Artikel: Siebter Virtueller Literaturcon vom 14. bis 15. Oktober 2023
 
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Bericht von Ralf Steinberg

 

Nun schon zum siebten Mal lud Thorsten Küper zum Virtuellen Literaturcon in Second Life ein und feierte damit auf eine spezielle Art seinen Geburtstag. Dementsprechend hagelte es auch Glückwünsche in den Chats und Sprachkanälen von Second Life, Discord und Youtube. Denn wie gewohnt gab es Bilder der Lesungen mit tollen Bühnenbilder aus Second Life, die Thorsten live streamte, während der Ton wegen der besseren Sprachqualität dort über Discord lief.

BukTom Bloch Lesung »Am Ende«

Den Anfang machte BukTom Bloch mit der Vorstellung seines autobiografischen Romans Am Ende.

Auf Anraten seines Anwalts heißt der Protagonist allerdings Thomas Bloch, jedoch sind die enthaltenen Erlebnisse durchaus wahr. Zwar gehört der Roman nicht zur Phantastik, aber BukTom hatte Textstellen mit Phantastikreferenzen zu Perry Rhodan und zur Raumpatrouille Orion ausgewählt, die seine SF-Affinität belegten.

Die er dann später im Perry-FanClub Solare Abwehr ausleben konnte. In deren Fanzine, das auf Diskette erschien, fanden sich erste digitale Texte von ihm, was ihn dann letztendlich zu seiner digitalen Bibliothek in Second Life führte.

 

BukTom klärte uns im Gespräch mit Thorsten darüber auf, warum er sich selbst als »Der faulste Sozialarbeiter Deutschlands« bezeichnet und was es für ihn emotional bedeutet, vermutlich aus politischen Gründen vom Jobcenter freigestellt zu sein.

 

Er erhielt den ersten tosenden Applaus des Publikums.

Robert Corvus Lesung »Perry Rhodan«

Es folgte Robert Corvus, der die erste deutschsprachige Perry-Rhodan-Lesung in Second Life bestritt.

Barlok Barbosa erschuf dafür ein tolles Bühnenbild, im Hintergrund das riesige Raumschiff Magellan, das in Heft 3200 der Hauptserie, Mission MAGELLAN, natürlich von Robert verfasst, eine wichtige Rolle spielt. Das Heft erschien im Dezember 2022.

 

Robert brachte einen coolen PR-Avatar mit, der eine Figur aus der aktuellen Serie darstellt.

Die gelesenen Ausschnitte brachten die gewohnte Action und jede Menge PR-typische Technologie mit, sodass ich mich sofort an meine Lesezeit Mitte der 90er erinnerte.

Axel Aldenhoven Lesung »Zeit-Bots«

Axel Aldenhoven stellte uns danach an einem atmosphärischen Strand die zweite Novelle aus seiner SF-Serie vor, die er Zeit-Bots nannte.

 

Das verrückte Zeitreise-Abenteuer um Mike Westwing wird demnächst nach den beiden Novellen in Roman-Form weitergehen.

Axel erzählte uns noch kurz von seinen Projekten als Hörbuchsprecher und wird auch auf dem diesjährigen BuCon zu sehen und zu hören sein.

Achim Stößer Lesung »Stürzender Stern«

Achim Stößer ist ein altbekannter Second-Life-Veteran. Für seine Lesung entführte uns Barlok in einen seltsamen Tunnel, in dem es grün von der Decke tropfte.

 

Stürzender Stern handelt von einem kleinen Taschenkrebs, der an Bord eines Raumschiffs um sein Leben rennt, denn die seltsamen Wesen an Bord wollen ihn einsperren und für finstere Dinge benutzen …

 

Diese sehr amüsante Story soll in der Strandgut-Anthologie von Marianne Labisch erscheinen, die das Thema Flucht und Vertreibung behandelt. Leider steht das Projekt auf wackeligen Füßen, da es eigentlich im Frühjahr 2024 im Hirnkost-Verlag erscheinen sollte, der aber wohl gerade vor dem Aus steht.

