Interview: Nadine Boos
 
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Interview mit Nadine Boos

von Ralf Steinberg

 

Nach vielen hochgelobten Kurzgeschichten erschien nun im Rahmen der Reihe »Die Neunte Expansion« der erste Science-Fiction Roman von Nadine Boos: »Der Schwarm der Trilobiten«. Wir baten die Autorin, uns einige Fragen zu beantworten …


Fantasyguide: Hallo Nadine, Du stürmst nun also mit Trilobiten die SF-Charts. Dein erster Science-Fiction Roman hat sehr viele Bezüge zu Meereslebewesen. Als Bio-Freak liebst Du Bio-Welten?

 

Nadine Boos: Ja, ich glaube, wenn ich könnte, würde ich mich mehrere Wochen im Jahr irgendwo eingraben und nur Filme und Bücher über Röhrenwürmer an Schwarzen Rauchern, Mikroben, Bionik, Vulkane, Gletscher und was weiß ich noch alles konsumieren. Es ist so unglaublich faszinierend, was da alles in uns und um uns herum wuselt und welche Möglichkeiten man sich für andere Planeten oder zukünftige Anpassungen vorstellen kann. Als ich noch jung und enthusiastisch war, habe ich sogar drei Semester Biologie studiert und wollte dann im Hauptstudium in die Bionik wechseln. Leider hat Saarbrücken genau dann den Schwerpunkt zugemacht und die meisten Jobs im Biobereich haben mich so gar nicht gereizt.

 

Fantasyguide: Sehr faszinierend ist das Zusammenwirken der verschiedenen Organismen im Großen Ich. Wie schwer ist es, sich neue Intelligenzkonzepte für Aliens auszudenken?

 

Nadine Boos: Diese Idee entstammt einem Gemeinschaftsgedanken, der sowohl im SF-Netzwerk-Thread, der ja die Grundlage für die D9E-Reihe war, als auch bei uns intern kursierte. Insofern ist nur genau diese Form der Schwarmintelligenz auf meinen Mist gewachsen und stellt eine kleine Vorbereitung auf so einiges dar, das noch kommen wird.


Fantasyguide: Oh, was wird denn da noch kommen?

 

Nadine Boos: Spätestens, wenn im Januar der nächste Roman von Niklas erhältlich ist, wird man mehr erfahren. Er ist ja unser Experte für »Think Big«.


Fantasyguide: Tiere in der SF gibt es viel zu wenig. Warum aber Ponys? Gibt es nicht auch andere schöne Reittiere? Du fandest doch Quallen so faszinierend, wäre da nicht etwas drin gewesen als Darjeelings-Geschäftsgrundlage?

 

Nadine Boos: Die Quallen musste ich jemand anderem überlassen (Habe den Roman gerade gelesen und finde die Umsetzung ganz großartig!). Aber vor allem träume ich ja schon immer davon, einen Pferderoman zu schreiben. Als ich mit elf Jahren noch die jüngste Schriftstellerin der Welt werden wollte, ging es um Ponys und um Island. Da lag es nahe, einer Figur einen sympathischen Spleen zu verpassen und mir selbst diesen Wunsch zu erfüllen.

Und wie las ich vor einigen Jahren so schön bei einem Kollegen: »Vampire sind die neuen Pferde«. Pferde erfüllen für uns Menschen so ein bisschen die Funktion einer verlässlichen, warmen und starken Schulter zum anlehnen. Ich fürchte, in Sachen Wohlfühlfaktor kann die Portugiesische Galeere einfach nicht mithalten.

 

Fantasyguide: Die Welten des Konsortiums haben sich für ein Matriarchat entschieden und leben in einer von Familien beherrschten Plutokratie. Du baust die Spannungen dieser Gesellschaft im Angesicht der Expansion direkt in die Handlung ein. Wie wichtig ist Dir dieser soziale Unterbau in einem SF-Roman?

 

Nadine Boos: Ganz enorm wichtig, weil das sämtliche Handlungen und Charaktereigenschaften meiner Figuren bedingt. Und ich bin natürlich ein großer Fan von Was-wäre-Wenn-Spielchen in Romanen. Da interessiert mich natürlich nicht nur die Biologie, sondern auch die Art, wie wir zusammenleben. Und natürlich auch das Scheitern, obwohl ein paar Leute eigentlich alles mal besser machen wollten. Beim Matriarchat wissen wir beispielsweise ohne Gentechnik und Einsperren der Frau zu 95%, ob der Erbe berechtigt ist. Die Zufriedenheit der Arbeiter erhöht das allerdings nicht unbedingt.


