Verabschiedung und der Drache, der die Erde teilte (Autor: René Hirt; Polgàra 8)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Polgàra - Die Geschichte eines Todesritters Teil 8

Autor: René Hirt

 

Verabschiedung und der Drache, der die Erde teilte

 

Der Kampf war vorbei und der Leichenkönig war besiegt. Eigentlich sollte die Freude hoch sein und die Sieger sollten frohlocken. Triumphschreie sollten gehört werden und Gesang sollte erschallen. Wein und Bier sollten ausgeschenkt werden und die Bewohner aus Nordend und Azeroth sollten in Ringe und Reihen stehen um zu tanzen. Doch niemand feierte, oder tanzte oder verlangte nach Bier und Wein.

Zu groß waren die Opfer, die diese Schlacht hinterlassen hatten. Polgàra schleppte sich mühselig in die Vorhalle der Zitadelle. Sie konnte sich kaum noch aufrecht halten und sie musste sich auf ihr Schwert stützen. Das Schwert, das Arthas niedergestreckt hat, erwies sich jetzt nützlicher als Krückstock. Entgegen ihrer Ausbildung als brutal disziplinierter Todesritter machte sie keine Anstalten ihr Schwert zu reinigen und einzuölen. Es war ihr gleichgültig, ob wegen Blut und Eis das Schwert anfing zu rosten. Sie benötigte nur noch eine Stütze.

Obwohl der Zweikampf gegen Arthas hart und schwer gewesen war und ihre Muskel immer noch wegen ihrer übernatürlichen Anstrengungen brannten, waren ihre Wunden nur oberflächlich. Sie hatte keine tiefen oder tödliche Verletzungen und es waren ausschließlich Schnitt- und Fleischwunden. Bei vielen ihrer Mitstreiter sah es allerdings anders aus.

Am Eingang zur Eiskronenzitadelle wurden die ersten Hilfe-Lager errichtet. Von dort aus wurden die Verletzten nach Dalaran transportiert; zumindest die Verletzten, die getragen werden konnten und es waren nicht wenige. Der Großteil des Heeres musste gepflegt werden. Zerstückelte Arme, Beine und Körper lagen wie auf einem Jahrmarkt herum. Schreie und Gestöhne machten sich breit, Klagelaute und Geheule waren von vielen Angehörigen der Soldaten zu hören, die jetzt von Dalaran herüber kamen.

Ihr Vater, der Tauren-Paladin, wartete auf sie. Er war selbst ein Veteran aus den Scherbenweltkriegen und konnte erahnen, welche Gefühle in Polgàra steckten. Er hatte damals fürchterlich und herzzerreißend geweint, als die letzte Schlacht geschlagen und ihre Truppen den Sieg eingeheimst hatten. Gerne hätte Polgàra auch geweint, jedoch war sie ein Todesritter und somit waren auch ihre Tränensäcke nur noch totes Fleisch. Sie war ein fürchterlicher Anblick. Blut und Schweiß triefen von ihr hinab, Teile der Rüstung waren eingebeult oder fehlten gänzlich, das Schwert war dreckig und schartig von den vielen wuchtigen Schlägen von Arthas.

»Leg dein Schwert hin, lockere die Rüstung und setz dich«, befahl ihr der Taure. Er rief nach hinten »Lichtglocke, komme bitte hierher und helfe deiner Schwester.«

Polgàra bekam große Augen. Schwester, hat der große Taure soeben Schwester gesagt? Verwundert schaute sie ihren Vater an, anschließend suchten ihre Blicke jedoch das Geschöpf, das ihr Vater Schwester genannt hatte.

Lichtglocke hatte sich wie ihr Vater für den Weg des Paladins entschieden. Doch anstellte eines Nahkämpfers hatte sie sich dem geheiligten und heilenden Licht verschrieben. Bereits in ihrer Kindheit konnte sie kaum an einem Ast vorbei gehen, wo nicht ein verletzter Vogel ihre Hilfe benötigte, sie konnte kaum einen Weg entlang gehen, ohne dass sie einer Schildkröste ein frisch gezupftes Salatblatt überreichte. Sie war als Heilerin geboren und es war ihre Bestimmung.

Sie war voller Mitleid und Mitgefühl und weinte als sie die verletzten und verstümmelten Soldaten aus der Zitadelle herausströmen sah. Augenblicklich unternahm sie die ersten Schritte, um ein Lager einzurichten, sie organisierte Helfer und orderte weitere aus Dalaran an. Sie befahl nach Verpflegung und Verbänden. Ohne zu Ruhe zu kommen, heilte sie nicht nur die Wunden der Streiter, sie sorgte sich auch um ihr Seelenwohl und obwohl es Chaos und üble Zustände im Lager gab, nahm sie sich immer genug Zeit für jeden einzelnen um spendete mit ihren sanften Worten den Soldaten Trost und Mut.