Jenny Wood Lesung »Totennacht«

Das im Art Skript Phantastik Verlag von Grit Richter entstandene Kemet-Universum wird derzeit vor allem von Melanie Vogltanz und Jenny Wood ausgebaut. Nach einem gemeinsamen Roman erscheinen nun zum BuCon zwei neue Einzelwerke um Seth und Mafed.

 

Genau genommen ist Jennys neuer Roman Totennacht schon der zweite Soloroman und Nachfolger von Totenfluch.

 

Im Gegensatz zu Melanies Seth musste Mafed seine unsterblichen Jahrtausende unter den Menschen verbringen was wir in der Lesung im Bühnenbild von Thorsten denn auch im Frankreich des Jahres 1916 miterleiden durften.

Gabriele Behrend Lesung »Im Schatten der Hydrangea«

Einen festen Stammplatz im Lesungsrepertoire von Second Life hat Gabriele Behrend inne.

 

Erneut las sie zusammen mit Thorsten in verteilten Rollen. Dieses Mal stand ihr jüngster Roman Im Schatten der Hydrangea auf dem Programm, der sich mit dem Inner Space befasst und uns in fünf Bewusstseinsebenen entführt. Für die Lesung ging es in die Geisteswelt einer Wachkomapatientin.

 

Barlok erschuf als Kulisse ein tolles Getreide-Mohnfeld inklusive der in der Geschichte erwähnten Hütte samt der Titel-gebenden Hortensie.

 

Auf dem BuCon werden die beiden ebenfalls zusammen lesen, ein garantiert hochkarätiger Programmpunkt.

Mario Franke und Uli Bendick Ausstellung mit Werken der beiden Künstler

Zum Abschluss des ersten Tages besuchten wir die Ausstellung der beiden Grafik-Künstler Mario Franke und Uli Bendick. Da Mario leider erkrankte, führte uns Uli allein im Gespräch mit Thorsten durch die ausgestellten Werke. Sie stammen unter anderem aus der geplanten »Strandgut«-Anthologie, für die sie sich von den Storys inspirieren ließen. Uli erzählte, dass jeder für sich Inspiration beim Sichten der Beiträge sammelte und es zwei Texten sogar gelang, beide zu einem Bild zu animieren, darunter die Geschichte von Aiki Mira, einem Programmpunkt des zweiten Con-Tages.

 

 

Mario und Uli arbeiten gelegentlich zusammen, etwa für den Kalender, der nun bei Torsten Low erscheint. Hier sind die Bilder unabhängig von den Texten entstanden.

 

Natürlich war auch das Thema KI Bestandteil des Gesprächs, da gerade im Grafik-Bereich eine Explosion des KI-Einflusses zu beobachten ist.

 

Die Ausstellung wird während des ganzen Cons offen bleiben und bestimmt auch noch etwas darüber hinaus.

 

Jol Rosenberg Lesung »Etomi«

Zu Beginn des zweiten Con-Tages eröffnete Jol Rosenberg das Programm mit einer Passage aus Etomi – Erwachen, dem ersten Band eines neuen SF-Zweiteilers, der bei Plan 9 erscheint und der hoffnungsfroher Weise auf dem BuCon erhältlich sein wird, zumindest haben die Bücher die Druckerei bereits verlassen.

 

Die Geschichte spielt auf der Erde im 24. Jahrhundert. Grundsätzlich zwar eine Dystopie, aber die Menschen haben sich an die Folgen der Klimakatastrophe angepasst und leben in Kuppelstädten oder unter der Erde. Dabei erleben wir die Story aus drei Perspektiven, zwei davon stellte uns Jol in der Lesung vor.

 

So begleiteten wir Lea zum Erlösungsraum, wo sie die letzten Minuten ihrer Cheffin vor deren Erlösung teilt. Diesem Raum war auch die Kulisse nachempfunden.

