Seit 1987 spukt das Fantasy Filmfest durch deutsche Lichtspielhäuser und verbreitet unter der Bevölkerung Angst und Schrecken. Was damals in München mit einigen Horrorfilmen begann, sucht inzwischen sieben deutsche Städte mit über 70 Filmen aus den unterschiedlichsten Genres heim. Eine Woche lang laufen in jeweils 2 Kinosälen parallel von 13.00 Uhr bis weit nach Mitternacht Filme des abseitigen Geschmacks.
Auch wenn sich das Festival inzwischen ein wenig von seinen Horrorfilmwurzeln entfernt hat und immer mehr »mainstreamlastige« Filme laufen, ist immer noch genug für jeden Geschmack dabei, und die unglaubliche Vielfalt der Filme sorgt auch für ordentliche Abwechslung. Frankreich ist meist mit starken Thrillern und gelegentlich extrem harten Schockern vertreten. Aus Asien kommt erstklassige Thrillerware, aber auch schräge Experimente, Schwertkampffilme und Grusel. Spanien weiß meist, wie man den Zuschauern das fürchten lehrt und überzeugt mit hochwertigen Produktionen. In diesem Jahr sind die Briten und die Iren besonders stark vertreten. Dabei reicht die Bandbreite von Gangsterdramen über Tentakel-Schleim-Alien-Horror über Zombiekomödien bis zur bitterbösen Beziehungssatire. Aus Skandinavien kommen immer wieder richtig gute Beiträge. Am stärksten sind aber natürlich die USA vertreten. Wobei sich hier zeigt, dass abseits der stromlinienförmigen Hollywood-Blockbuster eine extrem kreative und experimentierfreudige Filmszene existiert. Der beste Film des Festivals ist zum Beispiel das Independent-Südstaaten-Fantasy-Drama Beasts of the Southern Wild.
Nur ein Land glänzt wie fast immer durch Abwesenheit: Deutschland. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Hell, Gewinner des Publikumspreises im letzten Jahr) sind deutsche Filmemacher nicht in der Lage vernünftige, gute (oder zumindest halbwegs erträgliche) Genrebeiträge zu liefern. Das mag zum einen an der Unfähigkeit derer zu liegen, die gewillt sind, solche Genrefilme zu drehen, zum anderen aber auch an der fehlenden Filmförderung solcher Werke. Während eine spanische Werwolfkomödie wie Game of Werevolves oder ein irischer Tentakelalienfilm wie Grabbers eine staatliche Filmförderung bekommt und dann auch mit ausgezeichneten Effekten aufwarten kann, bekommt man in Deutschland momentan wohl nur für sperrige DDR-Dramen eine Förderung. Kein Wunder, dass deutsche Filme dementsprechend international kaum Beachtung finden und die richtig guten Filmemacher ins Ausland gehen.
Aber zurück zum Filmfest. Ich selbst besuche es erst seit 2003, damals noch in Köln heute in Berlin. In Frankfurt bin ich auch schon gewesen. Und egal, in welcher dieser Städte ich war, es herrschte immer diese besondere Festivalatmosphäre, die vor allem dem besonderen Publikum geschuldet ist. Da sitzt man tatsächlich mit einer Horde Filmverrückter im Kino, die den Filmen und ihren Mitzuschauern den nötigen Respekt entgegenbringen, der dafür sorgt, dass man die Filme auch ohne hässliche Störungen genießen kann.
Jetzt aber genug geschwafelt und zu den Filmen des diesjährigen Jahrgangs. Ich hatte das Vergnügen 17 Filme zu sehen. Darunter ist dieses Mal glücklicherweise keine richtige Gurke gewesen. <link>Noobz, <link>Crawl und <link>A Chinese Ghost Story waren teilweise etwas lahm und nur durchschnittlich inszeniert, aber lange noch keine schlechten Filme. Obwohl dieses Jahr bis auf <link>Beasts of the Southern Wild kein Film dabei war, den ich schon im Vorfeld unbedingt sehen wollte, war das Niveau der Filme insgesamt überraschend hoch, auch wenn kein absoluter Kracher dabei war (vielleicht <link>Excisision).