Spezial: Die Legenden von Phantasien
 
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Die Legenden von Phantasien

Redakteur: Christoph Weidler

 

25 Jahre nach dem Erscheinen von „Unendliche Geschichte“ gaben die Erben von Michael Ende (1929 – 1995) dem Droemer Verlag die Erlaubnis, insgesamt zwölf Romane zu veröffentlichen, die allesamt in Phantásien spielen. So entstand unter der Federführung von Roman Hocke die Buchreihe „Die Legenden von Phantásien“, welche auf der Basis von Michael Endes phantastischem Meilenstein aufbaut. In dieser Reihe werden Geschichten aus und um Phantásien erzählt, die zeitlich vor, während und nach Michaels Endes „Unendliche Geschichte“ liegen. Jeden Herbst sollen drei, und jedes Frühjahr zwei weitere Titel veröffentlicht werden. Uns hat es interessiert, wie es zu dieser Reihe kam, und was man als Leser dort zu erwarten hat. Begeben wir uns also nun auf eine kleine Reise in das Reich der Kindlichen Kaiserin...

 

Phantásien

Das Reich der Kindlichen Kaiserin oder ein Ort in dem unsere Phantasien wahr werden?

 

Erinnert ihr euch noch an das Buch „Die unendliche Geschichte“ oder habt ihr es eventuell kürzlich gelesen? Was geschah da noch mal, ganz grob ... der Junge Bastian Balthasar Bux wird von seinen Schulkameraden gepiesackt und flüchtet in das Antiquariat von Karl Konrad Koreander. Dort stößt er auf ein Buch, welches ihn fast magisch anzieht, er entwendet es und versteckt sich damit auf dem alten Schulspeicher. Nach und nach versinkt er immer mehr in die Geschichte. Er wird regelrecht hineingezogen und ist plötzlich mittendrin im Abenteuer um die Zukunft von Phantásien und versucht es vor dem vordringenden Nichts zu retten.

Wie wunderbar hat es Michael Ende in diesem Buch verstanden, den Leser regelrecht „dabei sein“ zu lassen und wie schnell fieberte man mit Bastian mit, stand neben ihm in seinen Zweifeln, flog mit ihm gemeinsam auf den Glücksdrachen Fuchur über die Kontinente von Phantásien, wurde gejagt von Gmork, traf auf die uralte Morla und versuchte einen neuen Namen für die Kindliche Kaiserin zu finden.

Seit meiner Jugendzeit hat mich Michael Endes „Unendliche Geschichte“ begleitet, bis heute inspiriert, und steht immer noch in meiner Bibliothek, damit auch die nächste Generation, welche schon hier durch die Zimmer tobt, zur rechten Zeit das Reich der Kindlichen Kaiserin neu erkunden kann. „Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.“

 

Nun machten sich Autoren unter der Führung von Roman Hocke, früher Lektor von Michael Ende, nun Herausgeber der Buchreihe „Die Legenden von Phantásien“, daran, dieses Land neu zu bereisen. Aber was ist überhaupt dieses „Phantásien“? Michael Ende hatte einmal zu dieser Frage folgendes geäußert:

 

„Der magische Bereich des Imaginären ist eben Phantásien, in dem man ab und zu reisen muss, um sehend zu werden. Dann kann man zurückkehren in die äußere Realität, mit veränderten Bewusstsein, und diese Realität verändern oder sie wenigstens neu sehen und erleben.“

Michael Ende

 

Phantásien ist also ein Land jenseits unserer Wirklichkeit, und dennoch eng mit uns verbunden. Es muss stetig neu erfunden und in die Erinnerungen gerufen werden, damit es nicht im Nichts verschwindet. Phantásien lebt durch die Phantasie jedes Einzelnen, jeder Generation und jeder Kultur. Vergessen und verlieren wir unsere Phantasie, so versinkt das Reich der Kindlichen Kaiserin in die Wesenlosigkeit, dem Nichts. Es ist also in uns, eine Welt voller Schönheit und Magie, aber auch voller Grauen und Schrecken, nicht real, aber dennoch in uns vorhanden. Das Gute braucht das Böse, das Licht das Dunkle, und Schwarz braucht Weiß, um existieren zu können. Phantásien verbindet das alles zu einer gemeinsamen Existenz. Ein jeder hat ein kleines oder großes Stück Phantasie in sich und alle Teile zusammen ergeben Phantásien. Ein Ort wo unsere Träume und Phantasien sich finden, ein Ort aus dem wir, jeder von uns, ein Stück mit in die Realität nehmen, um so die Dinge aus einer anderen Sicht zu sehen oder neu zu erschaffen. Phantásien - ein Platz durch den Träume wahr werden können.

 

Jede Generation muss – wie es in dem Buch die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende heißt – das Reich der Phantasie zu neuer Blüte bringen, entstehen dort doch alle Vorstellungen von Welt, selbst unsere Werte.

Und so wagten sich bekannte deutsche Erzähler, durch die Inspiration von Michael Endes zeitlosen Werk „Die unendliche Geschichte“, als Entdecker und Abenteurer auf die Reise um die vielen Ecken und Winkel des Reiches der Kindlichen Kaiserin zu erkunden und ein paar der unzähligen weißen Flecken auf der Karte von Phantàsien ein klein wenig aufzudecken.

Roman Hocke konnte hierfür bekannte deutsche Autoren wie Tanja Kinkel, Ralf Isau, Ulrike Schweikert, Peter Freund, Wolfram Fleischhauer und Peter Dempf gewinnen und mit den zwei Vorgaben

 

- keine Hauptfiguren der Unendlichen Geschichte zu verwenden, oder nur ganz am Rande.

- Handlungsort ausschließlich Phantásien.