Fantasyguide: Was meinst Du mit dem berechtigten Erbe?

 

Nadine Boos: In einer Erbfolge, die über die männliche Linie läuft, kann man ja nie sicher sein, ob der Sohn der Königin auch wirklich der Sohn des Königs ist. Ich wundere mich schon lange, weshalb so viele Dynastien immer auf männliche Nachkommen warten – kann ja auch der Sohn des Leibwächters sein. Viele Dynastien begründen ihren Herrschaftsanspruch ja darauf, dass irgendein Vorfahr mal eine Weisung von einem Gott bekommen hat, aber keiner weiß, wie viele Stallburschen, Schreiber oder freche Galane das Blut europäischer Adelshäuser verwässern.


Fantasyguide: Sowohl der Darjeeling-Clan als auch die Libericas haben hochintrigante Frauen an ihrer Spitze und trotz aller Aggressivität in ihren Machtkämpfen beschreibst Du die von Frauen geführte Gesellschaft als fast befreit von militärischen Konflikten. Könnte so die Menschheit befriedet werden?

 

Nadine Boos: Ich sehe da eher Parallelen zu heute. Kriegsführung und Unterdrückung über Sanktionen und wirtschaftliche Macht kosten ja bereits jetzt vermutlich mehr Opfer (Opfer auch im Sinne von Existentängsten und Leid) als militärische Auseinandersetzungen. In meinem Roman ist es relativ friedlich, weil sich die Familien wirtschaftlich einigermaßen im Gleichgewicht halten und man sich darauf verständigt hat, dass Aufrüstung ihnen einfach zu teuer ist. Die unterdrückten Arbeiter finden das allmählich aber nicht mehr so friedlich.


Fantasyguide: Allerdings deutest Du an, dass selbst die Aufstände Teil der weiblichen Machtkämpfe sind. Schleicht sich da nicht doch eine gewalttätige Zukunft ein?

 

Nadine Boos: Das steht zu befürchten. Der Friede-Freude-Eierkuchen-Kapitalismus des Konglomerats bekommt noch eins auf den Deckel.

 


Fantasyguide: Trixi und ihr Prinz Charming sind keine HochglanzheldInnen. Trixi etwa interessiert sich nicht die Bohne für ihre Untergebenen, Karolus trieft vor Arroganz – macht es Spaß, solche aristokratischen Ekel durch die Handlung zu schubsen? Oder brauchtest Du nur Material für eine Läuterung?

 

Nadine Boos: Mich hat das Aufeinandertreffen dieser beiden gefestigten Egos interessiert. Die führen bestimmt keine langweilige Ehe. Spaß? Eher beobachte ich meine Figuren mit dem selben Interesse, mit dem ich beim Spaziergang zusehe, wie sich Krähen gegen Falken verteidigen.

 

Fantasyguide: Wie wichtig ist Dir überhaupt der Spaß am Schreiben, kannst Du auch richtig furchtbare Szenen verfassen? Immerhin ist »D9E« eine Kriegsgeschichte …

 

Nadine Boos: Schreiben ist so ein Wechselbad der Gefühle. Abwechselnd pures Orm (Frei nach Walter Moers), in dem man versinkt, bis man merkt, dass das Kind der Drucker auseinandergebaut und die Klopapierrolle im Haus verteilt hat, und dann kommt meine Seite-80-Depression, an der plötzlich das Haus sauber ist, ich aber tagelang nicht schreibe.

Leiden, Emotionen und Blut wird es sicherlich noch geben. Unterhaltsame SF ohne Geballer kann ich mir auch so gar nicht vorstellen. Schlächter im Blutrausch und schmauchende Löcher aus denen die Gedärme spritzen, mag ich persönlich gar nicht, vor allem nicht, wenn das nur auf einen »Ach so cool«-Effekt abzielt.


Fantasyguide: Ganz begeistert bin ich übrigens von Ernst Wurdacks Cover. Entspricht es Deiner Vorstellung von Kalmi oder ist das eher T'Ashi?