Mit einem Lächeln begab sich Lichtglocke zu Polgàra, schaute sie kurz mit ihren Kuhäuglein an und umschlang ihre Schwester mit ihren Hufen. »Schwester, oh meine Schwester, ist dir denn auch keine Harm entstanden?«, fragte Lichtglocke und musterte jetzt leicht entsetzt die Todesritterin.

»Nichts, was man nicht mit etwas Wasser und Seife abwaschen kann, ich benötige nur ein wenig Ruhe, ich hatte Glück«, entgegnete Polgàra etwas verunsichert.

Der geheiligte Tauren-Paladin sah den Todesritter noch einmal eingehend an. Lichtglocke setzte sich direkt gegenüber von Polgàra und die beiden Schwestern sahen sie sanft und liebevoll an. Die geheiligte Tauren-Paladine neigte dann ihren Kopf und schloss ein wenig ihre Vorderhufe. Sie ließ in ihren Hufen langsam und bedächtig Licht erglimmen. Dabei schloss sie ihre Augen, damit sie sich besser auf ihr Licht konzentrieren konnte. Das Licht in ihren Hufen wurde größer und strahlender, sodass ihre Hufe nicht mehr zu sehen waren. Schließlich hob sie wieder ihren Kopf und reckte ihn gegen den Himmel, sie öffnete mit einem fast zärtlichen Lächeln ihre Augen und gab das Licht frei, indem sie ihre Hufe spreizte.

Jetzt wurde allen bewusst, weshalb dieses Kälblein den Namen Lichtglocke erhalten hatte. Als das Licht Polgàra überströmte, ertönte eine zarte Melodie, als wenn Glöckchen anfingen leise zu bimmeln. Im Nu waren die Wunden des Todesritters geheilt und nicht nur ihre Wunden. Das Gebimmel beruhigte ihre Seele und Polgàra fand ein wenig Frieden nach diesem blutigen Krieg. Die Todesritterin konnte es kaum fassen, dass Lichtglocke ihre Schwester war. Was Lichtglocke Gutes in ihr trug, trug sie als Todesritter das Böse.

Und dennoch zögerte ihre Schwester keine Sekunde sie zu heilen. Todesritter können nicht weinen. Nur anhand ihrer leider teils bedrohlichem und giftigen Leuchten ihrer Augen entdeckte man die Regungen dieser Ritter, ehemals Diener des Leichenkönig. Vor Rührung der Geste Lichtglockes fingen Polgàra's Augen an, strahlend zu leuchten. Anstelle kalter Todesritterleuchten erstrahlten ihre Augen in einem warmen Glanz. Ihr Körper war vielleicht tot, aber ihre Seele war gerettet.

Es vergingen Monate bis die Narben der Länder und Völker geheilt waren. Tief waren die Wunden, die der besessene Leichenkönig hinterlassen hatte. Lichtglocke und Polgàra blieben eine lange Zeit in Nordend und halfen gemeinsam, die Trümmer aufzuräumen und die Verwundeten zu heilen.

Ihr Vater machte sich wieder auf den Weg nach Donnerfels um seiner Tätigkeit als Schmied nachzugehen. »Ich erwarte euch bald und lasst auch eure Mutter nicht warten, zulange musste sie auf Glöckchen verzichten. Auch du, Polly, lerne deine Mutter kennen, viele Opfer musste sie bringen um dich den Naaru zu übergeben. Sie will dich endlich in die Arme schließen.«

Alsbald brachen die beiden ihre Reise nach Orgrimmar an. Dort angekommen liefen die Leute in Panik herum. Ein übergroßes Monstrum kam von Westen her und zerstörte die Lande mit mächtigem Feuer, das nicht zu löschen war.

Der kataklystische Drache, der die Erde teilte, war gekommen und bedrohte die Lande. Die Zeit für Frieden und Ruhe für Polgàra war noch nicht gekommen. Doch dies ist eine andere Geschichte ...

Nach oben

Platzhalter

Fandom:

WoW

Disclaimer:

Die verwendeten Charaktere unterliegen dem Copyright. Der Autor dieser Geschichte verwendet die Charaktere ausschliesslich zu privaten Zwecken und zieht keinen kommerziellen Vorteil hieraus. Weiterveröffentlichung, soweit kein Copyright-Einspruch des Urhebers vorliegt, oder vom Autor anders verfügt wurde, liegt ausschliesslich bei "FantasyGuide.de". Sollten dennoch Copyright-Verletzungen vorliegen, bitten wir um sofortige Benachrichtigung. Selbstverständlich wird "FantasyGuide.de" mit sofortiger Löschung der Geschichte auf Copyrightverletzungen reagieren.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261118055359a153
Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 30.09.2012, zuletzt aktualisiert: 19.02.2016 15:39, 12770