 

machten sie sich ans Werk und entführen die Leser erneut in eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Welt von Phantásien.

 

Die Legenden von Phantásien

Wie kam es zu der Idee zu der Buchreihe „Die Legenden von Phantásien“?

 

Schon Bastian hat bei seiner Reise in der „Unendlichen Geschichten“ bei weiten nicht alle Ecken und Winkel von Phantásien erforscht. Im Gegenteil, nach seinem Abenteuer entsteht das Reich der Kindlichen Kaiserin neu durch die Phantasie der Menschenkinder. Michael Ende hat in seine „Unendlichen Geschichte“ viele Geschichten offen gelassen und mit dem Satz „Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.“ unzählige Ansatzpunkte für weitere Abenteuer gegeben. Hier setzt die Reihe „Die Legenden von Phantásien“ an, und die Autoren erzählen ihre Geschichten die zeitlich vor, während und nach Bastians Besuch in Phantásien liegen. Und so machten sich die Autoren auf, diese Geschichten zu erzählen, denn wie sagte Roman Hocke selber so schön:

„Wir alle lieben gute Geschichten - und was gibt es für eine schönere Geschichte als jene, die davon handelt, wie ein Dutzend Vollbluterzähler sich aufmachen, um die Welt der Phantasie zu erneuern?“

 

Die Bücher

Das Buch ist Phantásien. Was geschieht, wird in ihm aufgeschrieben, und was geschrieben steht, geschieht auch.

 

In der Buchreihe „Die Legenden von Phantásien“ werden einige dieser vielen offenen Enden aus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ aufgenommen und man erfährt so wie z.B. Karl Konrad Koreander zu dem Antiquariat und dem Buch „Die unendliche Geschichte“ kam, welches später in die Hände von Bastian gelangte, was mit dem Werwolf Gmork geschah, oder was es mit dem Alten auf den Wandernden Bergen auf sich hat. Aber auch ganz andere Gesichtspunkte und Abenteuer, wie z.B. über die Weberinnen von Sirdom, ein Volk das die Geschichte von Phantásien in ihren Teppichen festhält, oder dem Volk der Tashan Gonar – die „Blauschöpfe“ – welche von seltsamen Ungeheuern bedroht werden und über die Auswirkungen der Träume, die nicht länger geträumt werden, werden wunderbar erzählt und man geht ebenso wie schon in Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ als Leser in diesen Geschichten auf und ist aktiv dabei.

 

Ich hatte erst so meine Bedenken gehabt. Kann man die Geschichten um Phantásien erzählen ohne das es ein „Abklatsch“ der „Unendlichen Geschichte“ wird? Können die Autoren hier etwas vollbringen ohne ihren persönlichen Stil des Erzählens zu verlieren und sich in den gegebenen Vorgaben von Michael Ende zu verlaufen?

Es war für die Autoren sicherlich eine große Herausforderung, in Michael Endes Phantásien zu „reisen“, dort neue passende Orte zu entdecken und deren Abenteuer niederzuschreiben, aber es ist den Autoren mehr als nur gelungen. Sie waren da, und haben Phantásien mit ihren eigenen Augen gesehen. Jede Geschichte für sich ist handwerklich wunderbar, vom Stil einzigartig, und von der Handlung äußerst gelungen und bietet dem Leser eine Geschichte um Phantásien ohne das Gefühl zu geben, das es sich um eine Fortsetzung der „Unendlichen Geschichte“ im Stil von Michael Ende handelt. Die Autoren bringen hier ihre ganz eigenen Eindrücke und Gedanken auf Papier und so sind „Die Legenden von Phantásien“ keine Fortsetzung sondern ureigene in dem von den Autoren persönlichen Stil erzählte sehr gelungene Geschichten aus Phantásien. Je nach Geschmack und Vorlieben, ob düster, geheimnisvoll oder phantastisch, wird ein jeder Leser seinen persönlichen Favoriten in der Reihe finden, in den Abenteuern und Geschichten versinken und mit den Hauptfiguren der einzelnen Handlungen regelrecht mitfiebern. Ein jedes Buch für sich hat seinen ganz eigenen Charme, und mir als Leser ging es so wie schon lange nicht mehr, selbst nach dem Lesen des fünften Bandes haben die Bücher kein bisschen ihres Bannes auf mich verloren und ich freue mich schon auf die zukünftigen Bände aus dieser Reihe.

 

Und auch vom Aufbau und Äußeren her können sich die Bücher sehen lassen. Schon wenn man die Bücher aus der Reihe "Die Legenden von Phantasien" in der Hand hält, ist man durch die sehr schön gestalteten Aufmachungen positiv überrascht. Die Hardcoverausgaben werden mit einem gut gelungenen und stimmungsvoll illustrierten Schutzumschlag umhüllt und haben einen eingebundenes Lesezeichen. Vom lektorischen Aufbau der Bücher ist es ein wahres Lesevergnügen, der Inhalt wird übersichtlich und optisch klar dargestellt, so sollten Bücher sein. Man wird sie mit Freuden aufbewahren, bis die eigenen Kinder bereit sind für ihre ganz eigene Reise nach Phantásien!

In diesem Sinne möchte ich kurz bei den Rezensionen ein klein wenig näher auf die einzelnen Bücher eingehen.

 

Roman Hocke ist es hier gemeinsam mit den Autoren wirklich äußerst gut gelungen traumhaft, phantasievoll und dennoch passend Phantásien neu zu entdecken. Kurz gesagt, „Die Legenden von Phantásien“ sind ein Lesevergnügen für Jung und Alt. Michael Ende würde sich freuen, auch wenn er es eventuell niemals zugegeben hätte.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419090847922fc8b6
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Erstellt: 29.04.2005, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 156