 

Nadine Boos: Ganz eindeutig Kalmi. Wir hatten ja erst ein anderes Cover im Auge, das dann aber nicht geklappt hat. Und als Ernst mit dieser aquatischen Dame um die Ecke kam, war ich kurz davor, ihm virtuelle die Füße zu küssen.


Fantasyguide: Da nun auch Du ein Schiff und eine feinziselierte Firefly-Besatzung auf die Leserschaft losgelassen hast, wird es doch bestimmt weitere Abenteuer mit der Skolopendra geben?

 

Nadine Boos: Ja, da habe ich mir schon etwas Feines ausgedacht. Es gibt einen Wechsel in der Crew und wieder das bewährte Problem: Kaffee oder Tee?

 

Fantasyguide: Kannst Du uns noch mehr verraten? Wann kommt Dein nächster D9E-Roman?

 

Nadine Boos: Theoretisch erst Anfang 2016 (D9E 10). Wenn ich ganz, ganz schnell mit dem Schreiben bin, versuche ich auf dem BuCon, Ernst und Dirk zu bezirzen und mit Dirk zu tauschen, dann wäre noch Ende 2015 drin. Schneller geht es leider nicht.


Fantasyguide: Wie sieht es eigentlich mit Deinen Zutaten für eine kultige Serie aus: »Hauptsache, es kommen vor: Titten, Wummen, Aliens!«? »Der Schwarm der Trilobiten« ist zumindest recht züchtig geraten …

 

Nadine Boos: Zugegeben, die Serie ist doch bodenständiger, als die ersten Spekulationen. Uwe und ich haben nach Deiner Frage das Thema aber mal wieder aufgewärmt und ich kann mir vorstellen, dass wir irgendwann eine schöne Sammlung mit Kurzgeschichten und Novellen unter diesem Titel herausbringen.

Bei SF-Autors am Küchentisch:

Uwe: »In jeder Geschichte muss mindestens eine Titte, eine Wumme und ein Alien vorkommen.«

Ich: »Dann schreibe ich über einen Bauarbeiter, der größere Brüste als die Heldin hat.«

Na, wir werden sehen, was dabei noch herauskommt.


Fantasyguide: Gebt Bescheid, wenn ihr noch Geschichten braucht. Mir fällt bestimmt auch etwas epochales dazu ein.

Übrigens ist auch der coole Raumfahrer-Schmuggler-Hund ist noch nicht in Deinem Werk aufgetaucht …

 

Nadine Boos: Ist die mutierte Spinne nicht viel niedlicher. ;-)

 

Fantasyguide: Die ist doch aus Menzoberranzan entführt worden, oder?

 

Nadine Boos: Ich kann das nicht einmal aussprechen, ohne einen Knoten im Kopf zu bekommen. Aber wenn da mutierte niedliche Spinnen vorkommen, sollte ich das Buch lesen. Der Triumph der Spinne wäre auch ein schöner Titel für einen weiteren Darjeeling-Band.


Fantasyguide: Überhaupt warst Du in der Ideen-Findungsphase damals sehr engagiert und kannst Dich zu Recht zu den ErfinderInnen der Reihe zählen. Bist Du stolz auf euer Baby?

 

Nadine Boos: So stolz, dass ich mir bei der Frage nach dem Mitschreiben das »Ja, ich will!« nicht verkneifen konnte, obwohl mir eigentlich hinten und vorne die Zeit fehlt. Mich reißt diese Dynamik noch immer mit, dass aus einer Diskussion, über die anfangs alle stöhnten, etwas so Großartiges erwachsen ist. Irgendwann hörte das erste Jammern auf und plötzlich war das ganze Forum eine einzige Ursuppe. Deshalb durfte Schlomos Uff! Njet! natürlich nicht unerwähnt bleiben – die Heftromane entstanden ebenfalls aus dieser Diskussion heraus.


Fantasyguide: Deine Mitarbeit als Autorin der Neunten Expansion stand bereits recht früh fest, Ernst Wurdack nannte Deinen Namen sofort, als es um AutorInnen ging, denen er das Projekt zutraute. Wurde es für Dich zu einer Bestätigung Deiner Fähigkeiten oder musstest Du in neue innere Galaxien vorstoßen?

