Anderzeiten von Helmuth W. Mommers
Rezension von Michael Schmidt
Verlagsinfo:
Begleiten Sie den Autor auf einem Ausflug in nähere und fernere Zukünfte – in die Anderzeiten.
Wenn wir komplett vernetzt sind, Virtual Reality zur neuen Wirklichkeit wird, künstliche Intelligenz uns ersetzbar macht, das Leben mit dem Tod nicht endet … Wenn wir durch die Zeit springen, Aliens mit uns Kontakt aufnehmen, wenn wir Mutter Erde verlassen und ins Universum aufbrechen …
1961 debütierte Helmuth W. Mommers mit den Science Fiction Kurzgeschichten Dilemma und Meteore und veröffentlichte bis 1966 weitere Stories und Romane, teilweise in Zusammenarbeit mit Ernst Vlcek. Außerdem gab er diverse Anthologien zusammen mit Arnulf D. Krauß heraus, die zumeist bei Heyne erschienen. Nach einer langen Pause kehrte er 2002 mit Loris Wunderland in der Sammlung Feueratem des Knaur Verlages zurück. In der Folgezeit veröffentlichte er eine Vielzahl an SF Stories, bis er nach Goodby James!, 2011 in Exodus 28 erschienen, genauso plötzlich wieder von der Bildfläche verschwand wie er gekommen ist. Erwähnt werden sollte in dieser Zeit seine Mitherausgeberschaft beim SF Magazin Nova sowie die Reihe Visionen, die er bei Shayol in vier Bändern veröffentlicht hat und deren Geschichte eine Vielzahl an Preisen und Nominierungen errang.
Anderzeiten ist nicht die erste Sammlung seiner Geschichten. 1964 erschienen drei Sammlungen von Geschichten, die er mit Ernst Vlcek verfasst hatte und die als erweiterte Ausgabe als Traumwelt 2002 beim Blitz Verlag erschien. Ein Jahr später erschien seine aufsehenerregende Sammlung Sex, Love and Cyberspace, die den Autor in die Zukunft katapultierte. Geschichten, die Sex und virtuelle Welt vereinten, das war stellenweise zu viel für die deutschen SF Leser.
»Anderzeiten« ist somit die dritte Sammlung von Mommers und enthält bis auf wenige Ausnahmen alle Geschichten der Schaffensperiode von 2002 bis 2011. Wie der Autor im Interview bekannt gab fehlen 7 von 10 Geschichten aus seiner Collection »Sex, Love and Cyberspace«, All Inklusive (Mit Ernst Vlcek und Uschi Zietsch) aus Walfred Goreng sowie Spinne im Netz aus Nova 1.
Aber auch so ist es ein gewaltiger Band. 580 Seiten, angenehmes Schriftbild und ein gutverarbeitetes gebundenes Buch mit einem stimmungsvollen Titelbild von KLP Preisträger Lothar Bauer.
Den Leser erwartet Abwechslung. Ob es um das Leben nach dem Tod geht, die Wahl des nächsten Papstes oder moderne Soldaten, Mommers liebt die Abwechslung.
Oft ist es eine alltägliche Situation, in der das phantastische Element auf die Durchschnittsbürger trifft wie in Immer wieder Sonntag oder Incommunicado. Mommers schneidet dabei immer wieder Themen an, mit denen er sich kritisch auseinandersetzt, ohne dabei belehrend im Ton zu sein. Die Erzählungen sind locker und flockig gehalten und weisen zumeist einen feinen Humor auf.
Auffällig finde ich auch, dass der Autor das, was man als gemeinhin als Goldenes Zeitalter des SF bezeichnet, unterhaltsam in die Moderne transferiert. Unterhaltung ist bei ihm Trumpf. Da gibt es keine Sprachexperimente, keine schwerverdaulichen Texte, sondern man merkt, der Autor möchte eine positive Stimmung verbreiten und das gelingt ihm.
»Anderzeiten« ist ein Lesevergnügen und traurig macht einen nur, dass wohl keine neuen Geschichten aus der Feder von Helmuth W. Mommers fließen werden. Im Interview sagt er zwar niemals nie, aber bis dahin hat man ja mit dem vorliegenden Band ja einiges zu tun und im Zweifel steht ja noch »Sex, Love and Cyberspace« bereit.
Wer also eine Reise in die gute alte Zukunft wagen will, sollte einen Stopp machen und »Anderzeiten« ins Gepäck nehmen. Es lohnt sich!
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