Spezial: Rettungskreuzer Ikarus
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Rettungskreuzer Ikarus

Redakteurin: Christel Scheja

 

„Rettungskreuzer Ikarus“ ist eine Science-Fiction-Serie von Fans für Fans, die in Qualität und Inhalt professionellen Produkten in nichts nachsteht. Eher im Gegenteil. Durch das junge Team und die Freiheit nicht unbedingt für den Massengeschmack schreiben zu müssen entstehen zeitgemäße und moderne Abenteuer-Romane.

Entstanden ist die Serie vor einigen Jahren aus dem Konzept zu einem Computerspiel. Dirk erzählt dazu: "Ich bin gar nicht der alleinige Urheber der Serie. Sie entstand aus dem Konzept eines Online-SF-Computerspiels, das niemals das Licht der Welt entdeckt hat, und dessen geistige Väter Thorsten Pankau und ich sind. Vieles von der Hintergrundgeschichte stammt von Thorsten, inklusive die Idee der Outsider, während die Crew und das Raumschiff, das Setting der Serie meine Idee waren. Aber beides funktioniert ja nur zusammen. Als wir die Idee für das Computerspiel begraben mussten, bin ich damit schwanger gegangen, bis mir Guido Latz über den Weg gelaufen ist, der seine verlegerischen Aktivitäten professionalisieren wollte und auf der Suche nach Material war."

Mit Guido Latz fand sich also der Verleger, der das Risiko nicht scheute. Und da sich im Bekanntenkreis schnell interessierte Autoren fanden, die mit der Materie keine Schwierigkeiten haben würden und hervorragend schrieben, erschien bald der erste Band. Der Erfolg der Serie entwickelte darauf zwar nicht sprunghaft aber stetig. Die Serie kam zur rechten Zeit auf den Markt und fand im Laufe der Jahre genügend Fans um bis heute bestehen zu können. Und das können nur wenige Serien von sich sagen.

Mittlerweile beträgt die Startauflage für jedes Heft 210 Exemplare, nachgedruckt werden nach jeweils einem halben Jahr 60 Hefte. Das mag nach wenig aussehen, addiert sich im Laufe der Jahre aber zu Summen, die in der Kleinverlagsszene beachtlich sind: Jeweils um die tausend Exemplare sind bereits von den ersten Bänden gedruckt und verkauft worden. Selbst heute finden die ersten Romane immer noch das Interesse der Leser und Guido muss nach eigener Aussage regelmäßig nachdrucken lassen.

Es lohnt sich also, einen näheren Blick auf die Serie zu werfen.

 

Worum geht es eigentlich in der Serie?

Das Freie Raumcorps, ein Zusammenschluß aus großen, interplanetaren Handelskonzernen, beschließt den Verlust an Raumschiffen zu minimieren. Speziell dafür ausgestattete Rettungskreuzer sollen havarierte Raumschiffe und Stationen bergen und so viel retten wie sie können.

Eines dieser zwei Schiffe ist die "Ikarus". Seine Crew besteht überraschenderweise zum größten Teil aus gescheiterten Existenzen: Roderick Sentenza einem durch Intrigen unehrenhaft aus dem Militärdienst des Mulitimperiums entlassenen Raumschiffkommandanten; Sonja DiMersi, einer Ingeneurin, die als einzige ihrer Crew den letzten Einsatz überlebte und sich deswegen die Schuld gibt; Dr. Jovian Anande, der einer brutalen Form der Gehirnwäsche unterzogen wurde, um ihn von weiteren Verbrechen gegen die Ethik abzuhalten. Einzig der Techniker und Entwickler Darius Weenderveen und sein Geschöpft, der Androide Arthur Trooid und das Baumwesen Thorpa haben einen eher ruhigen Lebenswandel ohne Schicksalsschläge hinter sich und wirken so ausgleichend auf die anderen. Später stößt noch die Grey An'ta 35-7 zum Team, die zwar eine ausgezeichnete Bergungsingeneurin ist, aber selbst so einiges zu verbergen hat.

Die Crew der Ikarus braucht einige Zeit sich zusammen zu raufen. Sie führen einige Aufträge aus, entlarven mit ihrer Chefin Sally McLennane eine Verschwörung innerhalb des Raumcorps und machen merkwürdige Entdeckungen, die ihnen einmal fast das Leben kosten. Andererseits finden sie aber auch Freunde und Bekannte, mit denen sie immer wieder neue Abenteuer erleben. Dazu gehören der freie Handelsfahrer und Schmuggler Jason Knight mit seiner Begleiterin, der geheimnisvollen Vizianerin Shilla.