Im zweiten Teil ging es um eine sehr energische Industriearbeiterin. Die dritte Erzählperspektive wird dann von einer KI eingenommen.

 

Klang komplett anders als der tolle Abenteuerroman Das Geflecht.

Galax Giordano Lesung »S.A.I.S.«

Galax Giordano stellte einen Text vor, der bereits in einem Conbuch des Elstercons erschienen ist und den Christoph Grimm für sein Magazin Weltenportal, Ausgabe 5, rekrutierte.

Darin geht es um eine alte Frau, die einst gegen die allmächtige KI S.A.I.S. kämpfte und dafür bestraft wurde. Doch heute genießt sie die Vorteile der KI-Herrschaft und schwelgt in Erinnerungen, während sie im Wartezimmer einer Unfallstelle auf ihren Mann wartet. Und mit ihr auch wir, denn genau dieses Wartezimmer stellte die Lesungskulisse dar.

 

Im Anschluss berichtete Galax noch kurz über das Fortschreiten seiner Romanreihe um die Koloniewelten.

Yvonne Tunnat Interview mit Frederic Brake und Thorsten Küper

Nun betraten wir laut Thorsten das Reich der Improvisation, denn eigentlich sollte Yvonne Tunnat jetzt Janika Rehak interviewen, die leider erkrankt absagen musste.

 

Spontan wurde daher auf ein Interview mit Frederic Brake und Gastgeber Thorsten Küper umgeschwenkt, in dem aus hauptsächlich um die Talkien-Podcast-Reihe ging, über die Yvonne auch Thorsten kennenlernte und ihn zunächst für einen öden Selbstpublisher hielt.

 

Klar, dass bei den drei netten Menschen ein nettes Gespräch über das Format und dem Frieden in der Phantastik-Bubble herauskam.

 

Frederics Avatar wurde leider nicht korrekt dargestellt und erschien bei mir als weiße Wolke, in anderen SL-Clients muss diese Wolke wohl rot gewesen sein.

 

Das Interview fand in der sehr coolen und dystopischen Kulisse statt, die Barlok passend für Janina baute – vermutlich hätte man im Gespräch erfahren, was es damit genau auf sich hat.

Aiki Mira Lesung »Neurobiest« und Live Hörspiel »Ist das Musik?«

Aiki Miras dritter Roman Neurobiest ist grad erschienen und erneut konnte ich die überraschende Szene auf einem Berliner Hochhausdach erleben, dieses Mal aber in einer großartigen Barlok-Kulisse.

 

Zeitlich vor Neongrau angelegt spielt »Neurobiest« im selben Universum, ist aber eher Biopunk.

 

Der zweite Teil der Lesung, für den wir auch den Schauplatz wechselten, stellte ein Experiment dar. Aikis Text Ist das Musik? für den Kalender von Marianne Labisch, dessen Bilder wir gestern in der Ausstellung bewundern konnten, wurde nun als Hörspiel gestreamt mit der musikalischen Untermalung von Michael Wehren. War leider nur auf YT zu hören, aber mit Aikis säuselnder Stimme ungemein beeindruckend.

 

Barlok bat uns dann, das bereitstehende Gleitershuttle zum kostenlosen Flug ins nächste Set zu nehmen.

Yvonne Tunnat Lesung »Nanita findet Leben«

Wir landeten auf einem riesigen Schrottplatz voller Raumschiffwracks und Roboterresten. Barlok ließ darüber verschiedene Raumschiffe kreisen, die einem seltsame Nachrichten zuflüsterten.

 

Hier konnte Yvonne Tunnat auch selbst endlich wieder etwas lesen. Nach dem grusligen Morsche Haut ihres letzten Second-Life-Auftrittes nun also Nanita findet Leben aus der Hirnkost-Anthologie Ferne Horizonte.

 

Im Zentrum des vorgetragenen Teiles der Story stehen die gehörlose Lil und die Titel-gebende Nanita.

Eine tolle Lesung in einem wunderbaren Bühnenbild.

