinschliff der Bücher sitzen und rettend eingreifen können, sollte etwas verrutschen.

 

FantasyGuide: Der Krieg der Spinnenkönigin ist an einigen Stellen sehr brutal, fordert es den Übersetzer besonders heraus?

 

Oliver Graute: Ich glaube es ist weniger die Brutalität, als vielmehr die Action selbst, die eine Herausforderung darstellt. Brutalität dürfte keine größere Herausforderung darstellen, als eine Liebesszene oder ähnliches.

 

FantasyGuide: Gab es Kontakte zwischen den Übersetzern und den Autoren?

 

Oliver Graute: Nein.

 

FantasyGuide: Lektorat und Korrektorat sind bei vielen Verlagen Einsparungen zum Opfer gefallen. Sie weisen in den Büchern explizit auf beides hin und man merkt den Romanen eine große Sorgfalt bei der Bearbeitung an. Sehen Sie darin einen entscheidenden Vorzug von Feder & Schwert?

 

Oliver Graute: Wir wollen in erster Linie gute Bücher machen und wissen, daß dies oft sehr schwierig ist. Aus Zeit- und Geldgründen kann man nicht so perfektionistisch sein, wie man gerne wäre. In der Vergangenheit sind uns schon so manche Schnitzer passiert, für die wir viel Schelte kassiert haben. Heute versuchen wir unser bestes, es uns und unseren Lesern recht zu machen, aber das perfekte und fehlerfreie Buch muß wohl erst noch erfunden werden.

 

FantasyGuide: Welcher Aufwand steckt hinter dem Lektorat einer Roman-Reihe, die auf einen derartig großen Hintergrund beruht?

 

Oliver Graute: Ein riesiger. Zum einen muß der Übersetzer schon mit einer Terminologieliste arbeiten. Dann muß der Lektor prüfen, ob alles richtig und nach Vorgabe übersetzt wurde und dann noch den Spagat schaffen, ein flüssig lesbares Buch dabei zu produzieren. Das ist schon ein echter Knochenjob.

 

FantasyGuide: Band 6 steht kurz vor der Veröffentlichung - wie geht es bei Feder und Schwert weiter mit den Vergessenen Reichen, wird es auch eine Publikation der Anthologien geben?

 

Oliver Graute: Oh, wir haben alle Hände voll zu tun. Zum einen warten noch weitere Titel aus den Vergessenen Reichen in unseren Schubladen auf ihre Veröffentlichung, wie zum Beispiel "Die Rückkehr der Erzmagier"-Trilogie von Troy Denning, zum anderen haben wir just die ersten beiden Eberron-Trilogien erworben und gedenken diese recht zeitnah zu publizieren. Uns und hoffentlich auch unseren Lesern wird also nicht langweilig werden.

 

FantasyGuide: Ihre Veröffentlichung von Der Krieg der Spinnenkönigin hat eigentlich nur positive Resonanzen hervorgerufen. Kann man auf eine Feder & Schwert Ausgabe der alten Serien hoffen?

 

Oliver Graute: Es gibt eine riesige Fülle von Titeln und da sind natürlich die, die aktuelles Zeitgeschehen schreiben, besonders interessant. Dennoch haben wir ja bereits mit der Avatar-Trilogie bewiesen, daß wir auch ältere Titel unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.

 

FantasyGuide: Wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg!

 

Oliver Graute: Vielen Dank.

 

 

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Erstellt: 30.05.2005, zuletzt aktualisiert: 15.02.2015 09:23, 381