Im Verlauf der Abenteuer tauchen nicht nur alte Feinde aus der Vergangenheit auf - Joran der Kronprinz des Mulitimperiums läßt Roderick Sentenza mehr als einmal seinen Haß spüren und macht ärger wo er nur kann- die Crew der Ikarus schafft sich in einer geheimnisvollen Sekte und der ein oder anderen Einzelperson auch neue. Das ist aber nichts gegen die Gefahr, die schließlich immer deutlicher in den Vordergrund tritt: Die "Outsider" dringen nicht zum ersten Mal in den Machtbereich der bekannten Bündnisse ein, schon vor vielen Jahrhunderten verheerten sie die Welten und versuchten sie unter ihre Kontrolle zu bekommen. Es gibt zwar nur wenig, was man ihnen entgegen setzen kann, aber da sie schon einmal besiegt und vertrieben wurden besteht Hoffnung es wieder zu können...

In einem parallel dazu verlaufenden Handlungsstrang werden Jason Knight und Shilla durch eine Anomalie in das Universum der "Outsider" verschlagen. Nachdem sie ihr havariertes Raumschiff gerade noch so eben zu einer Raumstation gebracht haben, merken sie recht schnell, das etwas nicht stimmt. Kaum eines der Wesen, dem sie begegnen ist älter als dreißig Jahre. Man hat Angst vor Shilla, die offensichtlich den Angehörigen einer höheren Kaste ähnlich sieht. Ehe die beiden am eigenen Leib die dortigen Machtstrukturen kennen lernen, nehmen Rebellen zu ihnen Kontakt auf. Während Jason sich noch retten kann, gerät seine Begleiterin in die Gewalt der Outsider und verfällt deren Macht. Kann er sie überhaupt noch retten?

 

Wie gelingt es einer von Fans gestalteten Serie, die unabhängig von bekannten Universen oder bekannten Romanheftserien wie Perry Rhodan ist, so lange auf dem deutschen Markt zu überleben und sich sogar eine eigene Fan-Gemeinde aufzubauen?

Die Antwort ist so vielschichtig wie einfach: Zum einen haben die Autoren viel Spaß an der Ausgestaltung der Serie. Sie schreiben mit Leidenschaft und Freude an ihren Geschichten und ergänzen einander, damit die Romane trotz der verschiedenen Stile und Vorlieben zueinander passen. Im Vordergrund steht in erster Linie die Unterhaltung des Lesers nicht der erhobene moralisierende Zeigefinger.

Zum anderen verwendet "Rettungskreuzer Ikarus" durchaus bekannte Erfolgsrezepte der SF ohne sie jedoch gedankenlos zu kopieren. Statt dessen werden die Motive und Elemente bunt durcheinander gemischt und verfremdet, die Autoren spielen mit ihnen herum und verknüpfen sie mit eigenen Ideen.

Die Ikarus ist nicht der erste Raumkreuzer, der dort eingreift, wo es brenzlig ist und von einer eigenwilligen Crew geführt wird. Schon in "Raumpatrouille Orion" folgte ein Commander McLane lieber seinem gesunden Menschenverstand als den Befehlen, die man ihm gegeben hatte und riskierte sein Schiff zum Wohle aller, anstatt es zu retten.

Die "Outsider", der schattenhafte Feind im Hintergrund hinterläßt wie die "Schatten" in "Babylon 5" zunächst nur wenige Spuren und sucht sich zunächst Verbündete wie den Kronprinzen des Multiimperiums, um unbemerkt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Geschickt täuschen sie ihre Verbündeten so daß diese erst viel zu spät merken, in welche Falle sie gelaufen sind. Dann ist es aber bereits zu spät.

Die Struktur des Universums ist so bunt und vielfältig wie bei "Star Trek". Verschiedene Sternenbündnisse wie das Multimperium, das Freie Raumcorps oder die Pronth Hegemonie teilen sich die bekannten und bewohnten Sternensysteme auf. Die verschiedensten Regierungsformen sind zu finden von einer absoluten Monarchie bis hin zur Demokratie, machtpolitische und kaufmännische Interessen halten sich die Waage. Man hält zwar einen relativen Frieden und treibt Handel, bleibt aber trotzdem gegeneinander misstrauisch. Im Outback schließlich ist alles möglich. In den dortigen Sternensystemen treiben sich nicht nur die Ausgestoßenen herum, sondern auch andere zwielichtige Wesen.

Das Universum ist nicht nur von Menschen oder humanoiden Wesen bevölkert, auch wenn diese überwiegen, die Ikarus begegnet immer wieder auch anderen Lebensformen und hat selbst ein nichthumanoides Baumwesen als Crewmitglied.

Das sind nicht die einzigen Reminiszenzen an bekannte Media-Serien, Filme, Romane oder Heftserien. Wer genau liest, kann noch einiges mehr entdecken und sich köstlich über die Anspielungen amüsieren.

