Der 14. Elstercon stand unter dem Motto Ferne Welten und fand wie gewohnt im Haus des Buches in Leipzig statt.
In drei Örtlichkeiten bot sich ein buntes Programm, während im Foyer und darüber diverse Stände von Verlagen und Händlern ihre Werke feilboten, wie gewohnt alles etwas intimer als auf dem BuchmesseCon, dafür bietet der Elstercon regelmäßig ausländische Gäste.
Die Veranstaltungen waren dicht gedrängt und mindestens zweigleisig, sodass ich eine Auswahl treffen musste.
Der erste Programmpunkt widmete sich der grafischen Kunst. Die Illustratorin Jana Heidersdorf präsentierte im Gespräch mit Dirk Berger ihre Arbeiten.
Besonders spannend war ihr Bericht von einer Zusammenarbeit mit Owen King. Der wollte sie unbedingt für das Cover und die Illustrationen der limitierten Sonderausgabe seines neuen Buches mit seinem Vater Stephen King haben. Sehr enthusiastisch stellte sie ihre Überraschung und ihr Entzücken darüber dar, dass Owen King ihre Arbeiten gefunden hatte und auch noch mochte!
Anhand einiger Bilder erklärte sie uns dann ihre Arbeitsweise. So stellt sie für Cover und Filmplakate zunächste ganz kleine Skizzen her, die einen eindruck von Kontrast und Wirkung vermitteln sollen. Über Bleistift, Kohle und Acryl entsteht dann in mehreren Schichten ein Bild. Dank Photoshop kann sie dabei auch mal richtig rumsauen und muss nicht bei jedem Strich zittern, dass er auch gelingt.
Sehr unprätentiös berichtete sie über ihre Einstellung zu Aufträgen, bei deren Erfüllung sie zwar ihrem Stil treu bleibt, aber sich selbst aber nicht in den Mittelpunkt stellt.
Eine spannende junge Künstlerin mit großartigen Bildern, die von Bäumen und Tieren in düsterer Atmosphäre und stets dynamischen Bewegungen dominiert werden.
Auf ihrer Wunschliste mit Kollaborationen steht Neil Gaiman ganz oben und vielleicht fragt sie ihn ja einfach, wie es Kai Meyer vorschlug.
Danach stellte ein fröhlicher und glänzend aufgelegter Helmuth W. Mommers seinen Kurzgeschichtensammelband Anderzeiten vor.
Helmuth ist ein Leseprofi und versteht es mit Witz und Timing seine Storys zu präsentieren. Der Altmeister der deutschsprachigen SF hat allerdings so viel mit seiner Villa Fantastica in Wien zu tun, dass neues Material wohl demnächst erst einmal nicht erscheinen wird. Aber die wunderschöne Hardcover-Ausgabe dürfte auch erst einmal sehe viele Leser und Leserinnen glücklich machen.
Anschließende las der Schauspieler Arnulf Meifert zwei Kapitel aus Phönix vor. Während der Vortrag von Karheinz wie immer locker und inspirierend war, konnte ich mit dem Overacting von Meifert nichts anfangen. Seine Interpretation würde mich eher vom Lesen abhalten.
Die KLP-Verleihung nahm wie gewohnt Udo Klotz vor. Leider hatte er sich überlegt, einige der Laudationes und Textauszüge ebenfalls von Arnulf Meifert vorlesen zu lassen.
Allzuviele Gewinnerinnen und Gewinner konnten jedoch nicht kommen. Lediglich der Komponist André Abshagen für das Beste SF-Hörspiel und Uwe Hermann für die Beste Kurzgeschichte nahmen ihre Preise persönlich in Empfang.
Kai Meyer wiederum vertrat Thomas Le Blanc, der den Sonderpreis für seine Arbeit für die Phantastische Bibliothek in Wetzlar nicht persönlich abholen konnte. Aber wenn einer ihn würdig vertreten konnte, dann ja wohl der Büchermagier Kai Meyer!
Im Anschluss unterhielt Karlheinz Steinmüller das Publikum mit einem Vortrag zum Motto des Elstercons. Er näherte sich dem Thema Ferne Welten aus verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen und belegte seine Worte stets mit Beispielen aus der zumeist phantastischen Literatur. Die Vorträge von Karlheinz sind nicht ohne Grund stets bestens besucht. Wer noch nicht das Vergnügen hatte, sollte es unbedingt nachholen!