 

Nadine Boos: Da ich seit Jahren mit Kurzgeschichten in seinem Verlag unterwegs bin, wusste er ja, was er von mir erwarten konnte und ich war begeistert, mein ständiges »Hach, irgendwann schreibe ich auch einen SF-Roman!« in die Tat umsetzen zu können. Und klar: Geschmeichelt fühlt man sich auf jeden Fall.


Fantasyguide: Apropos Namen. »Nilgiridal« – das klingt doch sehr stark nach dem Humor eines bekannten Bionauten. Durfte Uwe auch mal was zu Deinem Roman sagen?

 

Nadine Boos: Nee, in Sachen Schreiben macht jeder sein Ding und ab und an inspirieren wir uns gegenseitig. Nilgiri war eher der Blick in unsere Teeschublade, »-dal« ein Überbleibsel meiner Teenagerschwärmerei für Island. Aber Trixi Darjeeling und die Skolopendra sind tatsächlich ein Relikt aus einem gemeinsamen Romanversuch. Deshalb hieß Karolus zunächst auch »Karl Printe« und war eine totale Pfeife, die den ganzen Tag lang Indiana Jones geschaut und von Abenteuern geträumt hat.

 

Fantasyguide: Gab es denn einen Vorschuss? Du hattest ja angedeutet, dies wäre eine Voraussetzung zum Schreiben eines Romans.

 

Nadine Boos: Es hat mir die Entscheidung sehr erleichtert, da ich momentan nur durch das Schreiben Einnahmen habe. »D9E« ist für mich ganz klar ein Liebhaberprojekt und ich freue mich auf den zweiten Roman. Für mein neues Dachfenster braucht es allerdings schon einen Vorschuss von einem Publikumsverlag. Wenn ich da lieber meinen Fantasyroman durchziehe, regnet es weiter rein.


Fantasyguide: Du machst gerade Deinen Master (oder heißt das schon Mistress?) – wo treibt es Dich beruflich hin? Vom Schreiben zu leben ist ja auch keine gerade arbeitsarme Beschäftigung …

 

Nadine Boos: Bis August habe ich deshalb Schreibverbot und dann wird durchgestartet. Da die Jobs für eine »Meisterin der Bibliotheks- und Informationswissenschaften« auch nicht gerade auf der Straße liegen, genieße ich es momentan, dass es finanziell in Sachen Schreiben immer besser läuft.

 

Fantasyguide: Im Vorfeld hattest Du auf die Bedeutung eines guten Lektorats hingewiesen. Wie lief die Zusammenarbeit mit Esther Haffner?

 

Nadine Boos: Ganz ehrlich? Ohne Testleser und Lektor bin ich verloren! Sollte der Tag kommen, an dem Autoren nur noch Selbstveröffentlicher sind, wird man zehn Jahre auf meinen nächsten Roman warten müssen, weil mir ohne Profis an meiner Seite der Abstand zum Text fehlt und ich jemanden brauche, der mir die eine oder andere Flause austreibt. Ohne Esthers Geduld und ohne meine tapferen Testleser, Nirahil und Leann aus dem Tintenzirkel, wäre ich auf Seite 80 einfach untergegangen.


Fantasyguide: Mal kurz fürs Nähkästchen: Gibt es eine Anekdote zu Käsebrötchen und Frühstück bei den Debooms?

 

Nadine Boos: Der arme Dirk bekommt von seinem grausamen Verleger auf den Cons maximal ein Käsebrötchen mitgebracht. Das ist so ein Running Gag, den konnte ich mir nicht verkneifen.


Fantasyguide: Du trennst recht offensichtlich Deine Jugendbücher von den SF-Texten indem Du Deine beiden Vornamen auf die Bereiche verteilst. Ist Marina anders als Nadine?

 

Nadine Boos: Marina ist die Nette von uns beiden. Sie ist schon viel Nadine, aber mit weniger Naturwissenschaft und mehr Romantik. Marina wird als nächstes einen humorvollen Mädchenroman veröffentlichen und einen heiteren Frauenroman schreiben. Nadine träumt von ihrem großen Military-SF-Epos. Freude habe ich an beiden Aspekten.