 

Auch hier standen wieder Shuttles bereit, um uns zum nächsten Lesungsort zu bringen.

Sebastian Kreimeier Lesung »Agonie auf der Rolltreppe«

Den Lesungsort kannten wir bereits, denn es war die Ausstellung von Mario Franke und Uli Bendick, die wir am ersten Con-Tag durchschritten.

 

Passenderweise gab es hier nämlich eine Rolltreppe und die wählte Autor Sebastian Kreimeier als eine doppelte Analogie.

 

Dem Politikwissenschaftler geht es in seinem Buch um Kapitalismuskritik und Aufklärung. Und auch wenn der Text etwas wissenschaftlich sperrig war, konnte der Autor seinen wohl verdienten Applaus genießen. Auch er wird auf dem BuCon zu finden sein.

 

Und wieder hinein ins Shuttle!

Jörg Fuchs Alameda Lesung »Teufelsgarn«

Das Shuttle setzte uns im kosmischen Nirgendwo ab, aber uns war nach dem anstrengenden wissenschaftlichen Vortrag klar: Zeit für den Besuch einer ordentlichen Weltraumkneipe!

 

Waypoint FiftyNine ist die coolste Weltraumkneipe der Welt und zudem Titel der Anthologie von Jörg Fuchs Alameda und seinem Kumpel Günther Kienle aus dem ziemlich umtriebigen Leseratten Verlag.

 

Die beiden schrieben die Rahmenhandlung, die die einzelnen Geschichten darin miteinander verbindet.

 

Teufelsgarn stellte uns nun eine teuflische Krisensitzung vor, die ihren eigenen Humor besaß. Aber es gab ja zum Glück etwas zu trinken.

Arno Endler Lesung »Spaziergang zu dritt«

Arno Endler hatte sich für seinen ersten Auftritt in Second Life eine unveröffentlichte Kurzgeschichte mit ein bisschen Romantik herausgesucht.

 

Als Autor ist er ungemein erfolgreich, allein das Computermagazin ct veröffentlichte bereits über 50 seiner Geschichten.

 

Eine Brücke in Italien war für die Inspiration von »Spaziergang zu dritt«.

 

Lisa datet dank einer App einen seltsamen Mann. Die App hilft ihr dabei, die richtigen Dinge zu tun und sie ist es gewohnt, auch genau das zu tun, was ihr die App vorschlägt.

Z scheint auch diese App zu haben, doch er ist ein durchschnittlicher Mensch den alle übersehen, wohingegen Lisa hübsch ist, alle beobachten und beurteilen sie.

 

Was für eine Kracher-tragische Geschichte, definitiv ein Highlight des Abends!

Frederic Brake Lesung »Sweet Home Alabama«

Frederic Brake bestritt den letzten Lesungspunkt mit seiner Kurzgeschichte Sweet Home Alabama, die in der Anthologie Dimension Null erschien, der letzten Anthologie an der der verstorbene Herausgeber Rico Gehrke arbeitete.

 

Natürlich ließ es sich Thorsten Küper nicht nehmen, mit Frederic zusammen zu lesen.

 

Die Überlebenden eines Raumschiffabsturzes müssen sich mit ganz besonderen Beasties auseinandersetzen.

 

Tolles Bühnenbild, toll gelesen, was will man zur nächtlichen Stunde mehr?

Psiquence Konzert

Was will man mehr? Natürlich ein Psiquence-Konzert! Dieser traditionelle Abschluss bezauberte erneut durch atmosphärische Musik und einer filigranen Lichtshow.

 

So konnte man den Abend ausklingen lassen und wurde glücklich in eine phantastische Arbeitswoche entlassen.

 

Vielen Dank an alle Beteiligte, besonders an Barlok und den Gastgeber, Thorsten Küper!

 

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Siebter virtueller Literaturcon


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Erstellt: 15.10.2023, zuletzt aktualisiert: 17.10.2023 20:00, 22375