Für viele sicherlich ein Höhepunkt des Tages stellte das Gespräch von Dirk Berger mit dem britischen SF-Autor Alastair Reynolds dar. Seit seinem ersten Band der Revelation-Space-Reihe, Unendlichkeit, gehört er zu den erfolgreichsten SF-Autoren von der Insel.
Auf Deutsch ist gerade sein Roman Rache erschienen, für den er eine etwas schnellere Gangart verspricht. Reynolds hangelte sich souverän durch die Fragen, flink übersetzt von Gregor Jungheim und gab uns einen Einblick in die Entstehung seiner Romane, seinem literarischen Werdegang und welche Space-Operas der 80er ihn beeinflussten. Wesentlich waren natürlich auch sein Astronomiestudium und die Arbeit für die ESA. Inzwischen sieht er sich aber in erster Linie als Schriftsteller, aber eben mit dem Anspruch, physikalische Unmöglichkeiten zu vermeiden.
Im Forum zum Thema des Cons, »Ferne Welten«, unterhielten sich Aliette de Bodard, Alastair Reynolds, Niklas Peinecke, Kai Meyer und Karlheinz Steinmüller über Worldbuilding, Physik und Plotkonstruktion.
Die in Paris aufgewachsene Amerikanerin Aliette de Bodard berichtete dabei auch über die persönliche Bedeutung von Krieg, da ihre Familie mütterlicherseits den Vietnamkrieg miterlebte.
Die Zusammensetzung des Podiums war klasse und Gregor Jungheim glänzte erneut in der Rolle des Simultanübersetzers.
Das Panel des Festa-Verlages präsentierte dieses Mal Nicholas Sansbury Smith, der mit seiner Action-Endzeitreihe Extinction Cycle ungeheuer erfolgreich ist. Der Vielschreiber arbeitete vorher für den Katastrophenschutz und kennt sich sowohl in Überlebenstechniken im Ernstfall aus, als auch mit den Reaktionen der Menschen.
Das Gespräche führte Hardy Kettlitz, die Übersetzung meisterte Claudia Rapp, jedoch merkte man ihr eine gewisse Aufregung an.
Der Festa-Verlag wird auch weiterhin Werke von Nicholas Sansbury Smith verlegen, obwohl gerade bei Heyne die SF-Reihe Orbs startete.
Da der Elstercon auch als Jahresversammlung des SFCD diente, fand hier ebenfalls gleich die DSFP-Verleihung statt. Vorher präsentierte Arno Behrend jedoch die Gewinner des Curt Siodmak Preises.
Und noch ein Preis wurde vor dem DSFP vergeben: Der nigelnagelneue Andreas Kuschke Preis.
In Erinnerung an den leider viel zu früh verstorbenen Fan, SFCD-Mitglied und SFN-Urgestein Jaktusch, ehrt der SFCD damit Leute aus dem Fandom, die quasi in der zweiten Reihe stehen und dort viel und fast unbemerktes für das Fandom leisten.
Der erste Preisträger ist völlig zu Recht Udo Klotz für seine großartige Arbeit als Treuhänder und Organisator des KLPs.
Dann endlich kam die DSFP-Verleihung. Ralf Boldt, Martin Stricker und Ralf Bodemann in seltsam unfannischen Anzügen hangelten sich etwas steif durch die Veranstaltung. In der Kategorie Beste Kurzgeschichte gewann auch hier Uwe Hermann.
Marc-Uwe Kling konnte seinen Preis für Qualityland als Bester Roman nicht persönlich entgegennehmen, grüßte aber mit einer lustigen Videobotschaft. Sein Preisgeld spendete er darin einer Internetinitiative.
Uwe Hermann durfte danach mit heiserer Stimme einige seiner Texte, darunter auch die Siegerstory, Das Internet der Dinge, vorlesen und wie ich schon von seiner Second-Life-Lesung her wusste, kann er das sehr gut.
Damit endete für mich das megavolle Programm des Elstercons 2018. Bis zum nächsten Mal!