 

Fantasyguide: Du scheinst den Jugendbuch-Markt zu beobachten. Auch wenn es einige spannende SF-Bücher für Kinder und Jugendliche gibt, sind die Fantasy-Titel bei weitem erfolgreicher. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

 

Nadine Boos: Das habe ich mich auch schon gefragt. Wahrscheinlich spielt da Prägung eine Rolle, schließlich wissen schon Zweijährige, was Drachen, Ritter, Prinzessinnen und Schwerter sind. Wären Bilderbücher voller Sterne, Planeten, Roboter und Raumschiffe, könnte es anders aussehen. Und dazu kommt noch, dass uns die Zukunft eingeholt hat.

Mit viel Wehmut habe ich im Technikbereich der Bibliothek alle Bücher aus den 70ern und früher rausgeräumt, in denen sagenhafte Weltraumstationen, Raumschiffe und Kolonien auf Planeten in wunderschönen Bildern vorausgesagt wurden – so für das Jahr 2000. SF ist heute kein Ort für Träume mehr, sondern ein ständiges: »Das geht so nicht, das widerspricht der Physik! Und bezahlen kann das auch keiner!«

 

Da bietet die Fantasy eindeutig mehr Romantik in einem Alltag, der immer komplexer und weniger heimelig wird. Ich lege ab und auch gerne die Füße hoch und lese, wie die fiese Schnepfe, die der Heldin das Inselhotel kaputtmachen möchte, am Schluss eins auf die Nuss bekommt oder wie der brutale Baron vom strahlenden Ritter und dem Drachen gegrillt wird.

Und wir wollen ja auch alle lieber einen Zauberstab schwingen und jemand Besonderes sein, als uns erst mit Schaltplänen auseinanderzusetzen, bis unser Roboter dann vielleicht automatisch die Katze verjagen kann, die uns ständig in den Garten sch***?

Andererseits habe ich bei Bibliotheksführungen immer gern ein Lego Star Wars-Buch mitten ins Rudel geworfen. Da schmeißen die Jungs sich mit Begeisterung drauf. Und auch die Star Wars-Erstlesebücher sind ständig weg. Vielleicht braucht es mehr Filme, die SF in kindgerechter Weise auf den Tisch bringen und die dann auch in Romanform erscheinen?

Aber wenn ich jemals meine Harry Potter-im Weltall-Romanreihe fertig… ;-)


Fantasyguide: Was bekommt euer Nachwuchs vorgelesen? Gibt es schon phantastische Tendenzen?

 

Nadine Boos: Hm. Sie liebt die Klassiker: Bagger, Dino, Grüffelo, Feuerwehr. Aber wenn wir Shaun das Schaf schauen, muss es immer die Folge: »Mit die Raumschiff« sein und sie rastet vor Glück aus, wenn die Aliens landen. Ich denke, die Tendenz sieht gut aus.

Wie wäre es mal mit einer Fantasyguide-Empfehlungsliste mit Bilderbüchern?

 

Fantasyguide: Sehr gute Idee. Fang doch gleich mal an und gib mir eure Favoriten durch!

 

Nadine Boos: Leider haben wir selbst noch keine gefunden, aber es scheint zumindest ein paar Bücher mit Robotern zu geben. Sollte ich in den nächsten Jahren eine Liste zusammenstellen können, schicke ich sie an euch.

 

Fantasyguide: Frank Böhmert berichtet regelmäßig, dass die Zusammenarbeit als Übersetzer mit Kinder- und Jugendbuchverlagen deutlich angenehmer verläuft. Kannst Du das als Autorin bestätigen?

 

Nadine Boos: Nächstes Jahr, wenn ich die Zusammenarbeit mit Erwachsenenbuchverlagen besser kenne, vielleicht. Momentan kann ich keine Unterschiede feststellen.


Fantasyguide: Übrigens verfasst Du auch Romantasy, aber dein Schmalzfaktor sei zu realistisch, um gut zu verkaufen, schriebst Du dazu. Was macht Dir an solchen Texten Spaß, was gehört hinein, was vermeidest Du?