 

"Rettungskreuzer Ikarus" ist eine Mischung aus den beliebtesten und erfolgreichsten Elementen der Space Opera und Sternenabenteuer, die nicht kopiert und wahllos aneinandergereiht sondern kreativ miteinander verknüpft werden. Was heraus kommt ist ein eigenständiges Universum, das seinen ganz eigenen Reiz besitzt

Anstatt aber dabei nur in die Vergangenheit zu blicken und alten Mustern zu folgen, binden die Autoren immer wieder aktuelle wissenschaftliche und technische Entwicklungen, z. B. in der Gentechnik mit ein und haben so eine moderne, zeitgemäße Form der Space Opera geschaffen.

 

Das Ikarus-Team

Der im SF-Fandom schon seit mehr als 20 Jahren aktive Dirk van den Boom ist zwar der Hauptinitiator und Kopf des Autorenteams, aber er sagt selber zu diesem Thema: "Tatsächlich steht hinter der Serie ein Team, das gut miteinander arbeitet, und dazu noch ein Verleger, der sich für das Projekt sehr engagiert. Meine Person ist daher gar nicht einmal so wichtig, und mich selbst allzu sehr mit der Serie zu identifizieren, würde möglicherweise den Beiträgen der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gerecht werden."

Dirk verfasst die Exposée der Serie und von ihm stammen auch die meisten Romane der Serie – vor allem diejenigen, die den Handlungsbogen voran treiben und neue Geheimnisse und Wahrheiten enthüllen.

Weiter zum Team gehören die Autorinnen Irene Salzmann und Sylke Brand, die Autoren Thomas Folgmann und Achim Hiltrop. Ausgeschieden ist mit Band 25 Martin Kay, der sich mehr eigenen Projekten widmen will. Aber vielleicht ist der Abschied auch nicht für immer. Alle fünf haben sich neben Dirk dankenswerterweise meinen Fragen zu ihrer Mitarbeit bei „Rettungskreuzer Ikarus“ gestellt und so manche nette Kleinigkeit verraten.

Für Martin Kay stehen aber schon andere bereit, Nicole Rensmann verfasst zur Zeit einen Gastroman und auch in den beiden Anthologien sind neben den Teammitgliedern auch Beiträge von Norbert Seufert und Armin Möhle zu finden..

Die Innenillustrationen stammen überwiegend von Irene Salzmann und Sylke Brand, die Titelbilder von Marco Cavet, der von Klaus „Smiley“ Schimanski und dem einen oder anderen zusätzlichen Künstler wie Emmanuel Henne unterstützt wird.

Und vergessen sollte man auch Guido Latz nicht, der auf seine Art und Weise viel für den Erfolg des Projekts beiträgt.

 

Die Zukunft der Ikarus

Natürlich werden im dreimonatlichen Abstand weitere Romane der Serie erscheinen und die ersten Ausgaben werden nach und nach in Sammelbänden zusammengefasst werden. Der derzeitige Zyklus um die Outsider und Prinz Jorans Machenschaften wird wahrscheinlich mit Band 35 seinen Abschluß finden, erste Planungen, wie es danach weiter gehen soll, laufen schon innerhalb des Teams. Ein dritter Kurzgeschichtenband soll im Jahr 2007 erscheinen.

Das ist aber nicht alles.

Mittlerweile gibt es für den Fan weitere Produkte, die er auf Cons erwerben kann: " Es gibt Ikarus-Kulis, Ikarus-Feuerzeuge, Ikarus-Lineale und natürlich die berühmt-berüchtigten Ikarus-Bierdeckel. Einfach auf einen Con kommen und einen Roman erwerben, dann darf man sich was aussuchen." Dazu kann man Figuren der Ikarus-Crew, ihrer Freunde und Feinde auf Treffen und im Internet erwerben, die erst einmal in kleiner Liebhaber-Auflage hergestellt werden.

Und nicht zuletzt wagt „Rettungskreuzer Ikarus“ den Sprung in ein neues Medium, das den Bekanntheitsgrad der Serie sicherlich erhöhen wird. Im Mai 2006 werden mit „Die Feuertaufe“, „Das weiße Raumschiff“ und „Der Gott der Danari“ die ersten drei Hörspiele zu Rettungskreuzer Ikarus bei der Firma Hörplanet erscheinen, weitere sind schon in Planung, wenn die Serie Interesse findet. Trailer kann man unter www.hoerplanet.de/ikarus anhören, und Rezensionen finden sich hier auf Fantasyguide.

Die Gegenwart sieht also rosig aus für die Serie und ihre Fans. Was danach kommt, wird die Zukunft zeigen...

 

Fazit

„Rettungskreuzer Ikarus“ mag zwar nicht die Bedeutung professioneller Serien wie „Perry Rhodan“ oder „Sternenfaust“ erreichen, es lohnt sich aber, sich die Serie genauer anzuschauen und ihre herausragende Qualität in Augenschein zu nehmen. Auch und vor allem SF-Media-Fans werden nicht enttäuscht werden.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426220234716a258d
Platzhalter

Rettungskreuzer Ikarus

Weitere Infos zu den Autoren und Zeichner


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 29.05.2006, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 2294