 

Nadine Boos: Spaß habe ich immer, wenn man spürt, wie Beziehungen zwischen Figuren entstehen, egal ob es sich nun um erotische Spannungen, Romantik oder Hass handelt (Wobei ich glaubwürdige Verachtung schwieriger finde). Allerdings habe ich in den letzten Jahren ganz viele Bücher an die Wand geworfen und abgebrochen, weil ein seelenloses Weißbrötchen von Heldin sich völlig grundlos in einen fiesen Idioten mit Marmorbrust verliebt hat, obwohl er sie wie Dreck behandelt (Und sich dann doch in sie verliebt). Wenn man so gar nicht spürt, weshalb solche Veränderungen vor sich gehen, dann treibt mich das zur Weißglut. Oder wenn behauptet wird, die Protagonistin wäre wild und stark, es wird aber nie durch ihre Handlungen deutlich, sondern sie ist nur eine doofe Zicke, die ständig schmollt.

Wahrscheinlich ist mein Romantasyversuch aber auch daran gescheitert, dass ich mit dem Roman nicht fertig wurde und dann mehrere andere Autoren die Schiene mit dem Nachtmahr besetzten.


Fantasyguide: Gibt es Nicht-SF von Dir, die Du unseren LeserInnen empfehlen würdest, um auch diese Seite von Dir kennenzulernen?

 

Nadine Boos: Der Frauenroman, der vermutlich noch nächstes Jahr erscheint, wird sehr typisch für mich sein. An den Stadtsagen-Hörbüchern hatte ich viel Spaß, aber da ist natürlich weniger persönlicher Stil drin.

 

Fantasyguide: Welches Buch von anderen AutorInnen hat Dich zuletzt so umgehauen, dass Du es unbedingt weiterempfehlen möchtest?

 

Nadine Boos: Kill Decision von Daniel Suarez! Der hat echt alles, was ich mal werden möchte: Exzellente Recherche, glaubwürdiger Plot, spannendes politisches Setting, gute Figuren mit Ecken und Kanten. Mein Nachfolger für den von mir hochverehrten Frederick Forsyth. Dazu gesellt sich Horst Eckert, der so widerlich realistisch schreibt, dass man am liebsten die Handbremse ziehen und aus dieser Welt aussteigen würde, wenn wieder irgendwelche Lobbyisten am Werk sind.

 

Dann lese ich gerade die Fantasy-Trilogie von Scott R. Bakker, die ich sehr reizvoll finde. Erschöpfend und anstrengend, aber unheimlich gut. Letztes Jahr habe ich endlich den letzten Teil der Leviathan-Trilogie von Scott Westerfeld gelesen und war auch davon begeistert (Klar, da kommen jede Menge mutierte Tiere vor).


Fantasyguide: Ist Dir Doris Lessing bereits über den Weg gelaufen? Was macht der Nobelpreislesewettkampf? Hoffentlich schreibst Du über Deine Lese-Erlebnisse!

 

Nadine Boos: Uh, ein wunder Punkt! Da werde ich wohl aussteigen oder in die Verlängerung gehen müssen. Momentan habe ich so wenig gedankliche Kapazität übrig, um mich auf komplexe Bücher einzulassen, dass ich nur alle paar Monate eins schaffe. Lessing liegt da irgendwo im SUB. Bislang habe ich Mo Yans Die Sandelholzstrafe geschafft (Interessant, aber so unglaublich kaltherzige und widerliche Folterszenen. *würg*) und momentan liegt Alice Munro auf dem Nachttisch.


Fantasyguide: Was kommt als nächstes von Dir in die Buchläden?

 

Nadine Boos: Der Jugendroman App ins Glück und dann wird es leider für eine ganze Weile still.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Beantworten der vielen Fragen!

 

Nadine Boos: Ich danke für die interessanten Fragen. Jetzt brauche ich allerdings einen … Kaffee oder Tee?

 

Fantasyguide: Um diese Tageszeit nehm ich lieber Tee. Hab mir jetzt extra mal im Teeladen Darjeeling besorgt, sorry Jean-Luc, aber immer nur Earl Grey geht auch nicht …


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Buch:

Der Schwarm der Trilobiten

Reihe: Die Neunte Expansion Band 4

Wurdack, Juni 2014

Taschenbuch, 277 Seiten

Cover: Ernst Wurdack

 

ISBN-10: 3955560139

ISBN-13: 978-3955560133

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00LDUGBMC

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 01.07.2014, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 13613